Verträumt sah ich Julia hinterher und widerstand der Versuchung, ihr unter die Dusche zu folgen. Julia konnte ja jetzt schon nicht mehr wirklich gerade laufen. Mit großer Anstrengung stand ich auf und stellte fest, dass ich auch nicht viel sicherer unterwegs war als Julia. Seufzend sammelte ich meine Klamotten vom Boden auf und beschloss, mich ebenfalls kurz zu waschen. Im zweiten Badezimmer versteht sich.
Ich wollte eben den armen Schülern und Studenten nicht die ganzen günstigen Zweizimmerwohnungen wegschnappen, immerhin konnten sie sich im Gegensatz zu mir das nicht leisten. Also ging ich kurz duschen, wusch meine Haare und meinen Körper und trocknete mich abschließend ab. Rasch zog ich mich an und rubbelte meine Haare halbwegs trocken, bevor ich wieder ins Wohnzimmer ging.
Gerade als ich mich auf die Couch setzen wollte, klingelte ein Handy, mein Handy. Wo lag mein Handy? Ich hatte keine Ahnung. Eigentlich ist es in meiner Hosentasche gewesen, aber es muss wohl vorhin aus dieser herausgefallen sein, als Julia und ich übereinander hergefallen waren. Unwillkürlich verzogen sich meine Lippen bei dem Gedanken zu einem dümmlichen Grinsen, welches ich mir einfach nicht aus dem Gesicht wischen konnte.
Verdammt, was war nur los mit mir? Es ist doch nicht das erste Mal gewesen, dass ich mit einem Mädchen geschlafen habe. Aber es war unglaublich gewesen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln, und machte mich auf die Suche nach meinem Handy, welches immer noch klingelte. Schließlich fand ich es unter dem kleinen Tisch vorm Fernseher und hob es auf.
"Hallo?", ging ich ran, ohne vorher genauer aufs Display zu gucken. "Hallo, hier ist Marcus. Die Blutergebnisse sind da", informierte mich Smith geschäftlich. "Wurde ja auch mal Zeit", brummte ich, denn ich hatte jetzt schon eine Woche auf diese Ergebnisse gewartet.
"Die Blutprobe stimmt zu 87,99% mit Julias DNA überein. Wenn die schon etwas älter ist, ist die Übereinstimmung nicht mehr so hoch, weshalb wir davon ausgehen, dass es sich wirklich um das Messer handelt, mit dem Julia auf dem Video angegriffen wurde. Sorry, aber es scheint so, als ob sie dich in dieser Hinsicht belogen hätte. Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun?", fragte Marcus mitfühlend, was mir etwas gegen den Strich ging.
"Nein, das passt schon. Tschüss", sagte ich abwesend und legte auf. Die ganze Zeit hatte ich recht. Obwohl ich gehofft hatte, dass ich mich irren würde. Warum hat sie mir nur nichts gesagt? Vertraute Julia mir etwa nicht mehr? Oder gab es doch einen anderen Grund dafür? Ich fühlte mich hintergangen.
Als ich leise Schritte hinter mir wahrnahm, drehte ich mich um und wusste erst nicht, wie ich anfangen sollte. Aber ich konnte auch schlecht so tun, als ob ich es niemals erfahren hätte. Ich musste einfach wissen, was Julia sonst noch vor mir verheimlicht hatte und wieso. "Ich glaube, es gibt etwas, worüber wir sprechen sollten", sagte ich mit fester Stimme und achtete genau auf Julias Reaktion.
Besonders überrascht schien sie nicht zu sein, aber dennoch erkannte ich die Bestürzung in ihren Augen. Sie wusste genau, wovon ich sprach, wollte mir aber immer noch nicht von sich aus alles erzählen. Also musste ich den ersten Schritt machen.
"Wie kommt es, dass ich gar nicht wusste, dass das alles ganz sicher mit dir zu tun hat? Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit diesem Messer verletzt wurdest? Was hast du noch vor mir verheimlicht?", fragte ich ruhig, die Kälte in meiner Stimme beunruhigte selbst mich. Beschämt sah Julia auf den Boden und wich meinem Blick aus. Ernsthaft? Nicht mal bei einer direkten Konfrontation wollte sie mir antworten?
"Verdammt Julia, rede mit mir!", schrie ich und schlug gegen die Wand, weshalb sie mich mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen ansah. Ich folgte ihrem Blick, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich so stark gegen die Wand geschlagen hatte, dass dort ein Loch war und ich zudem blutete. Aber der Schmerz war nichts verglichen mit dem, den ich gerade wegen Julia verspürte. Sie musste doch kapieren, dass ich ihr nur helfen, sie verstehen wollte!
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...