27. Rote Augen

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Es verging fast eine Woche, in der ich nicht mit Sebastian sprach. Ich hatte in nach ein paar Tagen, in denen ich ihn in Ruhe lassen wollte, mehrmals angerufen, allerdings ging immer nur die Mailbox dran. Zu ihm zu fahren und persönlich mit ihm zu reden, hatte ich mich nicht getraut. Klingt vielleicht blöd, aber ich hatte wirklich Angst vor seiner Reaktion.

Das war unser erster großer Streit, wenn man so wollte und ich wollte ihm seinen Freiraum lassen und ihm nicht auf die Pelle rücken.

Nach insgesamt acht Tagen, an denen ich keinerlei Kontakt zu ihm hatte und fast verzweifelte, weil ich mir derartige Horrorszenarien ausmalte, fasste ich all meinen Mut zusammen, setzte Kelly ins Auto und fuhr zu Sebastian.

Das konnte und durfte nicht noch länger warten. Mit jedem Tag, den ich wartete wurde er womöglich wütender oder enttäuschter von mir weil er erwartete, dass ich sofort zu ihm komme.

Ich öffnete die hintere Tür und holte Kelly aus ihrem Kindersitz. Sie hatte in den letzten Tagen immer wieder gefragt wo Daddy war und warum er sie nicht ins Bett brachte. Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte und tischte ihr jeden Tag eine neue Erklärung auf, warum Sebastian nicht da war. Dabei waren all die Lügen so unglaubwürdig, dass sicherlich nicht mal Kelly mit ihren zwei Jahren sie mir abkaufte.

Kein Wunder also, dass sie sich so riesig freute heute zu ihm zu fahren.

Wir standen auf der Veranda und ich klingelte an der Haustür. Es dauerte nicht lange da öffnete Sebastian die Tür.

Als ich ihn sah erschrak ich. Er sah vollkommen fertig aus, hatte rote Augen und zerzauste Haare. Als er mich sah leuchteten seine Augen kurz auf. Ich konnte sehen, wie er sich augenblicklich entspannte.

"Daddy!" rief Kelly überglücklich und riss sich von meiner Hand los, um zu Sebastian zu rennen. Er ging sofort in die Hocke und umarmte Kelly. Er hatte sie vermisst, genau wie sie ihn.

"Können wir reden?" fragte ich unsicher und begann an meinem Oberteil herumzuspielen, so wie ich es gemacht hab, als wir uns damals im Park wiedergesehen hatten.

Sebastian nickte sofort und bat mich herein.

Wir setzten uns aufs Sofa und keiner von uns beiden wusste so richtig, was er sagen sollte. Wir beide konzentrierten uns auf Kelly, die aber nach kurzem auch still saß und zwischen uns hin und her sah. Sie wusste selbst nicht was Phase war.

"Es tut mir leid." sagten wir dann beide gleichzeitig. Kurz musste ich lachen und Sebastian ging es genauso. Sein Lachen zu sehen brachte mir Schmetterlinge in den Bauch, die ich so unendlich vermisst hatte. Ich hatte es vermisst. Ich hatte ihn vermisst.

"Darf ich zuerst?" fragte Sebastian dann recht schüchtern. Ich nickte und war insgeheim ein wenig dankbar dafür, dass er den ersten Schritt machen wollte.

"Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich hätte dir das nicht vorwerfen dürfen." sagte er und anhand seines Blickes konnte ich erkennen, dass er es wirklich ernst meinte.

"Ich war nur sowieso schon genervt, weil du unser Date wegen ihm abgesagt hast und dann lag er in meinen Klamotten auf dem Sofa. Tut mir wirklich leid, ich hätte dich für nichts beschuldigen dürfen."

Ich konnte genau sehen, dass er gerade mit sich selbst rang. Er wusste nicht so recht, was er als nächstes tun oder sagen sollte. Er spielte mit seinen Fingern und sah die ganze Zeit über auf meine Hände. Ich griff nach seiner Hand und verschränkte sie mit meiner. Augenblicklich entspannte er sich ein wenig, genau wie ich.

"Ich hätte Antonio nicht zu mir nach Hause eingeladen, wenn ich gewusst hätte, dass du wegen dem Alter etwas dagegen hast." sagte ich offen und ehrlich. Sebastian hatte mir zwar nie gesagt, er hatte ein Problem mit unserem Altersunterschied, aber das konnte ich vom letzten mal deutlich heraushören.

Be Mine || Sebastian Stan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt