Endlich war es morgens. Nachdem ich in der Nacht unzählige Albträume und Jake dadurch immer wieder aufgeweckt hatte, hatte ich mich, als Jake wieder eingeschlafen war, aus seinem Zimmer geschlichen und saß nun seit vier Stunden auf der bequemen Couch in Jakes Wohnzimmer.
Wenn ich richtig lag, müsste gleich Jakes Wecker klingeln, aber ich schaffte es nicht, mich hochzuhieven, um mich neben Jake ins Bett zu legen und so zu tun, als ob ich die ganze Zeit neben ihm geschlafen hätte. Pff, er würde es mir eh nicht abkaufen, meine Augenringe sprachen vermutlich Bände.
Aber in diesen vier Stunden wurde mir klar, dass ich mich einfach nicht unterkriegen lassen durfte. Ich war nicht so schwach. Ich wollte keinem Fremden so viel Macht über mich geben. Und ich wollte Jake nicht wegen mir leiden sehen. Alleine, dass ich in der Nacht in seinen Armen zusammengebrochen war, war vermutlich schon schlimm genug für ihn.
Zumindest für Jake wollte ich stark sein. Damit er nicht zusehen musste, wie ich litt. Deshalb entschloss ich mich dazu, einfach die Tage zu genießen und dieses dumme Messer zu ignorieren. Wie auch den Spinner, der es mir geschickt hatte. Denn wenn er von uns nicht die Angst bekommen würde, die er unbedingt wollte, würde er vielleicht aufhören. Auch, wenn das eher unwahrscheinlich war.
"Julia?", rief Jake panisch, weshalb ich mich augenblicklich schlecht fühlte. "Ich bin im Wohnzimmer", krächzte ich leise, aber Jake hörte mich trotzdem und kam zu mir. "Puh, Gott sei Dank. Ich dachte schon, dir wäre weiß Gott was passiert. Seit wann sitzt du hier?", fragte er mich und setzte sich neben mich. Er hatte sich nicht einmal vorher angezogen, sondern sofort nach mir gesucht.
"Seit etwa vier Stunden", gestand ich kaum hörbar, Jake war sicherlich nicht davon begeistert, dass ich nicht einmal die halbe Nacht geschlafen hatte. "Wir können auch einfach hierbleiben, wenn es dir nicht gut genug geht, um zu der Hochzeit zu gehen", schlug Jake vorsichtig vor, doch ich schüttelte sofort energisch den Kopf.
"Mir geht es gut, Jake. Gestern war das nur einfach alles zu viel für mich, aber jetzt ist es wieder in Ordnung. Und ich freue mich sehr auf die Hochzeit, das würde ich mir nie im Leben entgehen lassen", sagte ich und da Jake die Wahrheit in meinen Worten hörte, versuchte er auch nicht, mich weiter zum Bleiben zu überreden, wofür ich ihn unglaublich dankbar war. Oft benötigten wir nicht einmal Worte, um uns zu verständigen.
"Okay", stimmte Jake mir unnötigerweise zu und gab mir einen kurzen Kuss. "Willst du noch kurz vor mir duschen gehen?", fragte Jake. "Kurz? Du weißt doch hoffentlich noch, dass ich mindestens eine Viertelstunde zum Duschen brauche? Ich dachte, wir würden zusammen duschen gehen. Aber danke, ich werde dein Angebot annehmen", schmunzelte ich, tätschelte Jakes Brust und lief in sein Badezimmer, ohne mir vorher mein Duschgel und mein Shampoo aus meinem Koffer in Jakes Schlafzimmer zu holen. Stattdessen holte ich mir nur eines von Jakes T-Shirts, da es leider zu warm für Hoodies war, und eine meiner Jeanshosen und verschwand im Bad.
Beruhigend tropfte das lauwarme Wasser aus dem Duschkopf direkt auf meine Haare und meinen verspannten Körper und ich versuchte, mich zu entspannen, was mir nur halbwegs gelang. Die Müdigkeit war natürlich sehr präsent, aber nicht so sehr, dass ich in den nächsten Stunden einschlafen könnte. Davon schreckte mich dann doch die Erinnerung an meine Albträume ab. Irgendwann wäre ich hoffentlich so müde, dass ich nichts anderes tun kann, als durchzuschlafen. Aber noch nicht jetzt.
Nachdem ich einfach Jakes Shampoo und Duschgel benutzt hatte, - wobei ich mich natürlich vorher vergewisserte, dass das Shampoo nicht meine Haare färben würde oder so - stieg ich wieder aus der Dusche und wickelte mir das größere Handtuch, welches mir Jake hingelegt hatte, um meinen Körper.
Nach der Dusche fühlte ich mich ehrlich gesagt schon viel besser, was aber auch daran liegen kann, dass ich jetzt vollkommen von Jakes Geruch umgeben bin und dieser Geruch eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Sorgfältig rubbelte ich meine Haare trocken und beschloss, sie einfach Lufttrocknen zu lassen, statt sie jetzt unnötigerweise zu föhnen.
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...