Kalter Wind schlug mir um die Ohren, sodass ich meinen Mantel enger um mich zog. Ich schloss meinen Wagen hinter mir ab und schulterte dann meine Tasche.
Vor mir ragte das Gebäude der Anwaltskanzlei geradezu bedrohlich in die Höhe. Es fühlte sich seltsam an, nach so langer Zeit wieder herzukommen, obwohl sich nichts geändert hatte. Zumindest nicht an dem Ort vor mir.
Wie immer liefen einige Menschen eilig an mir vorbei, während andere gemütlich vorbeispazierten. Die meisten der Leute trugen wie ich auch, einen dicken Mantel, um sich vor den doch schon recht eisigen Dezembertemperaturen zu schützen. Dass noch kein Schnee gefallen war, was das einzige, das noch fehlte.
Ich machte mich zielstrebig auf den Weg zur Kanzlei und zog die große Holztür vor mir auf. Im Eingangsbereich sah alles genau so aus wie vor einem halben Jahr. Die Blumen waren noch immer die gleichen, ich nahm an es waren Kunstblumen. Der alte Mann, der jedes mal wenn ich zur Arbeit kam hinter einem Schreibtisch saß und in einer Zeitung blätterte, guckte auch heute neugierig über den Seitenrand hinaus. Was genau sein Job hier war wusste ich nicht und, dass er wirklich in der Zeitung las glaubte ich auch nicht. Auch wenn wir in den letzten Jahren nie ein Wort gewechselt hatten, beschloss ich mich dazu, ihn heute mal zu grüßen.
"Guten Morgen" sagte ich, als ich an ihm vorbei in Richtung Aufzug ging und nickte ihm kurz zu. Er nahm überrascht seine Zeitung herunter, lächelte mir entgegen und grüßte mich zurück.
Innerlich freute ich mich so über diese Geste. Ich sah ihn schon seit Jahren jeden Tag und hatte ihn doch nie gegrüßt. Erfreut darüber, es heute doch getan zu haben drückte ich die elf im Fahrstuhl und sah der Tür dabei zu, wie sie zu ging. Über der Tür war eine Anzeige, die mir verriet in welcher Etage ich war. Bei der achten Etage stoppte der Fahrstuhl und die Türen öffneten sich mit einem lauten Bing.
Louise, meine Pausenvertretung kam herein und versuchte einen Stapel Papiere vor sich zu balancieren. Als sie mich sah, wurden ihre Augen ganz groß und sie ließ vor Schreck alle Papiere fallen. Ich musste kurz lächeln, half ihr aber dann sofort dabei, alles aufzuheben.
"Ich wusste nicht, dass Sie heute schon zurückkommen." sagte sie dann ganz aufgebracht und rückte ihre Brille zurecht, als ich ihr die restlichen Papiere überreichte.
"Ich wollte wieder etwas Rhythmus in meinen Tag bringen." sagte ich und lächelte sie noch kurz an, dann schloss sich die Tür wieder und der Fahrstuhl fuhr weiter nach oben
"Glückwunsch noch zu Ihrem Baby." sagte Louise schüchtern und setzte ein mehr oder weniger gezwungenes Lächeln auf. Das hielt mich aber nicht von meiner guten Laune ab.
Kelly war im Kindergarten, Eve in der Krippe und Sebastian auch wieder auf der Arbeit. Ich hatte den Morgen für mich allein, weil Sebastian die Kinder weggebracht hatte. Dementsprechend war ich schon heute morgen gut gelaunt durch die Küche getanzt und hatte die Musik voll aufgedreht. Für den Moment hatte ich es genossen, nicht andauernd zu Kelly zu rennen, weil sie mir etwas zeigen wollte oder leise sein zu müssen, weil Eve sonst wach werden würde.
Ich liebte meine Töchter über alles aber die einzige Zeit, die ich für mich hatte waren die Abende, an denen beide gleichzeitig schliefen. Und das kam bei Gottes Namen nicht oft vor, da Eve nicht mal den Ansatz eines Schlafrhythmus entwickelt hatte in dem letzten halben Jahr. Die meiste Zeit über waren Sebastian und ich einfach nur froh, dass sie überhaupt schlief. Auch wenn sie uns, beziehungsweise eher mich teilweise bis nachts um vier Uhr wach hielt. Sebastian bekam das gar nicht mit, dass sie nachts wimmerte. Vielleicht ignorierte er es aber auch, weil er wusste, dass ich mich schon drum kümmerte. Wie auch immer, ich hatte gute Laune.
Erst gestern war ich mit Chris zum Laufen verabredet. Wenn die Temperaturen weiterhin so schnell absanken, dann war es wahrscheinlich auch das letzte mal in diesem Jahr. Aber das war nicht schlimm, denn in den letzten paar Monaten hatte ich mich immer wieder wahnsinnig darauf gefreut mich zu bewegen.
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Be Mine || Sebastian Stan Fanfiction
Fanfiction"Ich bin Sebastian." sagte mein Gegenüber schließlich. "Imogen" ----- Imogen und Sebastian führen zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem bringt das Schicksal sie zusammen.