89.Kapitel

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Ich weiß nichts mehr.
Nicht welcher Tag heute ist, wie lange ich schon stumpf auf dem Sofa sitze, oder wie viele verpasste Anrufe ich bekommen habe von Penny.
Nicht mal, wieso ich heute aufgestanden bin. Am Ende des Tages muss ich doch eh wieder zurück ins Bett.
Vielleicht sind erst 4 Stunden ohne Dylan vergangen oder 2 Tage, es ist egal.
Jede verfluchte Sekunde ohne ihn ist unerträglich. Jeden Moment droht mein Herz komplett in Flammen aufzugehen.
In mir selber herrschte eine Massenhysterik, mit Heulkrämpfen und Lungenversagungen, aber nun umschließt mich eine schwere Stille.
Das Haus wirkt plötzlich ziemlich hässlich und undekoriert, wenn man es ohne Dylan zugeschoben bekommt.
Ich selber bin nur noch eine Hülle schlaff herunterhängend von meinen Knochen.
Die Tränen sind längst ausgegangen. Doch meine Gefühle werfen mein Herz herum wie einen Basketball. Ich hab es freiwillig hingeworfen und sie konnten es nicht fangen. Ohne Warnung kam alles auf ein Mal.
Und jede verdammte Kleinigkeit erinnert mich an ihn. Klar, es ist sein Haus, aber die Erinnerungen die man darin hat, machen es zu einem Zu Hause.
Die Kerbe im Boden, die entstanden ist, als er sein Colaglas fallen gelassen hatte, weil ich ihn so erschrocken hatte.
Ich musste lächeln, während mir eine Träne die Wange herunter lief.
Er wollte sich nur kurz etwas zu trinken holen, als ich mich hinter dem Sofa versteckte und dann danach auf dem Boden rollte vor Lachen, weil Dylan's Gesicht unbezahlbar war.
Und das war nur eine von diesen Millionen Erinnerungen.
Langsam hob ich den Kopf und blickte in die Augen von einem kleinem, frech grinsenden Stein.
Dylan hatte zwei süße, kleine Kulleraugen auf einen Stein gemalt mit Edding, den ich am Strand gefunden hatte.
Ich nahm in die Hand warf ihn hoch und stellte ihn zurück. Aber so, dass ich sein Gesicht nicht mehr sehen musste.

Dylan hatte mir versprochen jeden Tag mit mir zu Facetimen. Ich frage mich wann er anruft.
Wenn denn überhaupt schon ein Tag um ist. Wenn er angekommen ist.

Endlich.
Ein Tornado wirbelte durch mein Herz und bröselts etwas Trauer ab, als ich ihn erblickte. Die Sonne geht auf und erwärmt mich von den Zehenspitzen bis zum Kopf.
Aber gleichzeitig sinke ich herunter. Das wir uns übers Internet treffen müssen, zeigt schon wie weit weg er von mir ist.

"Du bist angekommen.", stellte ich flüsternd fest.
"Ja. Ich war gerade bei einem Meeting, um alles klar zustellen.", seine Stimme ließ keine Gefühle hindurch. Vielleicht war das auch besser so.
"Das heißt du musst wie lange umherfliegen?", ich zitterte vor Aufregung und betete, dass es nicht alzu lange wird.
Er rückte seinen Stuhl zurecht und kugelte seine Schultern aus:"Bis ich mir einen festen Arbeitsplatz verdient habe zu Hause. Sie sagen normalerweise dauert das ein paar Monate."
Macht er es mit Absicht? Sagt er mir bewusst nicht wie lange?
Er merkte, wie ich leise den Kopf senkte und sprach nun elanvoller:"Aber ich verspreche dir, ich komme nach Hause."
Das ist ja wohl das mindeste.
"Ich weiß nicht ob ich ohne dich weiter atmen kann, aber ich muss wohl und übel.". Versuchte ich ihm gerade ein schlechtes Gewissen einzureden?
"Wir schaffen das.", er greifte nach dem Laptop und es wurde schwarz.
Hatte er tatsächlich mich einfach 'zugeklappt'?
Den Tränen nahe starrte ich auf den Bildschirm.
Plötzlich wurde es wieder hell und Dylan's entschuldigendes Gesicht blinzelte mir entgegen:"Tut mir leid, der Projektleiter ist gerade vorbei gekommen. Wie spät ist es gerade bei dir?"
Mir fiel eine Last vom Herzen und ich atmete erleichtert auf. Dann schaute ich auf die Uhr:"10:30 Uhr. Und bei dir?", vielleicht kann ich ja ein ganz normales Gespräch anfangen. Solange er dann vor dem Bildschirm bleibt.
"19:30", quetschte er heraus.
Es interessierte mich garnicht, wo er war. Hauptsache er war  vor dem Laptop in meinem Sichtfeld.
Mein Mund öffnete sich, aber ich schloss ihn wieder. Es legte sich eine unangenehme Stille zwischen uns.
"Was hast du heute noch so vor?", fragte er neugierig.
Nichts. Absolut nichts.
"Ich treffe mich vielleichg mit Penny in der Mall.", log ich. Er soll nicht sehen, wie schlecht es mir wegen ihm geht. Dann macht er sich nur unnötig Sorgen.
"Tust du nicht.", sagte er monoton.
Wieso ist er sich da so sicher?
"Doch, klar. Ich habe sie gerade eben a gerufen."
"Pray, du lügst. Ich sehe das. Du wirst heute nur noch auf dem Sofa liegen und Fernsehen gucken.", seine Wangenknochen setzten sich doller unter seiner Haut ab.
Verdammt, er ist gut.
"Vielleicht.", piepste ich.
Eine Stimme hinter mir schallte durch den Raum und Dylan's Augen wanderten dort hin:"Vielleicht aber auch nicht."

No normal Badboy!  #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt