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Als ich dann aber tatsächlich zwei Stunden später mit Jake vor dem Gebäude stand, in welches wir gleich einbrechen würden, war ich mir unsicher, ob das so eine gute Idee war. Ein Einbruch war immerhin auch eine Straftat, selbst wenn es für einen guten Zweck war. Davon abgesehen, dass wir Lillys Leiche nach Spuren absuchen wollten und dabei keine Ahnung hatten, worauf wir achten mussten. 

Mir kamen einfach so viele Zweifel, ob das, was wir hier tun wollten, nicht eigentlich völlig in die falsche Richtung losging, aber ich sprach diese nicht laut aus. Es war die letzte Möglichkeit, an irgendwelche Hinweise auf Lillys Mörder zu kommen, und die konnten wir uns nicht wegen meinen dummen Zweifeln entgehen lassen. 

Ich war zwar eigentlich viel zu müde, um eine solche Aktion durchzuziehen, aber solange Jake bei mir war, konnten wir weder erwischt werden noch konnte mir irgendetwas schlimmes passieren. Vorsichtshalber hatte ich mich komplett schwarz gekleidet, dadurch konnte man mich nicht so gut in der Dunkelheit erkennen. 

Nur meine hellen, im Mondlicht silberschimmernden Haare und meine blasse Haut könnten uns verraten. Jake war ohnehin schwarz gekleidet, das war ja Standard bei ihm. Schnell zog ich mir die Handschuhe über, die mir Jake reichte, damit wir keine Fingerabdrücke hinterlassen würden.

"Okay, und wie kommen wir jetzt da rein?", flüsterte ich in die Dunkelheit und könnte darüber, dass ich mir darüber nicht mal früher Gedanken gemacht hatte, meinen Kopf schütteln. Was, wenn Jake ebenfalls keinen Plan hatte? Schließlich war ich diejenige, die um 1 Uhr nachts in eine Gerichtsmedizin einbrechen wollte, nicht er. 

Jake lachte nur leise und tippte auf seinem Handy rum, bevor er einfach die Tür öffnete. Wieder einmal staunte ich über seine Fähigkeiten und fragte gar nicht erst nach, wie er das geschafft hatte, ich würde eh nur Bahnhof verstehen. "Was würdest du nur ohne mich tun?", fragte Jake sarkastisch und betrat den Flur, der ins Polizeirevier führte. 

Ja, die Gerichtsmedizin war im gleichen Gebäude wie die Polizeiwache, nur eben im Keller. Ich überhörte seine Bemerkung absichtlich und beschloss, Jake etwas aufzuziehen. "Das ist ja mal langweilig, so macht es doch gar keinen Spaß, irgendwo einzubrechen", schmollte ich und tat so, als ob ich total gelangweilt wäre. Die Tatsache, dass ich genau zu dem Zeitpunkt gähnen musste, unterstrich das Ganze noch passenderweise. 

"Pscht, ab jetzt müssen wir leise sein. Die Schicht des Gerichtsmediziners ist zwar schon zu Ende, aber hier treiben sich sicher noch einige Polizisten herum. Sie werden auch bald bemerken, dass ich die Kameras und das Alarmsystem ausgeschaltet habe. Wir haben vielleicht fünf, maximal zehn Minuten, wir müssen uns also beeilen. Bleib einfach dicht hinter mir und lass dich bloß nicht erwischen", wies Jake an, ich konnte ernsthafte Besorgnis aus seiner Stimme heraushören. 

"Dann sollten wir keine Zeit verlieren", meinte ich und gab Jake das Zeichen, loszulegen. Jake ging, wie er vorher schon geschildert hatte, voran und auch ich setzte meine Füße über die Schwelle der Tür. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und achtete dabei darauf, die Türklinke langsam loszulassen, sodass uns der hochschnellende Türgriff nicht verraten konnte. 

Trotz der Dunkelheit, die in diesem Flur herrschte, konnte ich Jake ausmachen, welcher schon an der Tür zum Treppenhaus stand. Schnell huschte ich über das Parkett zu Jake, sodass wir gemeinsam in das Treppenhaus gehen konnten. Wieder achtete ich darauf, dass die Tür nicht laut zufiel und folgte Jake nach unten. 

Leise hallte das Geräusch von Jakes und meinen Sportschuhen wider, die sonst herrschende Stille und die Dunkelheit ließen alles gespenstisch erscheinen. Nur die Notbeleuchtung tauchte den unteren Teil in ein unheimliches Grün. Meine Beine zitterten sowohl vor Angst, als auch vor Aufregung und Kälte. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt