Prolog

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Ich habe mir über den heutigen Tag viele Gedanken gemacht... Ich habe alles bis ins kleinste Detail durch geplant und werde es auch, ohne einen Rückzieher zu machen, durch ziehen! Die Abschlussfeier ist in vollem Gange. Der Direktor redet gerade und die 13. Klassen haben sich dafür in der riesigen Turnhalle versammelt. Ich habe Christian heute noch nicht gesehen, weil ich ihm aus dem Weg gegangen bin. Schließlich muss ich mir selbst noch etwas Mut zureden, bevor ich es ihm sagen kann. Ich stehe also mitten zwischen unzähligen Schülern, die gerade ihren Abschluss feiern und mache mir Gedanken darüber, wie ich meinem besten Freund eine Liebeserklärung machen kann, um danach vollkommen aus seinem Leben zu verschwinden. Ja, ich habe keine Hoffnung, dass er meine Gefühle erwidert, denn ich weiß dass er Hetero ist und außerdem hat er eine Freundin. Er war schon lange in sie verliebt gewesen, hatte aber bis vor kurzem nicht den Mut gehabt, sie anzusprechen. Dann, vor zwei Wochen, hat sie ihn angesprochen und jetzt sind sie zusammen.

Die Rede des Direktors ist zu Ende und ich bin auf der Suche nach Christian. Er war nicht mehr in der Turnhalle, weswegen ich jetzt unseren Klassenraum aufsuche. Und richtig geraten! Dort sitzt er mit seiner Freundin und unterhält sich mit ein paar anderen aus unserer Klasse. Als ich die Tür auf mache, schaut er mich freudig an. "Hey, Stephan! Ich habe dich schon vermisst. Wo bist du denn gewesen?" Fragt er heiter. "In der Turnhalle, wie alle anderen auch." Antworte ich knapp und schließe die Tür. Das er in Gesellschaft ist, ist ein Teil meines Plans gewesen. So können ihm die anderen gleich ihr Beileid aussprechen, wenn er erfährt, dass sein bester Freund heimlich auf ihn steht. Läuft also alles wie geplant! Ohne ein weiteres Wort hole ich noch einmal tief Luft, laufe dann mit schnellen Schritten auf ihn zu. Als ich vor ihm stehe, nehme ich sein Gesicht in beide Hände und drücke meine Lippen auf seine. Völlig überrascht reißt er die Augen auf. Basti, der mit seinem Stuhl kippelt, fällt mit einem lauten Krach um und die anderen, auch Christians Freundin, schauen einfach nur fassungslos zu. Ich löse mich von ihm und gehe ein paar Schritte zurück. "Ich habe mich in dich verliebt, Christian!" Sage ich mit fester Stimme und schaue ihm direkt in die Augen. Immer noch hat er die Augen weit aufgerissen und starrt stumm auf mich. "Das wollte ich dir nur sagen. Ich bin Schwul und stehe auf dich! Und jetzt..." meine Stimme wird wieder sanfter und bei dem Gedanken an das was folgt, ist mir unglaublich übel. Mein Herz ist kurz davor zu zerspringen und mein Magen krampft sich bereits zusammen. "Jetzt ist es an der Zeit, auf Wiedersehen zu sagen." Mit diesen Worten drehe ich mich um und öffne gerade die Tür wieder. Als plötzlich Christian aufspringt und mich am Handgelenk fest hält. "Warte, Stephan! Was soll das? Willst du mich verarschen?!" Entfährt es ihm und sein Griff ist fest. "Ich habe..." will ich anfangen, aber meine Stimme bricht ab. Ich schlucke schwer und nehme noch einmal alle Kraft zusammen. "Ich habe schon die ganze Zeit so viel für dich empfunden... die ganze Zeit schon! Aber du hast es nicht bemerkt... Leb wohl, Christian..." Ich reiße mich los und laufe zur Treppe. Dann durch den Flur und zur Hintertür raus, auf den Innenhof. Meine Tasche hängt mir bereits um die Schulter und ich löse das Schloß an meinem Fahrrad. "Hey, Stephan! Wo willst du denn hin? Die Feier ist doch noch gar nicht zu Ende!" Ruft Sarah aus einem der Fester. Ich schaue kurz zu ihr hoch und steige dann auf mein Rad um davon zu fahren. Jetzt muss ich nur noch den zweiten Teil überstehen, dann ist es vorbei...

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt