91.Kapitel

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Trotz Dylan's Worten, tat ich nichts. Ich versuchte es ein bisschen vor mir selber zu vertuschen. Als er dann anrief, sprang ich vom Sofa, schmiss alle Decken herunter und schnipste Chipskrümel vom Stoff.
"Baby, was machst du? Setz dich doch hin, damit wir uns sehen können.", seine Stimme wurde kurz verzehrt durch eine Internetstörung.
Ich schubste mit meinem kleinem Zeh noch eine Schublade zu und setzte mich dann auf das Sofa.
"Hei.", sagte ich.
Er umfasste den Tisch vor ihm mit seiner Faust:"Ich will nicht mit dir Facetimen. Ich will dich wieder sehen.
In 3D.", er klang sauer und zugleich zerstört.
Ich versuchte besänftigent zu wirken:"Wo bist du gerade, Dylan?"
Er drehte seine Hand, dass ich eine Flughafenhalle sah. Er ist also am Handy.
"Auf dem Weg zum nächstem Kunden.", knurrte er.
"Wie gerne würde ich neben dir auf dem Sofa sitzen und Oreos essen, anstatt mit meinem Reisepass auf meinen nächsten Flug zu warten.", nun klang er traurig.
Bevor er zum Flugzeug gehen konnte, wollte ich ihm noch gut zureden. Nicht aus Mitleid, nicht wie seine Freundin, sondern als sein ganz persönlichen Lachaufbauer.
"Dylan, hör mir zu. Deine Augen sind wie eine fremde Galaxy, dein Duft eine Droge, deine Lippen ein Geschenk, deine Stimme Musik, und du, Dylan.
Du bist alles. Alles was du die vorstellen kannst. Du bist der erste Sonnenstrahl im Winter, das erste Lachen eines Babys, das Gefühl beim Achterbahn fahren, das Happy End eines Buches, das Plätchern eines Flusses, der Druck in der Lunge, wenn man übermäßig glücklich ist und das man nur mit einem fettem Grinsen unter Kontrolle halten kann."
Ich holte tief Luft.
"Jetzt muss ich erst recht nach Hause.", flüsterte er:"Gute Nacht."
Wieso kann er nicht wie jeder normale Mensch sich verabschieden?
Ich drehte mich um und starrte die Packung Oreos an, die auf dem Tisch lag.
Ich verlagerte mein Gewicht auf mein linkes Bein und stand still im Wohnzimmer herum.
Ich wischte mir mit meinem Arm über die Augen und brachte ein gequältes Grinsen heraus.
Pray, du schaffst das.
Es kommt mit vor, als würden wir uns distanzieren, soweit es übers Internt ging.
Weil es uns dann weniger weh tut. Das heißt es ist besser, wenn er mich nicht sieht.
Ich beschloss, weniger mit ihm zu reden. Das wäre eine Erleichterung für uns beide.
Ich versuchte mich zu erinnern, wie es war in seinen Augen verloren zu gehen.
Mir kamen alle möglichen Farben, Gefühle und Landschaften in den Sinn, aber keine brachte mich zu Dylans Augen.
Nein. Ich halte es ja jetzt schon nicht aus. Ich muss ihn mindestens einmal am Tag sehen. Er ist meine ganz bestimmte, wichtige, unersetzbare Dosis von Leben.
Ich hatte schon viele Tage durchgemacht, in denen ich nicht gemerkt habe, wie die Zeit flog, oder wie sie daher kroch, wie eine Schildkröte, aber jetzt tat sie beides.
Ich bekam überhaupt nichts mehr von der Welt mit, weil sie sich  einfach ohne mich weiterdrehte, aber jede Sekunde stellte vor mir einen neuen Baustein hin.
Penny wollte mich ab und zu wieder besuchen kommen, aber ich hielt sie davon ab.
Ihre Arbeit ist hier getan. Auch wenn sie es gut meint.
Ich widersetze mich zwar genau dem, was Dylan mir gesagy hatte, aber stören tat es mich nicht besonders.
Draußen habe ich eh noch ein gewisses unbehagliches Gefühl, weil ich denke, dass Sam und Tripper jeden Moment um die Ecke kommen.
Selbst wenn ich nur den Müll rausbringen gehe.
Was ich vielleicht wirklich mal wieder machen sollte. Ich schäme mich dafür, was ich aus Dylan's wundervollem Haus gemacht habe, während er versucht das alles weiter zu finanzieren.
Irgendwann ist er endlich da und bringt mir das Leben wieder bei.
Plötzlich kam mir eine ziemlich komsiche Frage in den Kopf:
Seit wann liebt mich Dylan eigentlich?
Ich dachte scharf nach, doch konnte keinen bestimmten Zeitpunkt finden. Es konnte wirklich überall gewesen sein. Wann auch immer, es ist egal.
Über den Laptop Bildschirm wirkt Dylan so unecht. Ich habe mich daran gewöhnt, aber es ist trotzdem nicht dasselbe, wie ihn in voller Pracht vor sich zu sehen. Und zu spüren.

No normal Badboy!  #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt