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Und da standen wir jetzt: In der Bibliothek von Duskwood. Die Bar hatte Phil aufgrund privater Gründe vorübergehend geschlossen, sodass er nun mit mir ein Buch suchen würde, mit dem wir das erste Rätsel lösen sollten. Derweil hatte ich die Haare an Marcus geschickt, welche diese direkt in die Forensik geschickt hatte. 

Falls das also doch nur ein schlechter Scherz von unserem Unbekannten gewesen war, würden wir es in ein paar Stunden wissen. In ein paar Stunden... Marcus war natürlich zuerst misstrauisch gewesen, doch als ich ihm den Ernst der Lage vor Augen geführt hatte, gab er schließlich nach. 

Als richtigen Fall durfte er es aber noch nicht einstufen, da Jessy noch keine 24 Stunden verschwunden war und die Polizei deshalb den Fall noch nicht verfolgte. Was sie aber auch nicht sollte, da ich mir nur schlecht vorstellen konnte, dass derjenige, der Jessy in seiner Gewalt hatte, begeistert wäre, wenn die Polizei den Fall übernehmen würde. Womöglich könnte er sogar auf die Idee kommen, Jessy umzubringen, sobald wir die Polizei einschalten. 

Glücklicherweise hatte die Bibliothek kein Sicherheits- oder Kamerasystem, wodurch ich einfach nur die Tür mit meiner Haarklammer öffnen konnte. "Wie lautete nochmal die erste Zahlenfolge auf dem Zettel?", fragte Phil leise, weshalb ich nochmal einen Blick auf diesen warf. "2 8 3 5", flüsterte ich zurück und Phil machte sich in irgendeine Richtung auf. Mit schnellen Schritten folgte ich ihm, bis wir vor einem der vielen Bücherregale stehenblieben. 

"Und die nächsten beiden Zahlen?" "65", antwortete ich und Phil suchte das Regal ab, bis er anscheinend das richtigen Abteil gefunden hatte. "27", sagte ich, als Phil gerade seinen Mund öffnen wollte, um mich erneut nach den nächsten Zahlen zu fragen. Wieder suchte Phil ein wenig, bis er schließlich ein Buch aus dem Regal herauszog und es aufschlug. "139", flüsterte ich und schlug nun selber die passende Seite auf.  

"Hier, nimm mal kurz", sagte ich und drückte Phil den Zettel in die Hand, damit ich besser mit der Taschenlampe auf die Buchseite leuchten konnte. "Was soll das nur bedeuten?", überlegte ich laut, als ich auf die fünf im Buch mit Textmarker hervorgehobenen Wörter sah, mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Was wollte er mir nur damit sagen? Irgendeine Bedeutung mussten diese Wörter doch haben... Warte... 

"Phil, sieh dir mal die Reihenfolge der Wörter im Buch an. Mond. Ort. Tod. Erde. Liebe. M. O. T. E. L. Denkst du, dass das nur ein Zufall ist?", fragte ich ihn. Trotz der Dunkelheit konnte ich das Aufleuchten von Phils Augen erkennen. "Natürlich, du bist ein Genie! Aber welches der beiden Motels ist gemeint?", warf er seine Frage in den Raum. 

"Stand da nicht noch eine Zahl auf dem Zettel?", fragte ich verwirrt nach. "Du hast recht", gab Phil erstaunt von sich. "Die 84, aber wie soll das meine Frage beantworten?", hakte er nach. Belustigt verdrehte ich meine Augen, bevor ich ihm antwortete. "Hat eines der Motels die Hausnummer 84?" 

"Tatsächlich! Das von Miss Walter! Dass ich nicht von alleine darauf gekommen bin! Da erwartet uns sicher der nächste Hinweis! Wir müssen sofort dorthin!", rief Phil enthusiastisch aus, weshalb ich ihm schon nach wenigen Worten die Hand vor den Mund hielt, sodass seine Worte durch meine Hand gedämpft wurden. 

"Pscht, nicht so laut! Wir sind hier immer noch unerlaubt und könnten jederzeit erwischt werden", zischte ich leise, Phil murmelte ein leises 'Sorry', bevor ich schließlich wieder meine Hand von seinem Mund nahm. "Warte mal, ist das hier nicht Jessys Hochzeitsring?!", fragte ich entsetzt und nahm den Ring mit einem runden Diamanten in die Hand, um ihn Phil hinzuhalten. 

"Ja, ich befürchte schon", sagte er nach einer Weile, die er den Ring genaustens betrachtet hatte, traurig. Es tat weh, meinen besten Freund so niedergeschlagen zu sehen. "Hey, wir werden die Rätsel schon rechtzeitig lösen", flüsterte ich sanft und umarmte ihn vorsichtig, um ihm Trost zu spenden. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt