~XII~

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Ungeduldig lief ich in dem Wohnzimmer des Hauses, welches ich für diese Woche gebucht hatte, auf und ab und wartete ungeduldig darauf, dass sich Smith endlich melden würde. Es war schon außergewöhnlich genug, dass ich ausgerechnet einen Polizisten um Hilfe gebeten hatte, aber so war es. 

Dieser Polizist könnte sich aber wenigstens bei mir melden und mich darüber in Kenntnis setzen, ob sein Kumpel den Auftrag annimmt oder nicht. Und die Akten hatte er mir auch noch nicht zukommen lassen. Natürlich hätte ich mich auch einfach einhacken können, aber von Marcus hatte ich erfahren, dass die Akten bisher nur schriftlich festgehalten und noch nicht digitalisiert wurden, wodurch es nichts gebracht hätte, das System der Polizei zu hacken. 

Davon abgesehen, dass es ein wenig aufgefrischt wurde und es nun doch etwas länger dauern würde, sich einzuhacken. Außerdem würde ich dann auch Ärger von meinem Arbeitgeber bekommen. Obwohl, er würde es ja nicht einmal bemerken. Aber ich würde trotzdem in Schwierigkeiten geraten, wenn er es doch irgendwie herausfinden würde. 

Ich hasste es, Geheimnisse vor Julia zu haben, aber sie würde ausrasten, wenn sie erfahren würde, was ich getan hatte. Weil es vielleicht auch wirklich etwas übertrieben war, aber ich ging eben lieber auf Nummer sicher, das war ja wohl nichts verwerfliches, oder? Das Problem war nur, dass ich dabei Julia hinterging. 

Statt einfach mit ihr zu reden, bat ich sie darum, einfach so zu tun, als ob ich mich nicht total merkwürdig benehmen und sie nicht anlügen würde. Dabei machte ich mir doch nur Sorgen um sie. Ihre Reaktion auf das Messer ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Es steckte abgesehen davon, dass Richy mit dem Messer umgebracht worden war, noch irgendetwas anderes dahinter. Etwas persönlicheres. 

Klar, Julia musste zusehen, wie Richy starb und konnte nichts mehr für ihn tun, aber ich fand ihre Reaktion dennoch etwas zu krass dafür. Und ihre Albträume... Mich konnte sie nicht belügen. Also sie konnte es schon, aber ich kaufte es ihr nicht ab. Das Messer kam mir auch merkwürdig bekannt vor... angsteinflößend. 

Plötzlich klingelte mein Handy und ich zuckte zusammen. Verärgert über mein Verhalten nahm ich den Anruf entgegen, ohne vorher aufs Display zu sehen. "Jacob, ich bin's. Also Gustav würde das...", fing Marcus an, doch ich unterbrach ihn schnell. "Nicht am Telefon, komm einfach schnell zu mir, du weißt ja, wo ich bin." "Oh, alles klar. Sorry, ich hatte nicht daran gedacht. Bis gleich", sagte Smith und legte auf. 

Übers Handy war alles immer noch zu unsicher. Anrufe konnten mitgehört, Nachrichten mitgelesen und Handys generell leicht gehackt werden. Okay, meines könnte man wahrscheinlich nicht so leicht hacken, aber bei Smiths war ich mir nicht so sicher. Während ich nun darauf wartete, dass Marcus endlich kam, fiel mir auch wieder ein, woher mir das Messer so bekannt vorkam. 

Nein, das konnte nicht sein. Oder doch? Es gab nur eine Möglichkeit, das zu überprüfen. Eigentlich sogar zwei. Aber dafür würde ich Marcus' Hilfe brauchen. Ich schnappte mir meinen Laptop, klappte ihn auf und durchsuchte die ganzen Dateien nach einer ganz bestimmten. Keine Ahnung, warum ich das Video überhaupt auf meinem Laptop heruntergeladen hatte, wenn mich alleine der Gedanke daran schon so sehr verletzte, dass mir die Luft fast wegblieb. 

Wieder klingelte mein Handy kurz und war verwirrt, als ich dort Smiths Nummer sah. "Ja?", fragte ich. "Ich steh vor der Tür", informierte er mich kurz und legte wieder auf. Schnell eilte ich zur Tür und öffnete diese, Marcus trat ein. Sicherheitshalber suchte ich die Umgebung mit meinen Augen auch noch nach irgendetwas Verdächtigem ab, doch ich konnte nichts entdecken, weshalb ich mich ein wenig entspannte. 

Mit einem letzten Blick nach draußen schloss ich die Tür hinter mir und führte Marcus ins Wohnzimmer, wo er sich sofort auf die Couch setzte. "Okay, was war jetzt mit Gustav?", fragte ich, um er zum Reden zu bewegen. "Er untersucht das Messer. Ihr seid euch also wirklich sicher, dass es das Messer ist?", hakte Marcus nochmal nach. "Ja, ich glaube, es ist sogar mehr als nur das", gestand ich, wusste aber nicht so recht, wie ich das erklären sollte. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt