Dylan schien alles perfekt geplant zu haben. Am nächsten Morgen nach der Abschlussfeier, weckte er mich und forderte mich auf mich fertig zu machen. Ich sprang in die Dusche und zog mir einen Hoodie von ihm über. Ich schaute mich im Spiegel an und grübelte.
Nein, ich muss schon ein richtiges Outfit anziehen und nicht wie der erste Mensch herum laufen.
Was denkt Dylan sonst noch?
Das mir seine Überraschung nichts wert ist?
Diese Gefahr will ich auf keinen Fall eingehen. Also stülpte ich mir den Hoodie über den Kopf und stöberte im Kleiderschrank. Schließlich fand ich eine besche Bluse ohne Ärmel und eine helle Jeans.
Es sah zwar immer noch nicht stattlich aus, aber besser als mein Wochenend-Look vorher. Ich strich meine Hose glatt und fuhr mir durch die Haare. An Dylans Anwesenheit kann ich mich wohl nie gewöhnen.
Ich ging in den Flur, wo er mich mit zwei Koffern erwartete. Das heißt wir werden wohl etwas länger bei der Überraschung sein. Ist sie eine Reise?
Aber...der eine Koffer ist doch sicherlich für mich, und dort werden Klamotten drinne sein, sonst würde es keinen Sinn machen...
Bloß welche Klamotten?
Mein Schrank war gerade eben proppenvoll.
Dylan grinste und guckte von seinem Handy hoch:"Start klar?"
Ich drehte verwirrt den Kopf und blinzelte:"Ja sicher, aber nicht bevor du mir das hier erklärst.",mit meinem Finger zeigte ich auf den Koffer und wedelte mit meiner Hand.
Er bückte sich zu den Gepäckstücken während er dabei nickte:"Das hier ist dein Koffer.". Er klopfte auf den schwarzen, großen Rollkoffer.
Ich zog die Augenbrauen vergewissernd hoch:"Okay. Und er ist voll."
Dylan drückte seinen Lippen zusammen um nicht weiter zu grinsen:"Voll mit neuen Shirts, Kleidern, Hosen, Schuhen und was du sonst noch alles brauchst." Ich verdrehte die Augen und sackte in mich zusammen:"Dylan, gib nicht immer Geld für mich aus! Ich kann das niemals annehmen, was du mir hier andauernd gibst."
Ich freute mich ja schon, aber er ist zu gut zu mir. Ich brauche das alles nicht.
Er rieb seine Hände, als hätte er mit meiner Reaktion gerechnet:"Okay. Wenn du versprichst, das ganze Wochenende über nur zu genießen und nicht zu meckern, dann minimiere ich danach die Geschenke."
Wir bleiben das ganze Wochenende weg?
Danach?
Was wird nur alles auf mich zukommen?
Oh Gott.
Ich flüsterte leise, wenn es überhaupt noch flüstern war, denn es kam nur als kleiner Laut aus meinem Mund:"K"
Er ließ seinem Grinsen wieder freien Lauf und strich über das Treppengeländer:"Super, wenn das jetzt auch geregelt ist, können wir ja los."
Er hob beide Koffer mit Leichtigkeit hoch und ging vorsichtig die Treppe hinunter.
Ich machte es ihm nach, bloß ohne Gewicht an meinen Händen. Dabei strich ich mir über mein Dekolletee und bekam einen kalten, kleinen Gegenstand zu fassen. Eine Kette.
Diese hatte mir Dylan gestern Abend noch geschenkt, als wir kurz vor dem Einschlafen waren.
Ich war mir ganz sicher, dass es eine Tiffany and Co. Kette war, da sie genau die übliche Herzform hatte.
Außerdem standen außen ihre Initialen. Innen hatte Dylan eine eigene Gravur machen lassen. Dort stand in einer klar lesbaren Schrift:
Dylan & Pray
Als ich ihm dann einen Kuss gegeben hatte und sagte:"Du bist so unnormal.", löste er sich von mir und blieb auf einer Seite seines Körpers liegen, mit seinem Arm stützte er seinen Kopf:"Mit dir bin ich es gerne."
Meine Kinnlade fiel herunter, und wurde wieder aufgehoben von Dylan, da er seinen Finger unter mein Kinn schob.
Nein, dort stand keine Limousine, kein Partybus oder sonstiges.
Dort stand sein Porsche, wie immer matt, aber er war überall mit großen Gänseblümchen bestückt.
Ich hatte mich bei Dylan immer beschwert, dass ein Auto so männlich ist, und dann jedes Mädchen davon ausgeht, dass er Single ist.
Aber er wollte mich nichts ändern lassen.
Er liebt sein Auto wirklich.
Jetzt hat er nun selber es "verschönert" und das machte mich unglaublich glücklich.
Ein wenig war ich auch beruhigt, dass er mich wohl doch mehr liebt, als das Auto.
Ich wollte mich gerade bedanken und mich um seinen Hals werfen, als er mich stoppte:"Du hast etwas versprochen. Genießen. Nicht jedes Mal bedanken."
Aber bedanken gehört doch nicht zu meckern! Das ist doch genießen. Ich zog einen Schmollmund, aber ließ ihn sofort verschwinden, als mir klar wurde, dass dies schon zu meckern gehört. Irgendwie.
Er streichelte meinen Rücken und nickte in Richtung Auto:"Na los, komm." Seine Stimme war sanft und ließ mich über die Straße gleiten.
Im Auto lagen Chipstüten, Süßigkeiten, Soft Drinks und sonstige Leckereien. Gott ich bin da! Ich bin im Himmel!
Ich wusste das Dylan es auch hasste, wenn Krümel in seinem Auto lagen und wurde noch stolzer.
Dieser Porsche sinkt anscheinend im Rang.
Er wird schon bedacht haben, dass man mit diesem ganzem Essen Dreck verbreitet.
Trotzdem biss ich vorsichtig in den ersten Chip und hielt meine Hand drunter.
Dylan zog einen aus der Tüte und zerdrückte ihn in seiner Hand, ließ ihn auf den Autoboden fallen und meinte:"Tu dir keinen Zwang an."
Ich glaube diese Autofahrt, reicht mir schon als Überraschung genug.