57. Einzelgänger

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„Willkommen im Judd Park." rief ich aufgeregt und nahm Sebastians Hand, damit er mir folgte.

Er sah sich neugierig um, genau wie Kelly.

„Also hier bist du groß geworden?" fragte Sebastian und sah sich noch immer alles ganz genau an.

„So ziemlich." sagte ich und nickte.

Es hatte sich nicht viel verändert, seit ich das letzte mal hier war.

„Mommy darf ich schaukeln?" fragte Kelly auf einmal ganz aufgeregt und riss sich beinahe von meiner Hand los.

Ich ging vor meiner Tochter in die Hocke und sah sie skeptisch an. Sie versuchte, mich mit ihrem schönsten Lächeln zu überzeugen. Dabei fiel mir auf, wie gerade ihre Zähne waren. Oh man, wenn die erstmal ausfallen werden die nächsten garantiert nicht mehr so gerade sein.

„Na dann los." sagte ich schließlich und schon war sie losgerannt.

Sebastian half mir wieder hoch und legte dann einen Arm um meine Hüfte.

Ich wollte gern durch den ganzen Park gehen und meine Kindheit noch einmal erleben aber ich konnte Kelly nicht allein lassen.

„Komm mit." flüsterte ich meinem Freund zu und zog ihn zu einer nahegelegenen Bank, von wo ich Kelly sehen konnte.

„Es ist wirklich schön hier. Ich kann mir gut vorstellen wie du hier als kleines Mädchen umher gerannt bist." sagte Sebastian und legte eine Hand auf mein Bein.

Wir beide sahen zu der Zweijährigen herüber, die auf der kleinen Schaukel den Spaß ihres Lebens hatte. In dem Moment hatte ich das Gefühl ich würde mich selbst sehen. Meine Tochter sah mir an manchen Tagen ähnlich und an anderen dann nicht. Es war als wäre ich das kleine braunhaarige Mädchen, das alles erkunden wollte. Das Mädchen, das sich keine Sorgen machte. Das Mädchen, das mit einem strahlenden Lächeln auf ihre Eltern zugerannt kam. Das Mädchen, das frei war.

Ohne es wirklich zu merken, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich blinzelte sie schnell weg, damit Sebastian nichts davon mitbekam.

Ich murmelte ein leises „Ja", um auf Sebastians Kommentar einzugehen.

Wieder hier herzukommen brachte wirklich sämtliche Erinnerungen zurück.

Ich sah Kelly auf der Schaukel und musste unwillkürlich an die unzähligen Tage denken, die ich hier mit meiner damals besten Freundin verbracht habe.

„Ich bin hier immer mit meiner Freundin Silvy gewesen." seufzte ich und schwelgte in Erinnerungen.

„Hast du heute noch Kontakt zu ihr?" wollte Sebastian wissen.

Ich schüttelte den Kopf.

„Als wir 13 waren ist sie mit ihrer Familie nach Europa gezogen. Ihr Dad war Soldat, da war das früher oder später klar, dass sie umzieht."

Es stimmte mich irgendwie traurig. Ich wüsste gern was aus ihr geworden ist. Immerhin habe ich Silvy seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen.

„Was ist sonst noch aus deinen Schulfreunden geworden?" wollte Sebastian wissen. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass es ihn wirklich interessierte. Allerdings kannte ich Sebastian gut genug, um zu wissen, dass er auch mit einer eher weniger zufriedenstellen Antwort einverstanden wäre.

„Ich hab seit dem Kindergarten jeden Tag mit Silvy verbracht. Als sie nicht mehr da war, hab ich mich eher ruhig verhalten. Natürlich verstand ich mich mit vielen Leuten gut, aber es gab sonst niemanden mit dem ich meine Zeit verbracht habe. Ich war eher ein Einzelgänger."

Be Mine || Sebastian Stan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt