Doch besonders weit kam ich nicht, weil mich plötzlich zwei starke Arme von hinten umklammerten und mich nach hinten, weg von dem Abgrund, zogen. Erschrocken riss ich meine Augen auf und löste mich aus dem Griff, um mich anschließend umzudrehen und, wodurch ich direkt in Jakes geschocktes Gesicht sah.
Jake. Er war hier. Der Schock musste auch mir ins Gesicht geschrieben stehen. Verzweifelt suchte ich nach Worten, mit denen ich mich erklären könnte, doch mein Kopf war wie leergefegt. Aber Jake ließ mich auch gar nicht erst zu Wort kommen, da er mich sofort in eine feste Umarmung zog und seinen Kopf in meinem Haar vergrub.
Am Anfang war ich noch so überrumpelt, dass ich mich nicht regen konnte, doch als ich realisierte, dass Jake wirklich bei mir war und mich in seinen Armen hielt, schlang auch ich meine Arme um seine Mitte und fing an zu weinen. "Bitte versprich mir, dass du das niemals wieder versuchst", flehte mich Jake verzweifelt an und streichelte mir beruhigend über meine Haare.
"Bitte", wiederholte er und drückte mich noch fester an sich. "Ich verspreche es dir", flüsterte ich aufrichtig, weshalb Jake mich ein Stückchen von sich wegschob, um mir in die Augen zu schauen, in denen er meine Ehrlichkeit sehen konnte, bevor er mich wieder an sich zog und mich so festhielt, als ob er mich nie wieder gehen lassen wollte.
"E-Es t-t-tut-t m-mir s-s-s-so l-leid-d, Jak-ke", schluchzte ich, mir war jetzt erst wirklich bewusst geworden, was ich beinahe getan hätte. Was ich Jake fast angetan hätte. "Shh, ganz ruhig. Es ist in Ordnung", sprach er sanft auf mich ein, obwohl er genauso gut wie ich wusste, dass gar nichts in Ordnung war. Verdammt, ich hätte mich beinahe umgebracht!
Ich fühlte mich so schlecht. Denn jetzt war mir auch bewusst, was genau mich eigentlich fast vom Springen abgehalten hätte. Es war derselbe, der meinen letzten Gedanken beansprucht hatte und mich nun in seinen Armen hielt. Wie hatte ich nur denken können, dass ich Jake egal wäre? Dass es ihn nichts ausmachen würde, wenn ich nicht mehr da wäre?
Vorsichtig bettete Jake meinen Kopf an seine Brust und murmelte weiterhin besänftigende Worte in mein Ohr, doch ich achtete gar nicht so sehr auf die Worte, die seinen Mund verließen, sondern auf den wundervollen Klang seiner Stimme. Mit der Zeit versiegten meine Tränen, weshalb ich mich langsam von Jake löste, obwohl das eigentlich das Letzte war, was ich momentan wollte.
In Jakes Augen spiegelten sich Besorgnis, Enttäuschung und tiefe Traurigkeit wider, wodurch ich mich gleich noch schlechter fühlte, aber auch seine Liebe zu mir. War ja klar, dass Jake bestürzt sein würde, immerhin wusste er nichts von dem Tod meiner Familie und konnte sich wahrscheinlich auch nicht mal ansatzweise vorstellen, wieso ich mich umbringen wollte.
"Wer hat dir das angetan?", fragte Jake mit ernster Miene und strich mir meine Haare hinter die Ohren. Verwirrt blickte ich ihn an. "Du hast eine Platzwunde am Kopf und deine Wange ist aufgeschürft. Beides blutet noch", stellte Jake beunruhigt fest und streichelte mir sanft über die andere Wange.
"Oh, habe ich gar nicht bemerkt", sagte ich und hoffte inständig, dass er es dabei belassen würde. Ich konnte sehen, wie sich Jakes Augen verdüsterten und dass er mir kein bisschen glaubte, doch er hielt sich zurück. Mir zuliebe. Zumindest für diesen Moment. "Wir sollten deine Wunde verarzten", meinte Jake schließlich und ließ seine Hand sinken.
Sofort sehnte ich mich nach seiner Berührung, doch das war eine ganz schlechte Idee. Es war schon traurig, wie nah und wie fern mir Jake gleichzeitig war. Einerseits war er nun hier, doch ich wusste, dass das nicht lange so bleiben würde. Spätestens wenn ich ihn darum bitten würde, die Ermittlungen gegen Lillys Mörder einzustellen, wäre er wieder über alle Berge.
Doch mir blieb keine andere Wahl. Jetzt, wo ich Jake am liebsten alles erzählen würde, konnte ich nicht mehr. Nicht, wenn ich keine Leben dadurch gefährden wollte. Außerdem war ich mir sicher, dass Jake noch nachfragen würde, was passiert war. Schließlich hatte doch jeder, der Selbstmord begehen wollte, einen Grund dazu. Das war auch Jake bewusst.
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𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚃𝚑𝚎 𝙶𝚊𝚖𝚎 𝙲𝚘𝚗𝚝𝚒𝚗𝚞𝚎𝚜
Fanfiction𝐅𝐨𝐫𝐭𝐬𝐞𝐭𝐳𝐮𝐧𝐠 von 𝙳𝚞𝚜𝚔𝚠𝚘𝚘𝚍 ~ 𝚈𝚘𝚞 𝙰𝚛𝚎 𝚃𝚑𝚎 𝙺𝚎𝚢 Endlich war der ganze Horror vorbei: Michael Hanson war tot, Jake wurde nicht mehr von der Polizei verfolgt und Julia war auf dem besten Weg, ihren Schulabschluss zu bestehen...