Ich bekam kaum mit, wie die Holztür hinter mir zersplitterte oder wie der Mann ohne Gesicht mich an meinen Haaren zurück in den dunklen Raum zerrte. Das Einzige, was ich spürte, war das Gefühl des Hochverrats. Er arbeitete schon die ganze Zeit mit dem Mann ohne Gesicht zusammen. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Und ich hatte ihm auch noch mein Vertrauen geschenkt.
Wie konnte er mir das nur antun?! Wie konnte Phil nur?! Dieser Typ hatte seine Schwester zu Tode gefoltert, meine beste Freundin! War es Phil wirklich komplett egal, was mit Jessy geschehen war?! Wieso arbeitete er noch mit dem Mann ohne Gesicht zusammen, wenn dieser doch seine Schwester umgebracht hatte?!
Und ich war auch noch so dumm gewesen und hatte ihm gestanden, dass ich noch in Jake verliebt war. Kein Wunder, dass der Mann ohne Gesicht so gut über Jake und mich Bescheid wusste, wenn Phil wahrscheinlich jedes einzelne Detail, das ich ihm anvertraut hatte, sofort an ihn weitergegeben hatte. Er hatte mein Vertrauen zu ihm schamlos missbraucht.
Verzweifelt kämpfte ich gegen meine entstehende Schnappatmung an und versuchte, meine aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Phil hatte es die ganze Zeit gewusst. Wahrscheinlich wusste er sogar, wer hinter dieser Maske steckte. Er wusste die ganze Zeit, wie schlecht es mir ging, wie sehr ich litt, sogar dass ich angefangen hatte, mich deshalb selbst zu verletzen, und er hatte nicht nur einfach zugesehen, sondern es auch noch unterstützt?!
Der Mann ohne Gesicht machte die Handschellen viel zu fest um meine Handgelenke, sodass sie sogar hineinschnitten, doch ich spürte den Schmerz nicht. Es war mir schlicht und ergreifend egal. Jemand, den ich als Freund angesehen hatte, hatte sich letzten Endes als Feind entpuppt. Ich war so naiv gewesen... Immer wieder hatte ich in Phils Gegend so ein komisches Gefühl gehabt, welches mich anfangs davon abgehalten hatte, mich ihm anzuvertrauen.
Jetzt wusste ich auch, woran das lag. Er hatte mich die ganze Zeit angelogen, mich hintergangen. Und es tat extrem weh. Warum hatte er das nur getan? Was waren seine Beweggründe? Ich hatte gedacht, er würde mich lieben. Hatte er mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt? Würde mich nicht wundern, immerhin hatte er mich auch belogen und ausgenutzt.
"Hättest nicht damit gerechnet, hm? Bist aber selbst schuld, wenn du in meinen Sachen herumschnüffelst", lachte der Mann ohne Gesicht siegessicher und spuckte vor mir auf den Boden, bevor er den Raum verließ und die Tür hinter sich zuschmiss. Sobald die Tür ins Schloss fiel, bahnten sich die ersten Tränen auch schon den Weg über meine Wangen und tropften auf mein Langarmshirt und meine Hose.
Es würde mich niemand suchen. Niemand wusste, dass ich überhaupt verschwunden war. Außer Phil, aber er wusste ja schon, wo ich war und würde ganz sicher nicht nach mir suchen. Ich war verloren. Wie hatte ich aber auch nur so dumm sein und Phil vertrauen können? Über meine Dummheit konnte ich nur meinen Kopf schütteln.
Würde Phil wirklich Jake umbringen? Ich hatte zuvor eher gedacht, dass der Mann ohne Gesicht das selbst in die Hand nehmen würde, aber nun? Für was sollte Phil sonst bei Jake im Krankenhaus mit Pistole sitzen? Weil er ihn besuchen wollte? Pff, das ich nicht lache! Phil und Jake hassten sich gegenseitig.
Und ja, hierbei konnte man wirklich von Hass sprechen. Sie sahen sich als Konkurrenten, kapierten beide nicht, dass das komplett unnötig und kindisch war. Weil ich Jake eben liebte und Phil nur gerne hatte. Nun ja, nach dieser Aktion war Phil für mich gestorben.
Falls ich hier jemals wieder lebend herauskommen sollte, würde ich mich lieber umbringen als wieder mit Phil eine Wohnung zu teilen. Oder ich würde lieber gleich hier in diesem Loch bleiben! Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, mich weiterhin in meinen Gedanken über Phil aufzuregen. Ich war verletzt, sehr sogar. Und noch dazu machte sich langsam meine Blase bemerkbar.
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...