~XXXVI~

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Die Zeit ohne Julia verging langsam, schleppend. Und zu allem Überfluss war ich Lillys Mörder kein Stückchen näher gekommen. Dadurch, dass ich Hannah zufällig in Duskwood begegnet war, war ich selten alleine, wodurch ich nicht so häufig ermitteln konnte, wie ich eigentlich wollte. Gott sei Dank hatte mir Hannah versprochen, über meinen Aufenthalt hier Stillschweigen zu bewahren. 

Dies war besonders wichtig, da ich hier verdeckt ermitteln wollte. Schließlich wusste ich nicht, wo sich Lillys Mörder momentan aufhielt und ich wollte deshalb kein nötiges Aufsehen erregen. Doch die wenigen Stunden, die ich arbeiten konnte, arbeitete ich auch pausenlos. Irgendwie musste es doch möglich sein, diesen Mistkerl zu finden! Vor allem nach den Hinweisen, welche ich dank Julia nun hatte. 

Julia... Sie lenkte mich ziemlich häufig ab. Wenn ich mich einmal nicht konzentrierte, waren meine Gedanken sofort bei ihr. Bei ihrem Lächeln und Lachen, bei ihrer Stimme, bei unseren intimen Momenten,... Okay, nun war es wieder passiert. Diese Frau brachte mich echt noch um meinen Verstand. 

Am schlimmsten war es, wenn ich an unseren Streit zurückdachte. Ich hatte völlig überreagiert. Wenn ich daran dachte, wie verletzt verzweifelt Julia ausgesehen hatte... Ich war mir im Nachhinein ziemlich sicher, dass sie mir eigentlich schon davon erzählen wollte, aber sie von irgendetwas oder irgendjemanden davon abgehalten wurde. Doch mit was könnte man Julia gedroht haben, dass sie mich trotzdem belog? 

In unserer Beziehung war das Vertrauen das A und O gewesen. Aber ich musste mir eingestehen, dass ich ebenso daran schuld war, dass dieses verloren ging. Ich hätte ja von Anfang an mit ihr reden können. Nur hatte ich gehofft, dass sie von sich aus mit mir reden würde und ich gar nicht erst auf eigene Faust ermitteln müsste. 

Tja, falsch gedacht. Mir war es wichtig gewesen, dass sich Julia von sich aus mir öffnen würde und ich sie zu nichts zwingen müsste. Aber statt hinter ihrem Rücken Informationen darüber aus zweiter Hand zu beschaffen, hätte ich sie konfrontieren sollen. Das hätte uns so einiges gespart, unter anderem auch unseren Streit. 

Zurück zum eigentlichen Thema. Ich hatte es tatsächlich doch noch irgendwie geschafft, die unterdrückte Nummer zu beschaffen, was leider in die nächste Sackgasse führte: Sie gehörte zu einem Wegwerfhandy. Was soviel bedeutete, dass ich den Standort der Person nur herausfinden konnte, wenn das Handy wieder benutzt wird. Wenn es überhaupt wieder benutzt wird. Immerhin könnte es auch sein, dass Lillys Mörder es schon weggeschmissen hat. 

Dafür könnte ich aber herausfinden, wo dieses Handy verkauft wurde und darüber vielleicht sogar den Käufer finden. Die Chancen dafür waren zwar ziemlich niedrig, aber es war besser als nichts. Ich musste schonmal mit weniger Anhaltspunkten arbeiten. 

Doch langsam hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste einfach wieder zurück und nach Julia sehen. Wie konnte ich sie auch gerade dann alleine lassen, wenn sie jemand umbringen wollte? Das war die dümmste, spontane Entscheidung, die ich jemals getroffen hatte. Was, wenn er ihr etwas angetan hatte? 

Sie entführt oder genauso wie Lilly gefoltert hat? Nein, daran wollte ich gar nicht erst denken. Wenn sowas passiert sein sollte, würde ich mich bis in alle Ewigkeit hassen. Ich musste zu ihr. Sofort. Weil ich sichergehen musste, dass es ihr gut geht und sie auch gut ohne mich klarkommt. Und weil ich sie verdammt vermisste. 

Genau deshalb saß ich nun hier. In meinem Auto. Vor einem Club, in dem sich Julias Handy und somit offensichtlich auch sie befand. Bevor ich Duskwood verlassen hatte, hatte ich auch wieder Nymos auf Julias Handy installiert. Nur für den Notfall. 

Falls Lillys Mörder wieder Kontakt zu ihr aufnehmen sollte. Das redete ich mir zumindest ein, denn in Wirklichkeit wollte ich einfach nur über jeden von Julias Schritten Bescheid wissen. Mann, ich kam mir schon vor wie ein verdammter Stalker! 

𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt