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Als mir Jake geschrieben hatte, dass wir uns treffen müssten, hatte ein innerer Kampf in mir begonnen. Ich war noch nicht bereit dazu, ihn wieder zu treffen und so zu tun, als ob ich rein gar nichts für ihn empfinden würde. Würde niemals bereit dafür sein. Aber es hörte sich in der Nachricht so an, als ob das, worüber Jake mit mir sprechen wollte, echt wichtig war, weshalb ich mich nach einigem Überlegen doch aufstand, um mich auf den Weg zu dem Treffpunkt zu machen, den Jake mir im Anhang der Nachricht als Google-Maps-Link geschickt hatte. 

Phil war heute ziemlich früh neben mir eingeschlafen, sodass ich mich einfach aus dem Bett schleichen konnte. Kurz überlegte ich, ob ich Phil eine Nachricht hinterlassen sollte, doch dann fiel mir ein, wie tief Phil immer schlief. Er würde vermutlich gar nicht mal bemerken, dass ich in der Nacht gar nicht neben ihm lag. 

Bis morgen früh würde ich wieder zurück sein. Außerdem wäre Phil sicher nicht darüber begeistert, wenn er erfahren würde, dass ich mitten in der Nacht aufbrach, um mich mit Jake zu treffen. Aber ich war kein kleines Kind mehr und war selbst in der Lage, zu entscheiden, ob ich mich mit meinem offiziellen Exfreund treffen wollte oder nicht. 

Also tapste ich leise durch die Wohnung, schlüpfte in meine Jeans und und ein Langarmshirt, zog mir meine Jacke und meine Schuhe an und verließ Phils Wohnung. Den ganzen Weg über zerbrach ich mir den Kopf darüber, was Jake nur von mir wollen könnte. Wir hatten - abgesehen von dem kleinen Zwischenfall auf der Damentoilette und im Club - seit vier Wochen kein Wort miteinander gewechselt. 

Was an mir lag. Ich wollte nicht mit ihm sprechen, weil ich Angst hatte, dass meine Fassade wieder genauso wie am Abend im Black Swan vor drei Tagen bröckeln oder viel mehr in sich fallen könnte. Besagter Abend war nämlich ein fataler Fehler gewesen. Wir hätten jederzeit erwischt werden können. Wenn derjenige, der mir gedroht hatte, mitbekommen würde, dass Jake mir doch noch immer mehr bedeutete, als ich vorgab, könnte das Jakes Ende sein. 

Je näher ich dem Treffpunkt kam, desto nervöser wurde ich, fing sogar an, zu zittern. Meine Schritte beschleunigten sich wie von alleine, mein Herz machte einen verräterischen Hüpfer, als ich Jake, gutaussehend wie eh und je, an der Wand gelehnt entdeckte, die Hände in den vorderen Hosentaschen steckend. Automatisch breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, welches ich mir aber noch aus dem Gesicht wischte, bevor Jake mich ebenfalls sah. 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er sich elegant von der Wand abstieß und auf mich zuschritt. Am liebsten würde ich ihm entgegenkommen und seine Lippen mit meinen verschließen, doch das ging leider nicht. Stattdessen blieb ich wie bei einer Schockstarre einfach stehen und nahm Jakes Anblick tief in mir auf. 

"Hallo", begrüßte mich Jake nervös und schluckte, was die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Flattern brachte. Nach all der Zeit hatten wir beide immer noch dieselbe Wirkung aufeinander. "Hi", erwiderte ich mit einem schüchternen Lächeln und strich mir nervös eine Haarsträhne hinters Ohr. Wie sollte ich mich denn auf ein Gespräch konzentrieren, wenn mich Jakes Anwesenheit so sehr aus der Fassung brachte? 

Aber auch ihn schien meine Anwesenheit nicht kalt zu lassen. Ständig fuhr er sich durch die Haare oder massierte seinen Nacken, was nur zwei von vielen weiteren Anzeichen dafür waren, wie nervös Jake war. Zaghaft streckte Jake seine Hand in meine Richtung und ich ließ es zu, dass er mir sanft über die Wange streichelte. 

Seine Berührung fühlte sich so richtig an, dass ich kurz genießerisch meine Augen schloss und leise seufzte. Jede Faser meines Körpers sehnte sich schmerzlich nach Jakes Berührungen, doch es war und blieb einfach falsch. Zumindest solange, bis der Mann ohne Gesicht endlich im Gefängnis war. 

Vorsichtig griff ich nach Jakes Hand und entfernte diese von meinem Gesicht, bevor ich meine Augen wieder öffnete. Unsere Finger blieben dennoch miteinander verschränkt. Eigentlich dürfte ich diese Nähe nicht zulassen, Jake keine Hoffnungen machen, doch ich war egoistisch und ignorierte diese Gedanken. 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt