𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜

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Hoffnungslos starrte ich auf eine unbestimmte Stelle vor mir hin, während ich meine Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen hatte. Ich konnte mich nicht entscheiden. Ich konnte Jake nicht weh tun. Dabei war es völlig egal, ob physisch oder psychisch. Ich wusste, wie sehr Jake wegen meiner Entscheidungen gelitten hatte, und wollte ihn nicht noch einmal so leidend, so gebrochen sehen. 

Am liebsten würde ich mich einfach Hier und Jetzt auf der Stelle umbringen, damit dieser Albtraum endlich enden würde, doch auch damit würde ich Jake verletzen. Würde uns beiden vielleicht die Möglichkeit auf eine gemeinsame Zukunft nehmen. Aber genauso wenig konnte ich Jake oder Hannah umbringen. 

Auch wenn Hannah sich echt mies mir gegenüber verhalten hatte, war sie Jakes Halbschwester. Eines der zwei verbliebenen Familienmitglieder von Jake. Ich wünschte, ich hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen. Wünschte, ich hätte schon viel eher etwas unternommen. Es waren schon so viele Menschen wegen mir gestorben. So viele unschuldige Menschen, die meine Freunde waren. 

Die nur aufgrund dieser Tatsache meinem Bruder zum Opfer gefallen waren. Aber ich hatte nichts unternommen und musste nun eine Entscheidung treffen. Wer weiß, was Nick sonst tun würde. Ob er mich weiterhin zu Dingen zwingen, die ich nicht tun wollte, oder einfach beide umbringen würde. Und ich konnte nicht zulassen, dass er sie umbringt. 

Ich hatte einfach zu viel Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Das war schon immer so gewesen, doch in diesem Fall gab es nur falsche Entscheidungen. Ich wollte definitiv für Jakes und meine Liebe kämpfen. Was bedeuten würde, dass ich mich eigentlich dafür entscheiden müsste, Hannah umbringen zu lassen. 

Aber das konnte ich nicht. Ich konnte Jake nicht auch noch den Tod seiner anderen Schwester zumuten. Und er würde sich selbst hassen, wenn er jemals erfahren sollte, dass ich entschieden hatte, dass Hannah und nicht er sterben würde. Vielleicht wollte ich auch einfach keine Verantwortung dafür übernehmen und war feige. 

Ich konnte und wollte mich nicht entscheiden, weil niemand es verdient hatte, wegen einer so unsinnigen Rache zu sterben. Weshalb ich mich einfach dafür entschied, die Entscheidung einfach noch weiter hinauszuzögern. Noch etwas Zeit zu gewinnen. Selbst wenn ich dafür leiden müsste. Solange nur ich es war und niemand anderes, würde ich das in Kauf nehmen. Ich hoffte nur, dass Jake wieder aufwachen würde und die Polizei auf den Fall ansetzen würde. 

Zwar hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit schon seit dem Treffen mit Jake vergangen war, aber über 24 Stunden mussten es schon sicher gewesen sein. Außer ich hatte mein Zeitgefühl schon komplett verloren, was ich natürlich nicht hoffte. Wieder hatte ich die Liveübertragung aus dem Krankenhaus vor Augen. Jake sollte erstmal wieder gesund werden, bevor er irgendetwas unternehmen sollte. 

Außerdem waren seine Möglichkeiten auch ohne seine Verletzungen sehr beschränkt, weil Phil ihn vermutlich immer noch nicht aus den Augen lassen würde. Bei dem Gedanken daran, dass mich Phil die ganze Zeit belogen und hintergangen hatte, zog sich wieder mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich hatte wirklich gedacht, dass ich ihm vertrauen könnte. Wie sollte ich jemals wieder einem Menschen vertrauen können, wenn selbst mein bester Freund mich einfach nur ausgenutzt hatte? Mein Vertrauen missbraucht hatte? 

"Und? Hast du schon eine Entscheidung getroffen?", fragte Nick, nachdem er den Raum wieder betreten hatte, und riss mich dadurch aus meinen Gedanken. Ob ich mich schon entschieden hatte? Ich würde mich niemals entscheiden können und das wusste er auch. Egal, wie wenig ich einen Menschen auch leiden konnte, wäre ich niemals in der Lage, das Leben von diesem Menschen zu beenden. 

Zumindest solange es sich bei dem Menschen nicht um mich selbst handelt. "Hatte ich mir schon gedacht", meinte mein Halbbruder schließlich und kam auf mich zu. "Julia, ich möchte dir nichts antun", behauptete er, weshalb ich ungläubig auflachte. "Du willst mir nichts antun?!", fragte ich heftig.