46.Kapitel

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Er starrte mich gebannt an. Ich quälte mich nun doch aus der Tür mit dem Bild in der Hand. Er ließ schlaff die Tür los und hatte keinen Ausdruck im Gesicht. Noch mal anschauen werde ich ihn nicht. Das bringt uns beiden nichts.

Heute morgen war meine Laune schon im Eimer, doch jetzt ist sie Meilen unter dem Fuß des Eimers und fließt im Grundwasser.

Er folgt mir nicht. Danke!

Ganz hinten in meinem Kopf drückte aber ein kleiner Gedanke gegen die Gitterstäbe seines Gefängnisses, streckte die Arme durch die Stangen und flüsterte:“Wieso kommt her nicht hinter her? Bedanke dich doch nicht dafür, du solltest lieber fluchen.“

Ja gut, dann ist es eben Schade.

Doch in Wirklichkeit war ich enttäuscht. Vielleicht nicht bewusst, aber ich war es. Ich habe schon ein wenig erwartet, das er mir folgt, weil das immer so in den Filmen passiert. Pray, du übersiehst da aber was. Und was?

Das in den Filmen sind meist Verliebte, Paare,Geliebte...

Und weißt du was? Soll er dir folgen, nur damit du ihn wieder abblockst und ihn anschreist? Ich denke nicht. Das hättest du nämlich gemacht, stimmst? Oder?

Du hättest ihn nicht mal angeguckt, weil du seinen Augen nicht stand halten kannst und wärst mit dem Rücken zu ihm, weggerannt.

Weinend lief ich weiter Richtung Friedhof. Das Bild von Jane hielt ich mit einer Hand fest und es flatterte im Wind. Ich hoffte es würde keine großen Knicke bekommen.

Dann stand ich vor dem Friedhofstor. Es war schwarz angestrichen, doch an vielen Stellen blätterte die Farbe ab. Dort wo keine Farbe mehr war, sah es aus als ob man einfach drüber gestrichen hätte. Doch es ist wahrscheinlich nach einiger Zeit trotzdem wieder ab gebröselt. Ich drückte es auf und ein lautes quietschen hallte über den gesamten Friedhof, wie in einem Horrorfilm. Dazu knurrte mein Magen, weil ich seit Tagen, auf Grund Janes Tod nichts gegessen hatte. Tripper hatte mich zwar immer zu ein paar Stücken Apfel überredet aber mehr nicht. Mir war einfach nicht danach.

Ich lief an den älteren Gräbern vorbei die ganz vorne standen und schon mit Moos bewachsen waren.

Stehen blieb ich aber erst direkt vor Janes Grabstein. Neu sah dieser auch nicht aus. Aber was sah den schon neu aus auf einem Friedhof? Vor dem Stein langen noch ein paar Blumen und Grabkerzen. Ich hockte mich davor hin:“Hi Jane. Ich..Du...Das Bild, ich habe das Bild dabei, was du gemalt hast. Es ist echt wunderschön. Du hattest echt Talent. Entschuldigung, du hast Talent. Du bist doch bestimmt noch immer noch hier, irgendwie. Du kannst nicht einfach weg sein. Das ist nicht möglich. Das geht nicht.“ Ich machte eine Pause und überlegte. Meine Tränen sind mir ausgegangen und mein Hals tat weh vom Schluchzen, also riss ich mich zusammen um nicht wieder weinen zu müssen.

„Der Spruch unten am Bild. Was hat er zu bedeuten? Vielleicht weiß ich es schon, aber ich bin mir nicht sicher. Hat er eine Bedeutung? So wie ich dich kenne, ja.“ Ich sprach nicht mit mir selber. Ich hatte das Gefühl, dass Jane versuchte mich selber darauf kommen zu lassen. Mit meinen eigenen Worten konnte es mir auch klar werden. Ich war kurz vor dem Aufstehen, als ich mich noch tiefer bückte und das Bild auf ihr Grab fallen ließ:“Danke. Hier.“

Ich habe mich nicht für das Bild von ihr für mich bedankt. Nein, ich habe mich für alles bedankt, dass sie mich abgelenkt hat, nie gefragt hat weil ich nicht erzählen wollte, sondern sich damit abgefunden hatte, doch trotzdem meine Freundin war.


No normal Badboy!  #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt