Tag 703; Eine andere Seite...

106 10 0
                                    

Ein neuer Tag hat begonnen und ich fühle mich mehr schlecht als recht. Mein Tag gestern mit Klaus und einige Gespräche zwischen uns verwirren mich noch immer und jetzt sind mir noch etliche Fragen eingefallen, die ich am liebsten sofort beantwortet haben möchte. Aber wahrscheinlich muss ich damit wieder auf eine günstige Gelegenheit warten. Heute ist nämlich Sebastian wieder da und an dieser Mauer kann ich nicht so einfach vorbei. Ich fasse mir an den Kopf, er schmerzt schon von der ganzen Nachdenkerei. Seufzend schaue ich auf die Uhr. Gleich müssten die anderen kommen. Ich reibe mir über die Augen und kann ein gähnen nicht unterdrücken. "Guten Morgen, Stephan. Hast du nicht gut geschlafen?" Ertönt überraschend die Stimme von Klaus und ich schaue ihn verblüfft an. "Morgen. Nein, nicht wirklich. Ich habe viel über gestern nach gedacht." Klaus nickt nur und schaut nach hinten. Sebastian kommt auch gerade angerannt und bleibt kurz stehen, als er Klaus bei mir sieht. Mit einem missmutig dreinblickenden Gesicht kommt er dann auf uns zu und bleibt vor mir stehen. Kurz schaut er zu Klaus, der nur lächelt. "Guten Morgen Stephan." Sagt er mit einem genervten Ton aber trotzdem relativ freundlich. Ich mache nur große Augen und mein Mund steht leicht offen. "Äh... Guten Morgen Sebastian..." Klaus lächelt noch mehr und berührt Sebastian kurz an der Schulter. "Komm. Lass uns rein gehen." Sebastian lächelt darauf hin über das ganze Gesicht und läuft Klaus mit einem freudigen "Ja!" hinter her. Ich schaue ihnen nach. Was war das? Sebastian war freundlich zu mir? Was hat Klaus bitte mit ihm gemacht? "Guten Morgen Stephan." Reißt mich Renes Stimme aus den Gedanken und ich schaue zu ihm. Er steht bereits vor mir und grinst mich an. Hinter ihm Aaron. "Alles okay bei dir? Du siehst so verwundert aus." Fällt es diesem auf und ich schüttle leicht den Kopf. "Nein... Alles gut. Ich habe nur..." will ich sagen aber ich stocke und schaue nochmal Klaus und Sebastian hinter her. Sie sind inzwischen aus meinem Sichtfeld verschwunden. Aaron und Rene Folgen meinem Blick. "Ist da irgendwas, Stephan?" "Nein... nicht direkt. Lasst uns jetzt rein gehen." Lächle ich einfach nur und wir setzen uns dann in Bewegung.

Für die Pause haben wir uns ausgemacht, uns in eine ruhige Ecke zu setzen. Schließlich muss ich Rene und Aaron noch von gestern erzählen. Sie hören auch aufmerksam zu. Nur von Aaron kommt ein überraschter Gesichtsausdruck, Rene schaut eher neutral drein, so als würde er es nicht so eng sehen. Als ich dann zum Schluss komme findet Aaron zuerst seine Stimme wieder. "Wow. Klaus kann also auch so drauf sein? Echt ungewöhnlich. Er macht sonst irgendwie immer einen ziemlich angespannten Eindruck." "Das liegt an der Nähe von Sebastian. In der Schule war er auch immer irgendwie angespannt wenn sie zusammen waren. Als wollte er seine Gesellschaft nicht aber konnte ihn auch nicht weg scheuchen." Bringt Rene leise und in Gedanken hervor. Aaron und ich schauen ihn an. "Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass ich gestern Zeit mit ihm verbracht habe... Ich weiß ja, dass du Klaus nicht leiden kannst." Nun schaut Rene fragend zu mir. "Wie kommst du darauf, dass ich ihn nicht leiden kann?" Das lässt mich nun fragend schauen. "Na... weil er doch immer so fies zu dir ist..." Rene schüttelt den Kopf. "Im Vergleich zu den anderen waren seine Sticheleien Streicheleinheiten. Er ist nie Handgreiflich geworden oder hat meine Sachen beschädigt. Er hat immer nur was fieses gesagt und mich böse angeguckt. Aber... ihn deshalb nicht leiden können... Nein. Irgendwie... Ich weiß auch nicht... Irgendwie mochte ich ihn immer. Wenn er fies zu mir war... bei den anderen hat es mich nie wirklich so getroffen. Klar, die Schläge haben weh getan. Aber bei Klaus... da hat's irgendwie anders weh getan. Irgendwie ging es tiefer. Als ob... Als ob es mein Herz oder meine Seele trifft. Er hat irgendwie mehr meine Gefühle verletzt als andere. Selbst die bösen Blicke von Sebastian sind gar nichts dagegen." Erzählt Rene und schaut dabei abwesend. Ich überlege einen Moment. Rene mag Klaus also... Klaus mag Rene... Klaus hat mit seinen Sticheleien immer versucht, Rene an sein früheres Ich erinnern zu lassen. Der Rene von früher hat immer auf Klaus rumgehackt. Wenn Rene Klaus mag... Vielleicht sogar schon früher... hat dann der Rene von früher versucht, Klaus Aufmerksamkeit zu gewinnen um von ihm halt bemerkt zu werden? Aber wenn Rene der Schulraufbold gewesen ist hatte er doch generell die Aufmerksamkeit aller bei sich? Lag es vielleicht daran, dass er auf eine andere Weise die Aufmerksamkeit von Klaus haben wollte? Ich seufze und raufe mir die Haare. Das ist mir alles zu kompliziert. Mit einem Blick auf die Uhr stehen wir alle wieder auf und schlendern gemütlich zu unserem Gebäude. Ich muss nochmal kurz auf die Toilette und meine beiden Freunde wollen schon mal vor gehen. Als plötzlich; "Stephan!" Schreit jemand nach mir und ich werde ruckartig an der Schulter umgedreht. Vor lauter Schreck entfährt mir ein quiekender Laut und als ich gegen die Wand hinter mir gedrückt werde, sehe ich einen wütenden Sebastian vor mir. "Du Mistkerl! Ich habe dir offensichtlich noch nicht genug zu verstehen gegeben, dass du dich von Klaus fern halten sollst! Kaum bin ich mal einen Tag nicht da und schon machst du mit ihm auf Best Friends! Reicht dir Rene etwa nicht aus?! Reicht dir Aaron nicht?! Klaus ist mein Freund hast du verstanden?! MEINER!" Brüllt er mir entgegen und ich komme den ersten Moment überhaupt nicht mit. "Ich habe doch überhaupt nicht mit ihm auf Best Friends gemacht! Wir haben nur den Tag mit einander verbracht! Du interpretierst da viel zu viel rein, Sebastian!" Gebe ich dann nicht wirklich überzeugend konter. "Ach, tue ich das, ja?!" Jetzt packt Sebastian mich am Kragen und ich stehe nur noch auf den Zehenspitzen. Im Augenwinkel erkenne ich wie Aaron und Rene völlig überfordert mit der Situation etwas abseits von dem Geschehen stehen. Gerade als Aaron sich in Bewegung setzen will schrillt eine weitere wütende Stimme über den Flur. "Sebastian!" Ich will mich gerade zu der Stimme umdrehen, als auch schon eine Faust in Sebastians Gesicht landet und ich ruckartig wieder auf den Füßen stehe. Sebastian torkelt zurück und ist völlig erschrocken. Es ist Klaus. Wutschnaubend und mit einer mir unbekannten Härte im Gesicht. "Verdammt nochmal, was soll das?! Lass Stephan gefälligst in Ruhe!" "Wieso hast du mir nichts davon erzählt?! Das du gestern mit ihm zusammen warst?! Wieso muss ich sowas von den anderen erfahren?! Ich stehe da, wie ein Vollidiot!" "Du bist ja auch ein Vollidiot! Ich habe es dir lediglich NOCH NICHT erzählt, weil ich deine gute Laune nicht kippen wollte, die bei dir sowieso schon Mangelware ist! Hättest du es denn außerdem gut gefunden, wenn ich so ganz nebenbei erzählt hätte, dass ich gestern den Tag mit Stephan verbracht habe?! Ganz bestimmt nicht! Du hättest nur wieder irgendeinen Scheiß rein interpretiert der überhaupt nicht stimmt und dich mal wieder künstlich aufgeregt! Deshalb wollte ich es dir auch erst später in Ruhe erzählen!" Brüllt Klaus Sebastian an. Dieser lässt jetzt betreten den Kopf hängen und hält sich die Wange. "Von wem hast du es eigentlich erfahren?" Fragt Klaus immer noch wütend. "Dominik..." antwortet Sebastian kurz. Klaus macht große Augen Ehe er noch wütender dreinschaut. "Natürlich... Dominik... Dieser!" Er rauft sich die Haare und schaut kurz zu mir. Dann schnappt er Sebastian am Handgelenk und zerrt ihn hinter sich her. Aaron, Rene und ich schauen uns kurz an und Folgen den beiden dann. "Klaus... das tut weh..." jammert Sebastian wird aber komplett ignoriert und weiter mit geschleift. Klaus reißt die Tür auf und stampft regelrecht in unseren Raum. "Dominik!" Brüllt er und lässt nun Sebastian los. Wir schaffen es gerade noch in den Raum einzutreten, als Klaus flache Hand auch schon auf Dominiks Gesicht trifft und ein lautes Klatschen durch den Raum schallt. Pascal zuckt erschrocken zurück und Herr Feix lässt seine Papiere fallen. "Du kleines, minderbemitteltes, mieses Arschloch! Was bildest du dir ein, dich ungefragt in meine Angelegenheiten einzumischen?! Ich kann sehr wohl auch alleine Sebastian erzählen, was gestern gewesen ist! Das hat mit dir überhaupt nichts zu tun! Du solltest langsam mal anfangen, dein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und dich nicht immer darauf versteifen, anderen ihres schwerer zu machen! Du kotzt mich ja so dermaßen an!" Brüllt Klaus Dominik ins Gesicht und ballt dabei die Hände krampfhaft zu Fäusten. Er holt einen Moment Luft und bekommt dann eine tiefe unheilvolle Aura. "Ich schwöre dir, Dominik! Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus, sonst werde ich mal ganz andere Seiten aufziehen!" Sagt er mit einem bedrohlichen Ton und dreht sich dann abrupt zu Sebastian um. Seine Augen funkeln bedrohlich und die Wut steht ihm so dermaßen ins Gesicht geschrieben, dass es mir eiskalt den Rücken herunter läuft. "Und du! Falls ich dich daran erinnern muss; du bist es damals gewesen, der mich verraten hat! Ich habe dir verziehen, dir noch eine Chance gegeben... Weil ich unsere frühere Freundschaft nicht aufgeben wollte. Weil ich dachte, dass du dich wieder einkriegst. Aber immer wieder kehrst du zu diesem alten Muster zurück, dass mich einfach immer wieder wahnsinnig macht! Verdammt Sebastian! Du hast mich aus dem Loch geholt, in das Rene mich damals gestoßen hat! Dir zuliebe habe ich mich von ihm ferngehalten und nicht mehr versucht, ihm näher kommen zu wollen! Weil du für mich da gewesen bist! Weil du mein bester Freund bist! Aber... aber..." Klaus stockt. Tränen laufen über seine Wangen und er schlurzt. "Ich halte es nicht mehr aus, Sebastian! Ich halte deine Launen einfach nicht mehr aus! Es wird mir zu viel! Deine ständige unbegründete Eifersucht, dein Drang mich an dich binden zu wollen, selbst wenn es mit Gewalt ist! Ich ertrage es nicht länger! Ich ertrage DICH nicht länger! Ich will nicht mehr! Lass mich einfach... lass mich einfach in Ruhe, hörst Du?!" Brüllt Klaus dann unter Tränen und rennt an Sebastian vorbei nach draußen. Wir alle stehen stumm da und müssen die Szene verarbeiten. So habe ich ihn noch nie erlebt. Das er so unter Sebastian leidet, hätte ich nie erwartet. Gestern hat auch gar nichts darauf hingedeutet. Ja, er hat erwähnt, dass Sebastian schwierig ist und sich unnatürlich stark an ihn klammert... verdammt! Hätte ich da schon drauf kommen müssen? Ich halte mir die Schläfe und seufze, schaue dann zu Sebastian rüber. Er sieht mitgenommen aus, völlig perplex. Man sieht gerade zu, wie es in seinem Kopf arbeitet. Dann geht ein leichter Ruck durch seinen Körper und er schaut mit geweiteten Augen auf. "Klaus... Klaus!" Flüstert er wie in Trance und läuft ihm dann hinter her.  Ich schaue ihm nach. Ob das gut geht? Klaus wird ihn sicher nicht sehen wollen. "Das... Alter, Pascal! Hast du... Klaus hat mir gerade einen Bitchslap gegeben!" Findet dann auch Dominik seine Stimme wieder. Pascal schnalzt lediglich mit der Zunge. "Ehrlich gesagt, hast du den verdient." Sagt er unbeeindruckt und zuckt die Schultern. "Wa-? Alter!" "Rene!" Ertönt plötzlich die Stimme von Aaron und ich drehe mich schnell zu ihnen. Aaron hält Rene fest, der sich den Kopf hält und zitternd an Aaron klammert. Ich gehe zu ihnen und nehme Rene in meine Arme. "Ganz ruhig, Rene. Es wird schon alles wieder gut. Was ist passiert?" Richte ich das Wort an Aaron. Er schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht. Wir haben Klaus und Sebastian nachgesehen und Rene hat irgendwas vor sich hin gemurmelt. Dann hat er sich den Kopf gehalten und wäre beinahe zusammen gebrochen..." Sagt er betreten und mit besorgtem Blick auf den kleineren. "Stephan... mein Kopf... da sind plötzlich... so viele Bilder..." ringt Rene heraus ehe er dann zusammen sackt. Herr Feix reagiert schnell und sagt uns, wir sollen ihn ins Krankenzimmer bringen. Schnell nehme ich Rene im Brautstil hoch und laufe zusammen mit Aaron zu besagtem Zimmer. Die Schwester ist zum Glück gerade da und bereitet uns eine Liege vor auf der ich Rene vorsichtig ablege. Aaron und ich setzen uns auf zwei Stühle, während sie Rene kurz untersucht. "Er hatte einen Schwächeanfall. Wahrscheinlich waren diese 'Bilder' Erinnerungen von früher, als er mit diesem Klaus zu tun hatte. Es wäre zumindest logisch, dass das eine mit dem anderen zusammen hängt. Er braucht jetzt auf jeden Fall erstmal Ruhe." Sagt sie und setzt sich auf ihren Stuhl zurück. "Stephan? Hat Klaus gestern irgendwas gesagt? Irgendwas interessantes?" Fragt Aaron nach einer Weile. Ich schaue ihn aus dem Augenwinkel an. "Klaus mag Rene..." kommt es dann etwas trocken von mir. "Hä?" Macht Aaron nur und schaut verwirrt. "Früher waren ihre Rollen auch vertauscht. Rene war der fiese Schulraufbold und Klaus das Opfer seiner Schikane." Aaron klappt die Kinnlade herunter. "Und trotzdem hat Klaus Rene gerne gehabt. Er war total bestürzt, als Rene durch den Unfall so lange weg gewesen ist und total verwirrt dass er, so wie wir ihn kennen, danach zurück kam. Er wollte den alten Rene zurück. Deshalb war er immer so gemein und fies zu ihm. Er wollte ihn einfach nur zurück haben..." Erzähle ich weiter. "Warte... Warte... Warte, warte!" Entgegnet Aaron und schüttelt heftig den Kopf. "Heißt das... Klaus und Rene... mögen sich? Und sie wissen es nicht? Hat Sebastian deshalb diesen Drang, ständig um Klaus herum zu wuseln und alle anderen von ihm fern zu halten? Weil er es irgendwie weiß und nicht akzeptieren kann?" Fragt er nachdem er fertig ist mit nachdenken. Ja, dass waren auch schon meine Gedanken gewesen. Ich schaue zu Rene der friedlich in seinem provisorischen Bett liegt und gleichmäßig atmet. Nach einer Weile seufze ich. "Ich werde mal schauen, ob ich Klaus finden kann. Er möchte bestimmt auch hier sein, wenn Rene wieder zu sich kommt." "Okay. Ich bleibe hier und passe auf unseren kleinen auf." Lächelt Aaron. Ich muss kichern. "Lass ihn das bloß nicht hören, sonst flippt er noch aus." Aaron stimmt in mein kichern mit ein und ich gehe raus auf den Flur. Wo könnte Klaus sein? Ich schaue zuerst bei den Toiletten nach, kann ihn dort aber nicht finden. Wäre glaube ich auch zu offensichtlich gewesen. Schließlich will er ja auch bestimmt nicht von Sebastian gefunden werden. Wo könnte er noch hin sein? Ich gehe raus auf das große Gelände der Einrichtung und schaue mich um. Es gibt mehrere geschützte Ecken auf dem Gelände, aber nicht viele die versteckt genug sind um seine Ruhe haben zu wollen oder zu können. Ich laufe also erstmal alles ab was mir so in den Sinn kommt muss aber bei vielen Stellen unverrichteter Dinge weiter ziehen. Dann stehe ich vor dem kleinen Waldgebiet das an die Einrichtung angrenzt. Ich gehe ein Stück und höre dann ein leises schlurzen. Dem schlurzen folgend komme ich bei einem kleinen Abgrund an hinter dem sich tatsächlich Klaus befindet. Er hat die Knie angezogen und den Kopf auf ihnen abgelegt. Er scheint sich auch schon wieder beruhigt zu haben, denn auch das schlurzen hat aufgehört. "Klaus?" Mache ich leise auf mich aufmerksam und er zuckt etwas zusammen. Er hebt etwas den Kopf und dreht ihn leicht zu mir, während ich mich etwas umständlich neben ihn setze. "Hey. Geht's wieder?" Frage ich vorsichtig aber Klaus schüttelt stumm den Kopf. Ich rutsche noch etwas an ihn heran und lege den Arm um ihn. "Das wird bestimmt wieder. Ihr braucht jetzt einfach nur Zeit für euch? Hat... Sebastian dich eigentlich gefunden? Er ist dir nämlich hinter her gegangen." "Nein... hat er nicht..." antwortet Klaus knapp. "Rene ist übrigens zusammen gebrochen, nachdem ihr raus ward. Er liegt jetzt im Krankenzimmer." Jetzt hebt Klaus den Kopf ganz und schaut mich aus Tränen verheulten Augen an. "Er ist zusammen gebrochen?" Ich nicke. "Möchtest du mitkommen und darauf warten, dass er wieder wach wird?" Klaus überlegt kurz. "Er möchte mich bestimmt nicht sehen..." "Vielleicht ja doch. Schließlich mag er dich. Er freut sich bestimmt, dich zu sehen." "Wie? Rene... Rene mag mich?" Fragt Klaus überrascht und seine Augen bekommen ein leichtes funkeln. Ich nicke lächelnd und stehe auf, halte ihm die Hand entgegen. Er nimmt sie und ich ziehe ihn auf die Beine. Dann wische ich mit dem Ärmel meiner Jacke vorsichtig über seine Augen und Wangen. "Du willst doch nicht so verheult zu ihm gehen oder?" Grinse ich und auch Klaus lächelt leicht. Dann ziehe ich ihn an der Hand vorsichtig hinter mir her bis zum Krankenzimmer. Davor bleiben wir kurz stehen und Klaus holt einmal tief Luft. Er wischt sich nochmal kurz übers Gesicht und schaut mich dann an. Ich lächle ihm zu, klopfe an die Tür und trete dann mit Klaus ein. Rene ist in der Zwischenzeit schon wieder aufgewacht und sitzt aufrecht im Bett. Er schaut zu uns rüber und lächelt als wir näher kommen. "Hey Rene. Geht's wieder besser?" Frage ich. "Naja, geht so." Antwortet er etwas müde und schaut zu Klaus. Dieser hat den Kopf gesenkt. Ich stubse ihn kurz mit dem Ellbogen an und er schaut auf. "Ehm... Hey..." macht er kurz und schaut verlegen zur Seite. "Hey. Geht es dir wieder besser, Klaus? Ich habe mir Sorgen gemacht." Lächelt Rene leicht und Klaus schaut ihn fragend an. "Du hast dir... um mich Sorgen gemacht?" Rene nickt. Klaus schluckt leicht und wird etwas rot. "Ich... Ja. Es geht schon wieder. Und bei dir?" Rene schüttelt den Kopf. "Auch wieder besser. Ich weiß noch nicht einmal, was genau los war. Da waren irgendwelche Bilder vor meinem geistigen Auge, aber... Ich erinnere mich nicht mehr an sie..." "Oh." Macht Klaus nur. Wieder liegt stille im Raum und Renes Blick wandert langsam nach unten, zu meiner Hand die ja immer noch die von Klaus hält. Ich beobachte ihn still dabei und schaue dann aus dem Augenwinkel zu Klaus. Dann kommt mir eine Idee. Ich drücke Klaus Hand etwas und lächle ihn an. Dann ziehe ich ihn dichter zu Rene, dessen Hand ich auch greife. Mit einem grinsen auf den Lippen lege ich nun Klaus Hand in die von Rene. Klaus wird total rot im Gesicht und Rene macht große Augen. Ich bugsiere nun Klaus auf den Stuhl neben dem Bett und zwinkere Aaron zu. "So ihr zwei. Aaron und ich werden jetzt mal zu Herrn Feix gehen und ihm sagen, dass es euch beiden wieder besser geht. Klaus bleibt kurz hier bei dir, Rene. Dann könnt ihr ja noch ein bisschen nett mit einander quatschen. Und ruht euch noch schön aus, okay." Bestimme ich, ziehe Aaron hoch und hinter mir her. Zurück auf dem Flur mustert Aaron mich kritisch. "Was genau hat das Händchenhalten jetzt für einen Sinn?" Fragt er mit hochgezogener Augenbraue. Ich kichere leicht. "Ich dachte einfach, es wäre förderlich für ihre Gespräche. Ich meine, die beiden mögen sich und finden einfach nicht zu einander? Das kann ich nicht einfach so stehen lassen." "Irgendwie klingt es anders, wenn du das so sagst... aber okay." Stimmt mir Aaron dann schulterzuckend zu und trottet neben mir her. In unserer Werkstatt angekommen finden wir Herr Feix in seinem Büro. Sebastian hat sich auch wieder auf seinen Platz gesetzt und starrt gedankenverloren auf den Holzklotz vor sich. Wir gehen in das Büro von Herr Feix und schließen leise die Tür. "Aaron. Stephan. Wie geht es Rene?" Fragt er sofort. "Rene geht es wieder besser. Er ist auch gerade aufgewacht." Antwortet Aaron. "Klaus habe ich auch gefunden und zu Rene ins Krankenzimmer gebracht. Er war immer noch ziemlich mit genommen, aber hat sich wieder beruhigt." Bringe auch ich ein und Herr Feix nickt erleichtert. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare. "Man, ihr macht mich noch total fertig. So eine Truppe hatte ich bisher noch nie gehabt." Seufzt er. "Entschuldigung." Sagen Aaron und ich dann synchron und er schaut uns kurz an. "Schon gut. Aber meint ihr, dass es eine gute Idee ist, Rene und Klaus alleine zu lassen?" Kurz ist es still im Raum bis Aaron kichert. "Das klingt auch schon wieder so anders. Nun, Stephan hat das gerade arrangiert." "Richtig. Klaus hat gestern nämlich erwähnt, dass er Rene eigentlich doch leiden kann. Und heute habe ich von Rene erfahren, dass auch er Klaus mag. Deshalb habe ich einfach beschlossen, die beiden etwas zu einander zu bringen. Vielleicht werden sie ja doch Freunde." Strahle ich. "Wenn Sebastian sich nicht wieder einmischt..." gibt Aaron zu bedenken. Stimmt eigentlich. Klaus hat gesagt, er habe sich seinetwegen von Rene fern gehalten. Trotzdem lasse ich mir diesen Plan nicht kaputt machen. Es wird glaube ich langsam Zeit, dass Sebastian von Klaus Abstand nimmt. Und wenn Rene Klaus dabei helfen kann, bin ich auf jeden Fall dafür.

Der Tag ist zu Ende und Klaus und Rene sind bis jetzt nicht aus dem Krankenzimmer heraus gekommen. Aaron und ich wollen gerade nach ihnen schauen. Als wir ins Zimmer kommen sitzen Klaus und Rene zusammen im Schneidersitz im Bett und lachen zusammen. "Hallo ihr zwei. Anscheinend geht es euch wieder gut." Lächle ich. "Ja. Wir sind gerade dabei, meine Erinnerungen zu sortieren. Obwohl Klaus mit der Szene im Klassenzimmer nichts anfangen kann, ist doch das meiste gleich. Jedenfalls, alles an was ich mich erinnern kann ohne Kopfschmerzen zu bekommen." Lächelt Rene leicht und Klaus schaut zu uns. "Danke, Stephan. Also, dass du mich hier her geschleift hast. Ich selbst hätte nie gedacht, dass Rene mich mögen könnte nach dem ich so hässlich zu ihm war." "Ich war ja anscheinend auch ziemlich hässlich zu dir früher. Damit sind wir dann wohl quitt." Lächelt Rene und Klaus nickt eifrig. "Ja. Wo wir das jetzt geklärt haben... könnten wir doch... Also wenn du möchtest..." druckst Klaus dann herum und spielt mit dem Saum seiner Hose. Rene lächelt, nimmt seine Hand. "Freunde sein?" Klaus nickt verlegen. "Ja klar. Von mir aus sehr gerne. Aber ich muss noch jemand anderes fragen." Lächelt Rene weiter und schaut dann zu Aaron und mir. "Also meinen Segen habt ihr. Hat ja auch lange genug gedauert, bis ihr endlich hier angekommen seid." Grinse ich. "Ich muss mich einfach nur daran gewöhnen, dass Klaus jetzt auch ein Teil des Teams ist. Aber es wird schon klappen, also von mir aus." Zuckt Aaron die Schultern. Alle beide lächeln glücklich und stehen auf. Wir gehen zusammen zu unseren Spinden und ziehen uns um. Dann auch zusammen raus, wobei Rene energisch nach der Hand von Klaus greift. Dieser schaut etwas perplex und Rene lächelt verlegen. Aaron und ich beobachten das ganze von hinter den beiden. Wir gehen den ganzen Weg bis zu Franz Auto und  unterhalten uns dort noch bis Franz kommt. "Hallöchen ihr alle. Mensch, Klaus. Das würde ich mir aber patentieren lassen." Lacht Franz und zeigt auf ihre mit einander verschränkten Hände. Rene und Klaus lachen ebenfalls, bis Klaus hinter Franz schaut und sofort verstummt. Wir folgen seinem Blick und sehen Sebastian. Völlig irritiert starrt er förmlich auf die Hände von Klaus und Rene. Rene bemerkt nicht als einziger die Angespanntheit von Klaus und drückt seine Hand sanft. Er dreht den Kopf zu ihm und lächelt ihn an. "Wir sollten langsam zur Bahn gehen. Ich möchte nicht unbedingt zu lange hier herum stehen." Franz dreht leicht den Kopf und überlegt kurz. "Wenn ihr möchtet, bringe ich euch noch zum Bahnhof. Die Rückbank hat drei Plätze frei." Die drei schauen sich kurz an. "Ja, dass ist echt nett." Sagen alle und Franz schließt auf. Wir zwei setzen uns vorne hin, Rene, Klaus und Aaron sitzen hinten. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir dann beim Bahnhof an und die drei steigen aus. Während Franz dann weiter fährt, hänge ich meinen Gedanken nach. Wer hätte gestern noch gedacht, dass alles so kommen würde? Klaus und Sebastian haben sich gestritten und sind jetzt quasi getrennt. Rene mag Klaus. Klaus und Rene laufen jetzt Händchenhaltend durch die Gegend... Ich muss lächeln. "Wer hätte gestern noch gedacht, dass heute alles so drunter und drüber läuft." Kichert Franz und ich schaue ihn verblüfft an. "Woher wusstest du...?" "Ich kenne dich, Schnucki. Und auch deine Gedanken sind für mich gut zu lesen. Aber meinst du, dass es wirklich eine gute Idee ist?" Fragt er dann. "Ja. Ich denke, es ist eine sehr gute Idee. Klaus ist viel glücklicher und Rene hängt sich richtig an ihn. Das ist wirklich lustig mit anzusehen." "Heißt dass, das Händchenhalten geht von Rene aus?" "Richtig. Ich habe ihnen zwar kurz dabei geholfen und sie dann alleine gelassen. Aber danach hat immer wieder Rene nach Klaus Hand gegriffen." Erzähle ich und Franz nickt. Ich schaue wieder aus dem Fenster und genieße noch die Landschaft, bis wir dann zu Hause ankommen.

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt