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Absolut unglücklich saß ich auf dem Bett und beobachtete Jake, welcher wieder eingeschlafen war. Schon klar, zuerst weckte er mich und dann schlief er einfach selbst weiter. Und ratet mal, wer jetzt nicht mehr schlafen konnte... ich. Wie sollte es auch anders sein. Mittlerweile schlief Jake meistens sogar länger als ich, während ich nach wie vor Schlafprobleme hatte. Frustriert versank ich in Gedanken. 19 Jahre... und dabei waren die letzten beiden Jahre so schnell vergangen. Die Zeit verging schnell, beängstigend schnell. Ich fühlte mich nicht wie 19, sondern immer noch wie 17. 

Manchmal hatte ich Angst, dass mir nicht genug Zeit blieb und die nächsten Jahre noch schneller vergehen würden. Obwohl diese Angst natürlich völlig unbegründet war. Selbst wenn die Zeit so schnell wie die letzten beiden Jahre vergehen sollte, hätte ich dennoch mehr als genug Zeit. Vorausgesetzt, dass ich über 70 Jahre alt werde, was heutzutage nicht allzu schwer sein sollte. 

Gedankenverloren schaute ich in Jakes friedliches Gesicht. Wenn er schlief, wirkte er immer so wie ein kleiner Junge, frei von allen Verpflichtungen und Sorgen. Sanft strich ich Jake eine seiner schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und schwang dann meine Beine über die Kante des Bettes. Es war einfach nur unfair, dass Jake mich zuerst auf so eine Weise weckte und dann selber weiterschlief. 

Leise schlich ich in die Küche und holte einen Becher aus dem Schrank, den ich mit eiskaltem Wasser aus dem Kühlschrank befüllte. Genauso vorsichtig wie vorher eilte ich wieder zurück ins Zimmer und leerte den Becher ohne Zögern über Jakes Kopf aus, welcher sofort aufschreckte und sich umsah. Als er mich mit dem Becher in der Hand dastehen sah, kniff er misstrauisch die Augen zusammen. 

"Na warte, das wirst du noch bereuen", knurrte er spielerisch und kam langsam auf mich zu. Ich wich zurück. "Was wird das?", fragte ich vorsichtig, als ich mit dem Rücken an der Wand anstieß und ich keine Fluchtmöglichkeit mehr hatte. Jake grinste mich nur an und machte noch zwei weitere Schritte in meine Richtung. Mittlerweile war er nicht einmal mehr eine Armlänge von mir entfernt. "Jake, egal was du jetzt vorhast: Nein. Wehe", drohte ich ihm und fuchtelte mit meinem Zeigefinger vor seiner Nase rum. 

"Jake!", kreischte ich, als er mich an den Handgelenken packte und mich auf die Couch schmiss, um mich dort zu kitzeln. "Jake, hör auf", bat ich ihn lachend und trat um mich. "Vergiss es, du hast mir einen Becher Wasser über den Kopf geschüttet. Außerdem: Rache ist süß", behauptete Jake wichtigtuerisch und kitzelte mich weiter. "Jake", jammerte ich weiter in der Hoffnung, er würde von mir ablassen, was jedoch nicht eintraf. 

Warum musste ich auch nur so extrem kitzelig sein? "Hätte ich dich etwa wachküssen sollen oder was?", fragte ich bissig, ich bekam kaum noch Luft. Wenn er so weiter macht, ersticke ich noch. "Das wäre mir so ungefähr 10000 mal lieber gewesen als das Wasserglas. Obwohl, dann könnte ich ja dein wunderbares Lachen jetzt nicht hören", überlegte Jake laut. 

Plötzlich öffnete sich meine Zimmertür, Jake ging sofort drei Schritte zurück. Es konnte nur eine einzige Person sein, die gerade einfach so in mein Zimmer gekommen ist und mich somit vor Jake gerettet hatte. Alle anderen waren zumindest so vernünftig und klopften an. Belustigt wandte ich meinen Blick von Jake ab und sah zu meiner kleinen Schwester, welche verstört zwischen Jake und mir hin und her guckte. Ich wollte nicht wissen, was gerade in ihrem Kopf abging. Vor allem, da Jake immer noch oberkörperfrei und nur in Boxershorts herumlief. 

"Danke Lisa, du bist genau rechtzeitig gekommen, sonst hätte Jake mich wahrscheinlich zu Tode gekitzelt", witzelte ich und funkelte Jake wütend an, welcher so dreist war und sich auch noch traute, seine Zunge herauszustrecken. "Okay", sagte Lisa nur, wobei sie das 'a' sehr in die Länge zog. Dann drehte sie sich um und rief: "Ja, die beiden sind wach. Sie wollten sich gerade gegenseitig umbringen." "Wenn's weiter nichts ist", meinte meine Mutter in der Küche, meine Schwester verließ wortlos das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt