85.Kapitel

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Mein ganzer Körper sträubte sich.
Ich keuchte, stand wie erstarrt da. Mein Atem wurde langsamer, bis er gar nicht mehr zu hören war.
Dann lößte sich mein Körper aus der Schockstarre und ich holte tief Luft, spürte das Blut unter meiner Haut rauschen, merkte das Klopfen meines Herzen in meinem Kopf.
Zitternd hob ich meine Hand:"Tripper! Du bist hier! Oh Gott, hilf mir! Sam ist irre! Trau ihm nicht!"
Tripper trat in den Raum und schüttelte lachend den Kopf:"Meine Güte, du Genie. Ich bin mir ganz sicher, was ich hier mache. Ich bin nicht da, um dir zu helfen."
Nein.
Nein, dass kann nicht wahr sein! Ich dachte Sam will mich mit ihm verarschen und hat ihn auch gefangen genommen, um mit ihm mir zu drohen.
Ich fiel nach vorne auf die Knie.
"Pray, du musst so naiv. Das warst du schon immer.", sagte Sam verächtlich.
Tripper kicherte leise.
"Ach ja, Tripper du hast super getroffen mit dem Betäubungspfeil."
Sie haben mich so ausgeschaltet?
"Ich denke wir sind Pray eine Erklärung schuldig.", meinte Tripper ganz nebenbei.
Der Klos in meinem Hals wurde größer und ich biss mir auf die Zähne. Das muss ein Scherz sein.
Doch Sam macht nie scherze.
Aber Tripper und ich waren so gute Freunde.
Wie kann er das alles fallen lassen?
Als könnte Tripper Gedanken lesen, antwortete er mir:"Eins musst du vorab wissen: Ich mochte dich wirklich nie. Ich habe nur meinen Job gemacht. Und der war, dich von anderen Jungs fernzuhalten."
Autsch.
"Tja, hast du wohl nicht geschafft, huh?", ertönte es frech aus meinem Mund.
Wie kann ich in so einer Situation SO ETWAS sagen?
Ich hielt mir erschrocken den Mund zu und kassierte einen Schlag gegen den Hinterkopf von Sam.
"Hat er nicht. Deshalb bist du hier. Weil dein ach, so toller, Dylan aufgetaucht ist. Es wurde zu viel Arbeit, also wieso lasse ich dich nicht einfach her bringen?", erklärte Sam triumphiert.
Mein Kopf schwirrte. Einmal aufgrund Sam's Schlag und wegen diesen ganzen unfassbaren Dingen.
Mein Leben hat gar nicht aufgehört ein komplettes Disaster zu sein. Nein, es hat es nur vor mir selber vorrübergehend versteckt.
Tripper trommelte auf dem Bett. Ich starrte auf die Narbe auf seinem Arm, die er hatte, als er sich mit Dylan geprügelt hatte.

"Was ist mit Dylan? Was habt ihr mit ihm gemacht?", plötzlich hatte ich wieder alle Kraft aufzustehen und zu brüllen.
Ich fühlte mich wie eine Löwenmutter, welche ihr Baby beschützen wolle.
Sam und Tripper sahen weit überfordert aus und fingen an zu reden:"Dem geht's soweit gut."
Soweit?
"Wo verdammt ist er? Was ist mit ihm passiert?", meine Stimme wurde kratziger, aber nicht weniger aggressiv.
"Er ist in der Nähe. Wir hatten ihn dummerweise nicht mit ein geplant, und mussten ihn schon irgendwie außer Gefecht setzten, um dich mitzunehemen. Er hat sich sofort auf uns gestürzt und...dann haben wir auf ihn geschossen."
"MIT WAS?", langsam schaffte ich es nicht mehr alles zu verarbeiten:"MIT WAS", wiederholte ich.
"Auch mit einer Betäubungspistole, ganz ruhig."
"Sehe ich verdammt nochmal ruhig aus? Nein? Nein!", ich hatte schon lange keine Angst mehr, aber eine unglaubliche Wut.
Und ich fühlte mich gebrochen und verletzt, weil Tripper und ich nie eine Freundschaft hatten.
Mein Gehirn erholte sich von all diesen Daten une Informationen unnd ratterte los. In mir zersprangen Glühbirnen aus Glas.
Plötzlich ergab alles für mich einen Sinn, jede Kleinigkeit:

Wieso er von Anfang an total nett zu mir war in der ersten Schulstunde. Wieso er mir danach gesagt hatte, dass ich mich von Dylan fern halten solle. Wieso Tripper mich ermutigte Dylan anzumeckern, wieso er mich mitgenommen hatte in der Pause zu seinen Freunden, wieso er meine Handynummer hatte. Er hat sie von Sam bekommen, nicht von Penny.
Wieso er so entgeistert war, als ich in der Schule mit Dylan's Klamotten aufkreuzte.
Wieso er mich immer wieder warnte, wieso er plötzlich im Bad war, nachdem Leesha mich geprügelt hatte. Nicht weil er Sorgen um mich hatte, nein, weil er dachte, ich wäre bei Dylan.
Wieso er es so toll fand, dass ich bei ihm wohnen wollte. Jeder steht doch auf weniger Arbeit.
Wieso er weg war, als ich meinen Koffer gepackt hatte, um bei ihm zu wohnen. Sam hat natürlich angerufen.
Er hatte sich mit Dylan geprügelt, um klar zu stellen, dass er nichts , it mir zu tun haben soll.
Er hat allen gesagt, dass ich seine Freundin bin, damit er weniger Menschen fern halten muss.
Und die Zahl auf dem Treppengeländer...
"Die Zahl an der Treppe und Tripper dein Tattoo...das ist identisch.", keuchte ich und schlug mir gegen die Stirn.
"Das war eine Erkennungsmarke. Das er zu dem Haus gehört, und seinen Job nicht einfach augeben kann.", spottete Sam.
Er wusste wohl nicht, was ich mir hier alles zusammen reimen musste.
Mein Kopf arbeitete fleißig weiter:

Wieso Tripper bewusstlos eines Tages auf dem Boden lag und mich nicht abgeholt hatte, wieso er mich nicht alleine mit Dylan hat reden lassen, wieso er ausgerastet ist, als ich mit beim Friseur war. Und er hatte sich sicher nicht mit einem Angestellten der Pizzeria geprügelt. Sam hat ihn so zugerichtet. Jedes einzelne Mal, wenn Dylan und ich uns näher kamen, erschien Tripper verletzt zu Hause, weil er nicht git genug aufgepasst hatte.
Und er war auch nicht jenes Wochenende bei seinen Eltern, sondern hat mit Sam den Plan weiter geschmiedet.
Wieso Tripper so geschafft aussah, als ich bei Dylan die Treppe herunter kam. Er stellte sich schon auf Sam's Schläge ein.
Und die letzten Tage war ich von Tripper befreit, da er wahrscheinlich alles mit Sam vorbereitet hatte.

Es sind diese ganzen kleinen Dinge, die mir nie auffällig oder seltsam vorkamen. Aber nun ergeben sie ein so ausgeprägtes Projekt, dass ich endlich durchblickte.

No normal Badboy!  #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt