11.Kapitel

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Ich begann mit tausenden von Gedanken zu spielen, doch zu einem Schluss kam ich nicht, wie ich raus gehen könnte, ohne dass jemand die Narbe sieht. Vielleicht fällt sie ja garnicht auf und ich könnte so raus gehen.

Ich bin ja schließlich den ganzen Tag schon damit rumgelaufen.

Was habe ich den schon für eine Wahl?

In dem Moment hörte ich ein leises kichern aus einer Kabine. Ich versuchte die Stimmen, die ich dazu bemerkte, zu verstehen. Ein paar Wörter konnte ich aufschnappen:"Übel hässlich, Möchte-Gern Schönheit, ich polier ihr die Fresse"

Durch den letzten Satz erkannte ich Leesha, weil sie etwas lauter geworden ist.

Die Tür ging auf und heraus trat, wie erwartet, Leesha mit einer anderen ihres Gleichen.

Sie warf ihr schreckliches, blond gefärbtes Haar nach hinten und stieß die Luft aus ihrer Nase, als sie mich sah:"Wenn man vom Teufel spricht... Süß siehst du in diesen Schuhen aus. Ausgesprochen süß."

"Halt die Klappe, Leesha", sagte ich monton und versuchte an ihr vorbei zu kommen.

Doch Leesha stellte sich mir in den Weg:"Wohin des Weges? Hast du etwa Angst? Brauchst du doch nicht vor MIR zu haben!"

"Ich denke, ich entscheide selber, wann ich Angst habe. Und jetzt gerade meine ich, dass ich ganz sicher keine Angst verspüre."

Sie lachte und stieß mich rückwärts gegen die Wand, mit den bemalten Fliesen. Mein Rücken drückte sich gegen die Wand, was mir sofort Schmerzen verursachte, nach den Dingen von heute morgen.

"Weist du, ich war nicht ganz so begeistert wie du, als ich Kaugummi im Gesicht hatte!", zischte sie.

"Klar, kann ich mir ja auch denken."

Sie kam mir bedrohlich nahe, dass ihr Vanilleparfum unerträglich stark roch. Mir wurde schlecht und bekam noch mehr Kopfschmerzen, als ich schon vorher hatte.

Mit einer Hand hielt ich erneuert meine Narbe, obwohl ich mich gegen die Wand drückte.

"Wir können das alles vielleicht vergessen, was du gemacht hast, wenn du uns ein bisschen dienst."

Natürlich, was den sonst?

Dazu bin ich doch selbstverständlich da!

Ich wurde lauter:"Ich weiß ja nicht, bei wie vielen Menschen du das schon druchgezogen hast, aber bei mir wird das definitiv nichts. Ich kenne Menschen wie dich nur zu gut. Vergiss deine dämlichen Drohungen und soll ich dir einen Rat geben?

Alle Menschen die so sind wie du, stehen nicht zu sich selbst.

Das kann körperlich und auch geistlich sein. Im Grunde beides zusammen. Schau dich an, du magst anscheind deine Haarfarbe nicht und deine natürliche Iris auch nicht. Deinen Geruch nicht, dein Gesicht und deine Beine nicht."

"Und wieso sollte ich mich nicht mögen? Bitte..."

"Es heist ja nicht, das wenn man sich die Haare färbt, dass man nicht mit ihnen zufrieden ist, aber in deinem Fall, in all diesen Fällen, weiß der Mensch selber nicht, das er nicht mit sich zufrieden ist. Irgendwann merkt er es, wenn es zu spät ist. Und dann kann man ihm nicht mehr helfen. Ich denke, dass kann man dir aber noch.", beendete ich meine Rede.

"Wieso sollte ich mich nicht mögen?", fragte sie erneuert und verdehte die Augen.

Ich deutete seufzend auf ihren Körper und zeigte am Schluss komplett auf sie:"Deine blauen Kontaktlinsen sehen absolut unecht und scheiße aus. Du kannst mir nicht erzählen,  dass du so blaue Augen hast und dann noch Barbieblonde Haare, die aber vom färben total fransig sind.

Jeder Mensch hat seinen eigenen Geruch, den du aber mir unmengen von Parfum überdeckst.

Wirklich nimm mal weniger.

Und ich denke, dass du bestimmt ohne Heels, kleiner bist als ich und garnicht mehr so lange Beine hast.

Und wieso, im Gottes Namen, trägst du eine halbe Make-up Theke in deinem Gesicht?

Denkst du echt, dass du mit weniger oder ohne, so hässlich bist?

Schon traurig.

Merkst du es jetzt? Deshalb magst du dich nicht. Du kannst dir nur nicht eingestehen, dass du nicht mit dir selber auskommst wie du nun mal bist.

Es ist eigentlich so einfach."

Erschrocken über meine eigenen Worte biss ich mir auf die Unterlippe. Wieso wollte ich ihr helfen?

Für eine Sekunde sah es wirklich so aus, als hätten meine Worte in ihr etwas ausgelöst, worüber sie jetzt nach dachte. Dann wurden ihre Gesichtszüge wieder hämisch und sie blickte an mir herunter.

Ihr Blick blieb aber an meiner Hand hängen, die immer noch auf meinem Oberschnekel hinten lag.

Bemitleidet guckt sie mich an:"Oh, was hast du den?"

Ihre Begleitung bewegte sich nun auch mal und drehte mich grob herum. Ich keuchte extrem sauer:"Fass mich nicht an!!!"

Leesha schlug meine Hand weg und betrachtete mein Bein.

Bitte Lieber Gott, lass sie nicht wissen, dass S ein Buchstabe ist.

Leider war sie doch nicht sooo dumm:'S...hm super, S wie SCHLAMPE!", sie drehte mich wieder zurück und rammte mir ihr Knie in den Magen.

Langsam ging ich zu Boden und sie lief mit der anderen aus der Toilette.

Ich kroch über den Boden, doch kam nicht weit, als die Tür plötzlich wieder auf gemacht wurde.

Dort stand Tripper und rannte skrupellos in die Mädchentoilette um mir aufzuhelfen:"Oh mein Gott, Pray ich dachte...?!" Schmerzvoll lachte ich auf:"Du dachtest mir sei etwas passiert? Sieht ja nicht so aus."

Er schüttelte den Kopf und hob mich mit leichtigkeit hoch.

Mit meiner letzen Kraft, kletterte ich auf seinen Rücken und er nahm mich Huckepack. Erschöpft lehnte ich meine Wange an seinen Rücken.

Dieser Tag ist zu viel für mich. Ich kann nicht mehr.

Erleichert dachte ich daran, dass er gerade mit seinen Händen meine Narbe verdeckt.

Also ließ ich mich von ihm behutsam weiter tragen. Sein Atmen war ruhig, was mich entspannte. Dazu wärmte mich sein Rücken und seine Daumen streichelten abwechselnd beruhigend über meine Beine.

Ich öffnete kurz die Augen und sah, dass wir in der Pausenhalle waren, und viele uns neugierig ansahen.

Ich hob den Kopf und sagte:"Tripper, du kan-", "Shhh", flüsterte er.

Seufzend schloss ich meine Augen.

No normal Badboy!  #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt