Schlafen konnte ich wieder nicht, dafür war ich viel zu aufgewühlt und zudem tat mein Kopf immer noch ziemlich weh. Doch diesmal störte mich die schlaflose Nacht nicht. Ich war ja bei Jake. Auch wenn mir die ganze Zeit bewusst war, dass er mich vermutlich nach unserem Gespräch hassen würde, fühlte ich mich momentan so geborgen wie noch nie.
Die ganze Nacht hatte ich Jake beim Schlafen beobachtet. Er sah so niedlich aus. Seine schwarzen Haare fielen ihm in die Stirn, aus seinem leicht geöffneten Mund kamen leise, schnarchende Geräusche. Mittlerweile war es schon zehn Uhr und ich konnte nach wie vor meinen Blick nicht von Jake abwenden.
Eigentlich müsste ich ihn langsam aufwecken, aber ich brachte es einfach nicht über mich. So wie er aussah, hatte er schon länger nicht mehr geschlafen, weshalb ich ihn auf keinen Fall aufwecken wollte. Es grenzte schon an einem Wunder, dass er überhaupt eingeschlafen war, geschweige denn dass er die ganze Nacht durchschlief.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken, weshalb ich Jake erschrocken anschaute. Wie lange war er denn schon wach, ohne dass ich es bemerkt hatte? "G-Guten Morgen", stotterte ich peinlich berührt und wandte meinen Blick ab. Er hatte mich sicher beim Starren erwischt. "Guten Morgen", erwiderte Jake und schwang seine Beine über die Bettkante, wodurch ich perfekt auf seinen muskulösen Rücken sehen konnte.
Jake schnappte sich zuerst ein T-Shirt und zog sich anschließend noch eine Jogginghose an. "Willst du vielleicht auch mal aufstehen oder möchtest du weiterhin dastehen und mich anstarren?", fragte er belustigt und drehte sich zu mir um, während ich rot geworden war. "Ähm, ja", sagte ich durcheinander und zwang mich dazu, wegzugucken. Warum musste er mich aber auch unbedingt so in Verlegenheit bringen?
"Wann hast du zuletzt gegessen?", fragte mich Jake und lief zu mir herüber, um meinen Kopf an meinem Kinn etwas anzuheben, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. "Ich brauche nichts zu essen, ich habe eh keinen Hunger", lehnte ich sofort ab, da ich wusste, worauf Jake hinauswollte.
"Julia, beantworte mir einfach meine Frage", seufzte Jake genervt, nachdem ich mich aus seinem Griff befreit hatte und die Sachen von gestern anzog. Mein weißes T-Shirt war leider komplett ruiniert, da ich doch etwas mehr Blut verloren hatte als ich gedacht hatte, doch was sollte ich denn sonst anziehen? Ein T-Shirt von Jake? Auf gar keinen Fall, dann hätte ich die ganze Zeit etwas daheim, was mich unnötig oft an Jake erinnert und das wäre alles andere als vorteilhaft.
Mit dem Rücken zu Jake zog ich mir meine Hose an und wollte mir gerade mein T-Shirt anziehen, als mich Jake bestimmend, aber dennoch sanft umdrehte und sich mit seinen Händen an der Wand abstützte, sodass ich zwischen ihm und der Wand gefangen war. "W-Was soll das?", fragte ich nervös und musste zu Jake aufsehen, da er mich um gute eineinhalb Köpfe überragte.
"Wenn du mir meine Frage beantwortest, beantworte ich dir vielleicht auch deine", entgegnete er ernst. Er war mir viel zu nahe, sodass ich mich kaum konzentrieren konnte. "Es ist meine Sache, wann und wie viel ich esse", stellte ich fast schon zickig klar und verschränkte meine Arme vor meiner Brust, wobei ich vergaß, dass ich nur im BH bekleidet vor Jake stand.
"Ich mache mir doch nur Sorgen um dich", murmelte Jake. "Ja, aber wie gesagt: Es ist meine Sache und es geht dich auch gar nichts an", wiederholte ich energisch und wollte mich an Jake vorbeischieben, doch ich war viel zu schwach dafür.
"Ach ja? Es geht mich nichts an, wenn sich meine Freundin zu Tode hungert? Sieh dich doch mal an! Du hast mindestens drei Kilogramm abgenommen, nimmst auch noch Unmengen an Alkohol zu dir und trinkst kaum Wasser. Denkst du, das wirkt sich nicht auf deine Gesundheit aus? Mensch Julia, das ist verdammt gefährlich! Du bist doch sowieso schon untergewichtig und hast ständig Kreislaufprobleme!"
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...