🖤95🖤

50 7 7
                                    

Mit Schmerzen in meiner Hand öffnete ich meine Augen und sah den grauen Bildschirm vor mir, dessen Licht mir regelrecht die Augen blendete. Ich setzte mich auf und massierte vorsichtig meine Hand, dessen Schmerz bis zu meinem Oberarm zog!
Ich griff zum Tisch, um nach der Fernbedienung zu greifen, als mir mein Vater ins Auge stach.

Er saß auf dem Sessel und hatte seinen Kopf in seine Hand gelegt und schien vor sich hinzustarren. Er bemerkte es nicht mal als ich aufstand und zu ihm ging. Er hatte völlig rote Augen.
Ich wunderte mich was passiert war, weil er sogut wie nie weinte, zumindest bekam ich es nie mit.

Ich hockte mich auf die Armlehne und warf meinen Arm über seine Schulter, woraufhin er sofort aufschreckte, und mich völlig überrascht ansah.
Dann lächelte er leicht und wischte sich über die Augen, um mich dann ebenfalls zu umarmen.

"Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass du aufgewacht bist.."

"Habe ich bemerkt, du warst völlig in Gedanken. Und ich sehe du hast geweint. Was ist passiert?"

Er sah mich an und erneut kamen die Tränen zurück und ich wischte sie ihm sofort weg.
"Was ist los daddy? Wieso weinst du?"

"Ich kann gerade nicht reden Elra bitte. Ich versuche schon die ganze Zeit eine Antwort zu finden, um es auch dir erklären zu können. Aber..... ich bin einfach nur sprachlos..", winselte er wie ein kleines Kind in meine Brust.
Ihn in so einem Zustand zu sehen, zerriss mir wirklich das Herz.

"Du weisst selber, dass reden dir sehr gut tun wird..."

"Glaube mir mein Kind, manchmal macht es einen sogar noch trauriger.."

"Ok, dann weine einfach weiter. Das wird dir auch gut tun.."

Das tat er dann auch. Er kroch tiefer in meine Brust und weinte. Zwar schluchzte er nicht mehr wie ein Kind, doch bekam ich mit, wie seine Brust vor sich hinzitterte.... und dann sprach er wieder leise vor sich hin.

"Zuletzt habe ich so geweint, als deine Mutter gestorben ist. Ihr ging es gut, als sie ins Kreißsaal gebracht wurde. Ich war völlig geschockt, als sie mir dich in den Arm legten, um mir danach mitzuteilen, dass sie zu starke Blutungen hatte und sie sie deswegen nicht retten konnten. Ich war.... ich wusste keine Antwort auf meine Frage warum? Nächtelang habe ich mir immer wieder die selbe Frage gestellt und war froh darüber, dass ich es dir zumindest nicht erklären mußte. Du warst Gott sei Dank noch sehr klein. Wie hätte ich dir auch dieses warum beantworten können, wenn ich doch selber die Antwort nicht kannte? Heute ist es leichter von ihrem plötzlichen Tod zu reden. Ich dachte, ich werde so etwas nicht nochmal erleben... aber ich habe mich geirrt... und ich habe wieder keine Antwort auf meine Frage.."

"Daddy... ist jemand gestorben?"

"Ja...!", schluchzte er wieder auf und schling seine Arme fester um mich.

"Wer... kenne ich ihn?"

"Oh Gott... wie soll ich dir das nur erklären?!"

Es scheint ein sehr guter Freund von ihm zu sein, den er sehr mochte und ich wahrscheinlich auch.
Ich ging seine Freunde in meinem Kopf durch um einen passenden Kandidaten zu finden, dessen Alter eher seinen plötzlichen Tod erklären würde.

Doch waren sie fast alle in seinem Alter und es hätte jeder sein können!

Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder etwas beruhigte und nach einem Taschentuch griff, um sich gerauschvoll die Nase zu putzen.

"Soll ich dir einen Tee machen?"

"Nein.. Ich brauche keinen Tee. Wir müssen reden..", sagte er und schien sich wieder etwas gefasst zu haben.
Ich zog den Couchtisch näher ran und setzte mich rauf, um ihm in die Augen sehen zu können.

"Ich höre..", sagte ich dann und wartete das er anfing, aber mehr als wie Schweigen und mir ein paar unsichere Blicke zuwerfen, tat er nicht.

"Ich komme vom... Krankenhaus..", sagte er dann.

Welcher seiner Freunde war denn im Krankenhaus gewesen?
Das hatte ich zwischen dem ganzen Tumult gar nicht mitbekommen.

"Was ist passiert?", fragte ich und hielt seine Hand fest, die er mir ruckartig wieder wegzog.
Ok, dann lieber kein Korperkontakt, was normalerweise eine Person tröstete und ermutigte, um das in sich aufgestaute loszuwerden.

"Seine Wunde hat sich entzündet.. und er bekam plötzlich hohes Fieber. Sie haben versucht den Fieber zusenken, um danach die Wunde wieder zu öffnen und zu reinigen. Doch die Entzündung hatte bereits sein Herz angegriffen und sie konnten seinen Fieber nicht rechtzeitig senken. Er hatte einen Herzstillstand und Wiederbelebung hat nichts gebracht. Er ist gestorben... einfach so.. ", sagte er dann vor sich hinstarrend und lachte bei seinen letzten Worten kurz auf.

"Oh... das ist sehr tragisch. Gab es denn keine Anzeichen für eine Entzündung? Das hätte sich doch bemerkbar machen müssen..."

"Es wurde jeden Tag 2 mal sein Fieber gemessen. Heute morgen war alles noch ok. Aber als die Spätschicht kam fand sie ihn mit erhöhtem Fieber auf. Sie haben ihn sofort behandelt.. Aber es war anscheinend zu spät. Gott... er war doch noch so jung!", schluchzte er wieder in seine Hände.

Ich nahm ihn in meine Arme und drückte ihn an mich.
"Es tut mir leid... Ich wusste nicht, dass er noch so jung ist.... bitte weine nicht. Du kannst doch die Kosten für seine Beerdigung übernehmen... um seiner Familie zu unterstützen und ihn bei seinem letzten Weg beizustehen.."

"Elra.. ich...", fing er wieder an und sah mir in die Augen. "Ich weiss nicht, wie ich dir das sagen soll wirklich... Mein Herz tut so weh.... es tut mir... so leid..", sagte er wieder und strich mir über die Wange.

Ich sah in seinen Augen seinen tiefen Schmerz. Ich hatte ihn wirklich noch nie so gesehen und wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte.
Mir tat es auch leid dass dieser Mann so früh gestorben war ja, aber mir tat es viel mehr Leid, dass mein Vater in diesem Zustand war!
Und es schien ihm immer noch nicht besser zu gehen, obwohl er gesprochen hatte...!

Ich hatte Angst, dass ihm etwas passiert!
Er versteckte etwas!

Er zog mich dann direkt in seine Arme und drückte mich an seine Brust. Ich spürte seinen sanften Kuss auf meinem Kopf... und dann seine Hand die mir über mein Haar streichelte.
So wie er es immer tat, wenn er mich tröstete...

"Es ist Jackson.."

Jackson, The (gentle) Man In the Darkness (!! Abgeschlossen!!) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt