~LXIV~

290 25 7
                                    

Das Erste, was ich nach dieser scheinbar unendlichen Leere spürte, waren furchtbare Schmerzen. Mein Kopf fühlte sich an, als ob er explodieren würde, während sich mein restlicher Körper so unglaublich schwer anfühlte, als ob mich irgendetwas nach unten ziehen würde. Mit der Zeit wurde das unerträgliche Piepen, welches meine Kopfschmerzen verstärkte, nur noch lauter, was mich an den Rand der Verzweiflung brachte. 

Blinzelnd schlug ich meine Augen auf, sofort blendete mich das grelle, unnatürlich weiße Licht, welches unerbittlich auf mich herabfiel. Vor Schmerzen stöhnend richtete ich mich auf, wobei mein Blick auf einen dünnen, halb durchsichtigen Schlauch fiel, an dessen Ende eine Infusionsnadel, die in meinem Arm steckte, war. 

Anscheinend befand ich mich im Krankenhaus, die kahlen Wände und der Vitalzeichenmonitor neben mir sprachen zumindest sehr dafür. Warum ich allerdings überhaupt im Krankenhaus lag, wusste ich nicht und so sehr ich mich auch anstrengte, es fiel mir auch nicht ein. Deshalb ließ ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen, bis er schließlich an einer Person hängen blieb, mit der ich hier niemals gerechnet hätte. 

Bei Phils Anblick, wie er lässig in seiner rechten Hand lässig eine Pistole hielt und jede meiner Bewegungen genau beobachtete, fiel mir wieder ein, was gestern Abend geschehen war. Das Treffen mit Julia. Unsere Versöhnung. Die Begegnung mit dem Mann ohne Gesicht. Der Moment, als sich das Wurfmesser in meinen Bauch bohrte. Julias verzweifelter Gesichtsausdruck, als sie versuchte, meine Schnittwunde zu versorgen. 

Ihre Tränen, welche ihr über die Wangen gelaufen waren, kombiniert mit ihrem angstvollen Worten, als sie befürchtete, mich zu verlieren. Ihr Anblick hatte mich so sehr gequält... Und danach kam nichts mehr außer Schwärze. Außer der Schwärze, welche mich bis vor wenigen Minuten noch umgeben hatte.

Nun war Phils Besuch auch nicht mehr so überraschend, schließlich hatte er schon letztes Jahr mit dem Mann ohne Gesicht zusammengearbeitet, was beinahe zu Julias und Hannahs Tod geführt hätte. Er arbeitete sicherlich schon wieder mit diesem Arschloch zusammen! Und das, obwohl Jessy doch von ihm gefoltert worden war! Doch was genau war sein Auftrag? 

"Wo ist Julia?", polterte ich auch schon los und setzte mich nun vollständig hin. Phil starrte mich nur ausdruckslos an. "Ist das gerade dein scheiß Ernst?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen, sein Verhalten ergab einfach keinen Sinn für mich. "Wie kannst du nur mit diesem Arschloch zusammenarbeiten, nachdem er das deiner Schwester angetan hat?", fragte ich fassungslos und wütend zugleich. 

Mich schockierte es, dass Phil so wenig zu seiner Schwester hielt. Das war zwar nichts neues, aber es wirkte wirklich so, als ob sich Jessys und Phils Verhältnis verbessert hätte. Von wegen. Hatte er überhaupt um sie getrauert? Sofort schämte ich mich für den Gedanken, denn ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass er so kalt und herzlos sein könnte. 

Tatsächlich entglitten Phil seine Gesichtszüge kurz, wodurch ich sehen konnte, dass ihn der Tod seiner Schwester wirklich traf. Dass er ihren Verlust wirklich bedauerte. Aber wieso arbeitete er dann mit dem Mörder seiner Schwester zusammen? "Antworte mir endlich! Wo ist Julia verdammt nochmal?!", schrie ich aufgebracht, während mir die schlimmsten Szenarien durch den Kopf schossen. 

Julia blutend in einer Lagerhalle, Julia tot in einem Flussufer aufgefunden, Julia noch schlimmer zugerichtet als Lilly... Nein Jake, hör auf, daran zu denken! "Bitte Phil, er will ihr wehtun! Sie töten! Wie kannst du denn sowas zulassen, wenn du sie doch liebst?", fragte ich eindringlich, denn das war mir ein Rätsel. Ich würde wirklich alles tun, damit Julia nichts passiert, während Phil, der sie ja auch liebt, tatenlos zusieht, nein, vielmehr noch das Ganze unterstützt? 

"Er wird sie nicht töten. Er möchte nur, dass sie seinen Plan durchführt. Und selbst wenn fände ich es zehntausend Mal besser, wenn sie tot wäre, weil wir sie dann wenigstens beide nicht haben können", entgegnete Phil völlig gelassen, seine glasigen Augen verrieten ihn jedoch. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt