Die Datenbank der Polizei hat sich glücklicherweise schnell hacken lassen, wodurch ich schon bald die gesuchten Informationen finden würde. Momentan suchte noch mein Algorithmus nach möglichen Treffern, aber ab jetzt war es nur eine Frage der Zeit, bis ich endlich eine Antwort auf eine der vielen Fragen, die sich mir stellten, bekommen würde.
In der Zwischenzeit hatte ich Emma, eine alte Schulkameradin von mir, die schon damals fast genauso viel Interesse wie ich an IT zeigte, kontaktiert, um etwas über den Tod von Julias Mutter zu erfahren. Emma hatte nämlich Kontakt zu vielen Ärzten und Gerichtsmedizinerin, wodurch es ein leichtes sein dürfte, an den Totenschein oder zumindest an die Todesursache von Julias Mutter zu gelangen.
Sie hatte sich schon dazu bereit erklärt, mir zu helfen, allerdings übergab sie alle Informationen, die illegal beschafft wurden, immer nur persönlich, sodass sie nicht in falsche Hände geraten konnten. Außerdem wollte sie noch wissen, für was genau ich ausgerechnet solche Informationen benötigte, da es doch recht ungewöhnlich war, dass sie für andere durch ihre Connections an Informationen kommen sollte.
Vor allem, wenn jemand, der eigentlich alles selber herausfinden konnte, sich nun an sie wendete. Jemand, von dem sie wusste, dass er normalerweise keine Hilfe von anderen Menschen annahm und sich immer alleine durchkämpfte. Zugegeben, dass es wirklich etwas an meinem Selbstwertgefühl gekratzt hatte, das ich Emma um Hilfe bitten musste.
Aber sie gehörte zu den Personen, die die Schwächen von anderen nicht ausnutzte, sondern stets darum bemüht war, das Gute im Menschen zu entdecken und es zu fördern. Schon in der 5. Klasse war sie sehr hilfsbereit und immer auf das Wohl der anderen bedacht.
So war es auch dazu gekommen, dass Emma mich in der 8. Klasse für mehrere Wochen in ihrem Baumhaus wohnen lassen hatte, nachdem ich von "daheim" abgehauen war, weil mich mein Adoptivvater zum wiederholten Male geschlagen hatte. Generell hatten mich meine ersten Adoptiveltern scheiße behandelt, weshalb es eh nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis ich irgendwann weggegangen wäre.
Anfangs hatte ich mich zwar strikt geweigert, ihre Hilfe anzunehmen, aber dann gab ich doch nach. Vielleicht, weil ich nichts weiter als meinen Laptop besaß und somit weder einen Schlafplatz noch genügend Geld für richtige Mahlzeiten hatte. Meine Adoptiveltern hatten noch nicht einmal nach mir gesucht, aber es war auch besser so. Ich hätte eh nicht wieder in die Hölle zurück gewollt.
Als mein Adoptivvater mir an jenem Abend eine Bierflasche hinterhergeworfen hatte, damit ich stehen blieb, weil ich in mein Zimmer gehen wollte, bevor er eben wieder ausrasten und mich schlagen würde, und eine Scherbe der an der Wand zerschellten Glasflasche meinen Oberschenkel durchbohrt hatte, war ich zunächst fassungslos gewesen und hatte nicht einmal einen Versuch unternommen, den Schlägen meines Adoptivvaters auszuweichen.
Niemals hätte ich damals gedacht, dass er zu so etwas fähig sein könnte. Zu dem Zeitpunkt war ich aber auch sehr naiv gewesen, denn sonst wäre mir schon von Anfang an klar gewesen, dass es nicht nur bei ein paar seltenen Schlägen bleiben würde, und ich wäre sofort weggegangen.
Doch an dem Abend, als ich schon mehrere Stunden nach meiner Prügel mit der Glasscherbe im Bein einfach nur regungslos da gelegen hatte, weil ich befürchtet hatte, bei jeder kleinsten Bewegung wieder geschlagen zu werden, waren mir die Augen geöffnet worden, weshalb ich mich in mein Zimmer schleppte, meinen Laptop inklusive Ladegerät und noch mein mickriges, gespartes Taschengeld von 23 € in meinem wasserfesten Rucksack verstaute, und endlich das Haus, die Hölle nach einem Jahr hinter mir lies.
Das war die erste Familie, die mich aufgenommen hatte, und schlussendlich auch die letzte richtige gewesen. Bei den anderen konnte ich es einfach nie länger als eine Woche aushalten, weil ich seit jener Nacht es nicht mehr bei anderen Menschen, Menschen, die versuchten, die mir fehlende Vater- und Mutterrolle zu übernehmen, aushielt.
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...