Tag 37; Ungebetener Besuch!

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Es ist bereits helligter Tag und auf dem Bahnhof ist wieder Betrieb. Ich habe diese Nacht wieder in der Bahnhofshalle geschlafen, da ja gestern August und Thomas zueinander gefunden haben. Ich habe auch schon das Frühstück hinter mir und sitze nun auf einer Bank. Was soll ich heute machen? Franz und Jonas habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen... wie es ihnen wohl geht? Jonas habe ich das letzte mal auf der Party vor zwei Wochen gesehen und Franz habe ich vor vier Tagen getroffen. Er war irgendwie besorgt, hat aber nicht gesagt was los ist und hatte es auch ziemlich eilig. "Hallo. Bist du Stephan?" Reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Als ich hoch sehe, überkommt mich ein Schauer; Vor mir stehen zwei Polizisten! Was wollen die beiden denn von mir? "Bist du Stephan?" Fragt der jüngere erneut mit einem etwas festen Ton in der Stimme. Ich schlucke. "Ja, der bin ich..." Antworte ich langsam. "Wir haben die Information erhalten, dass sich ein junger Mann namens Stephan hier auf dem S-Bahnhof herum treiben soll und mit einigen Leuten kuriose Geschäfte macht." Sagt er mit gedämpfter Stimme, sodass man kaum etwas verstehen kann, wenn man weiter weg steht. "Wir haben einige Fragen an dich. Du wirst uns jetzt bitte aufs Polizei Revier begleiten!" Sagt der ältere Mann dann. "St-stecke ich jetzt in Schwierigkeiten? Ich... Ich habe doch aber nichts verbotenes getan?" Frage ich mehr als das ich antworte. Panik macht sich in mir breit! Was mache ich denn jetzt?! Ich hatte noch nie Ärger mit der Polizei und habe mich doch auch sonst unauffällig verhalten! Hat es etwa tatsächlich jemanden gestört, dass ich mit Männern mit gehe? Aber wieso?! Sonst kümmert sich doch auch niemand um das, was andere Menschen machen! "Es ist nur eine Routine Befragung, Stephan. Wenn sich der Verdacht gegen dich nicht bewahrheiten sollte, kannst du jederzeit wieder gehen." Sagt der jüngere wieder. "Wir müssen außerdem noch ein paar kleine Untersuchungen bei dir durchführen. Nur aus Routine, natürlich." Wirft dann der ältere ein. Zögerlich stehe ich auf und gehe mit den beiden zu ihrem Polizeiauto.

ICH FASSE ES NICHT!! Die dachten doch tatsächlich, dass ich was mit Drogen zu tun habe! Nur, weil ich von irgendwelchen Männern Geld bekommen habe und dann mit ihnen mit gehe, bin ich also ernsthaft ein Drogendealer, oder was?! Das ist doch bescheuert! Und deshalb musste ich mir Blut abnehmen, in ein Röhrchen pusten, eine Speichel Probe abgeben und meine Tasche und mich selbst durchsuchen lassen! Und jetzt sitze ich hier in einem kleinen Raum, zusammen mit dem jungen Polizisten und muss seine Fragen beantworten. Aber das kann er knicken! Ich werde gar nichts sagen! Da kann er mich so lange bearbeiten, wie er will und mich auch gerne weiter mit seinen schönen blauen Augen anstarren, ich sage nichts! Darin war ich schon immer der BESTE; schweigen! "Komm schon, Stephan. Was machst du denn, wenn du mit diesen Männern mit gehst? Wenn ihr nichts mit Drogen zu tun habt, so wie du sagst, dann erzähl mir doch einfach, weshalb sie dir Geld geben. Sind sie Bekannte oder Freunde von dir, die dir finanziell unter die Arme greifen? Daran ist nichts verwerfliches." Sagt er sanft zu mir. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, schaue dann aber wieder auf meine Hände. Dann geht die Tür auf und der ältere Polizist kommt herein. Er hat ein paar Papiere dabei und zeigt sie dem jüngeren. "Also, Stephan. Die Untersuchungen sind negativ ausgefallen. Wie du gesagt hast, wurden keine Rückstände von Drogen bei dir zu finden. Auch in deinen persönlichen Sachen haben wir keine Drogen gefunden." Sagt der ältere dann zu mir. "Das heißt dann, dass ich wieder gehen darf, ja?" Frage ich erwartungsvoll. "Ja, das ist richtig. Du kannst dann wieder gehen." Sagt der jüngere etwas enttäuscht. Ich springe förmlich auf und laufe die Tür hinaus. Beide bringen mich den langen Gang entlang zur Eingangshalle, wo ich meine Tasche holen kann. Irgendwie habe ich das dringende Bedürfniss, nach zu schauen, ob die mir vielleicht irgendwas rein gepackt haben. Eine Wanze oder so ein GPS Empfänger, um mich zu beobachten, oder so. Als ich dann das Revier verlassen habe, wühle ich auch gleich in meiner Tasche herum. Nein, nichts drin. Gott sei Dank! Ich seufze erleichtert, schnalle die Tasche wieder um und laufe zur Straßenbahn. Es ist niemand zu sehen und ich setze mich auf die Bank und überlege. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich den Polizisten nichts sagen können. Das ich auf der Straße lebe und mit Prostitution Geld verdiene um zu überleben ist eine Sache. Aber wahrscheinlich hätte ich ihnen dann auch sagen müssen, wer schon alles diese 'Geschäfte' mit mir gemacht hat. Die hätten dann alle ärger bekommen, weil sie sich auf so etwas eingelassen haben. Vielleicht sogar eine Anzeige! Nein, das geht nicht! In meinem 'Geschäft' unterliege ich schließlich auch irgendwie der Schweigepflicht. Auch wenn ich nirgends unterschrieben habe, kann ich doch nicht einfach meine Freier verraten. Heißt das eigentlich Freier? Oder sollte ich besser Kunden sagen? Ach, was weiß ich denn?! "Warum weinst du?" Ertönt plötzlich eine Stimme und ich schrecke zusammen. Vor mir steht ein kleiner Junge mit einem Plüschtier im Arm. Er schaut mich etwas besorgt an. "Warum weinst du?" Wiederholt der Junge seine Frage. "Ich..." will ich ihm gerade antworten, schüttle dann aber kurz mit dem Kopf. Er spricht englisch, weshalb er mich wohl nicht auf deutsch verstehen wird. "Ich weine doch gar nicht." "Du lügst! Ich kann es doch genau sehen, wenn ich in dein Gesicht sehe. Aber wieso weinst du?" Der kleine ist ganz schön hartnäckig, denke ich bei mir und seufze. "Weist du... Ich hatte es in der letzten Zeit nicht leicht gehabt. Ich wurde von meinen Eltern aus dem Haus geworfen und muss jetzt auf der Straße leben. Das ist an sich nicht weiter schlimm... Ich weiß, dass es Menschen gibt, denen es wesentlich schlechter geht! Aber... Ich komme gerade von der Polizei..." Erzähle ich ihm und er hört aufmerksam zu. "Was wollte denn die Polizei von dir?" Fragt er dann. "Die dachten, ich hätte was mit Drogen zu tun." "Wieso das denn?" "Na ja..." Sage ich leise und schaue den kleinen vor mir an. "Sag mal, wie heißt du eigentlich? Ich heiße Stephan." "Ich bin Danny." Lächelt er dann. "Okay, Danny... Ein paar Leute haben mich wohl dabei gesehen, wie ich Geld von Männern angenommen habe. Und dann dachten sie, ich würde mit Drogen handeln." "Was?! Das... machst du doch aber nicht, oder?!" Entfährt es ihm und er schaut mich entsetzt an. Ich schüttle heftig den Kopf. "Nein! Natürlich nicht!" "Aber was hast du mit dem Geld gemacht und wieso haben dir die Männer überhaupt Geld gegeben?" Fragt Danny dann weiter. Ich schaue ihn wieder an und überlege kurz. "Wie alt bist du eigentlich, Danny?" "12. Wieso?" Fragt er und legt den Kopf etwas schief. "Weist du... was Prostitution ist?" Er schaut mich irritiert an und antwortet dann; "Das ist, wenn man Geld dafür bekommt, dass man mit jemandem Sex hat. Aber wieso...?" Ich lächle ihn zaghaft an. "Ich bekomme von den Männern Geld, damit ich mit ihnen schlafe. Es ist... der einzige Weg für mich... zu überleben." Danny legt seine Hand auf meinen Kopf und wuschelt mir leicht durch die Haare. Als ich ihn ansehe, lächelt er und zeigt auf zwei Männer, die an der Information der Straßenbahn stehen. "Siehst du die beiden Männer dort? Der dunkelhaarige ist mein Papa. Meine Mama ist weg gegangen, als ich noch klein war und Papa war ganz lange ganz alleine... aber dann hat er seinen neuen Freund kennen gelernt und jetzt sind wir wieder eine richtige Familie!" Erzählt er in einem heiteren Ton. "Dein Vater ist mit einem anderen Mann zusammen? Und das stört dich nicht?" Frage ich vorsichtig, muss aber trotzdem lächeln. "Nö, wieso sollte es. Papa war mit Mama nicht glücklich, weißt du. Sie haben sich immer nur gestritten oder heftig über Dinge diskutiert. Aber jetzt lächelt Papa jeden Tag und ist fröhlich. Nein, es stört mich nicht, dass er mit einem anderen Mann zusammen ist, denn er ist glücklich!" Sagt Danny begeistert und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich lächle zurück und muss ehrlich sagen, dass es mir tatsächlich wieder besser geht. Schon irgendwie komisch, wie andere fremde Menschen mich immer wieder aus meinen Depressionen holen können. Bei Franz und Jonas war es damals ja genau so. "Danny! Komm, wir wollen weiter!" Ruft einer der Männer und winkt zu uns. Danny winkt zurück und richtet dann das Wort wieder an mich. "Jetzt muss ich wieder los, Stephan. War schön, mit dir zu reden und ich hoffe, dass du jetzt nicht mehr so betrübt bist." "Nein, Danny. Das bin ich definitiv nicht mehr. Warte, bevor du gehst..." Sage ich und krame kurz in meiner Tasche herum. Als ich finde, wonach ich gesucht habe, nehme ich Dannys Hand und lege es hinein. "Was ist...? Boah, cool! Das ist doch der Fernsehturm aus Berlin, oder?!" Ruft er begeistert, als er sich den Schlüsselanhänger anschaut. "Ja, das ist er. Ich möchte ihn dir schenken, Danny. Als Dankeschön, weil du mich aufgeheitert hast. Und so hast du auch gleich ein Souvenir, dass du mit nach Hause nehmen kannst." Lächele ich ihm entgegen und er springt mir um den Hals. "Danke, Stephan. Das ist echt cool!" Dann verabschiedet er sich noch von mir und zeigt seinen 'Eltern' sein Souvenir. Sie streicheln ihm über den Kopf und lächeln zu mir rüber, bevor sie dann weiter gehen.

Die Unterhaltung mit Danny hat mir tatsächlich gut getan. Ich habe mich dazu entschieden, nach Vorstadt zurück zu laufen. Ist zwar ein ganz schöner Weg gewesen, aber jetzt bin ich angekommen. Und setze mich auch direkt auf eine Bank um mich aus zu ruhen. Meine Beine tun etwas weh aber ich bin es ja gewohnt, lange Spaziergänge zu unternehmen. In der Zwischenzeit ist es auch schon etwas dunkel geworden und ich spiele gerade mit meinem Handy Pokemon. "Stephan?" Ruft mir eine vertraute Stimme zu. Ich hebe den Kopf und sehe einen jungen Mann auf mich zu kommen. Das ist jetzt nicht sein ernst, oder?! "Na, was machst du denn da?" Fragt er lächelnd, als ob nichts wäre. "Ich sitze auf einer Bank und spiele mit meinem Handy." Antworte ich in sarkastischem Ton, was ihn aber nicht zu stören scheint. "Und was machst du sonst?" "Nichts, wie sie sehen..." "Kam noch niemand, um dir wieder Geld zu geben?" Das willst du also, ja?! Ich werfe ihm einen finsteren Blick von der Seite zu, antworte ihm aber nicht. "Dann habe ich ja Glück, nicht wahr?" Sagt er nach einer Weile und kramt in seiner Hosentasche herum. Was macht der da?! "Dar du mir ja nicht verraten hast, weshalb die Männer dir das Geld zu stecken, dachte ich mir, finde ich es selbst heraus." Sagt er dann und hält mir 200 Euro entgegen. Ich schaue ihn verblüfft an und springe nach einer Weile auf. "Was soll das denn jetzt?! Ich werde garantiert von einem Polizisten kein Geld annehmen!" Sage ich empört und gehe sogar einen Schritt zurück. "Ich bin jetzt aber kein Polizist, Stephan. Ich bin ein gewöhnlicher Passant, der ein Geschäft mit dir machen will." "Von wegen! Sie wollen mich doch nur in Sicherheit wiegen, um zu erfahren, wieso ich Geld von Männern annehme! Aber darauf falle ich nicht rein, Herr Polizist." "Mein Name ist Gabriel, Stephan. Das habe ich dir doch vorhin schon gesagt." "Von mir aus können sie auch Julius Cäsar heißen, ich werde sie nicht beim Namen nennen, HERR POLIZIST!" Sage ich eingeschnappt und verschränke die Arme vor der Brust. Was bildet der sich überhaupt ein?! Das ich nach dieser Nummer einfach mit ihm ein Geschäft mache, als wäre nichts passiert! Das kann er sich ja mal gehörig abschminken! Obwohl... wenn ich mit ihm ein Geschäft mache, könnte er doch später auch gar gegen die anderen unternehmen. Schließlich hat er ja auch dieses Geschäft mit mir gemacht. Aber er ist Polizist! Die haben sowie so immer irgendwelche Sonderrechte! Was soll ich also machen? Er scheint zu merken, dass ich überlege und schaut mich die ganze Zeit eindringlich an. Nach einem langen Blickkontakt frage ich ihn dann; "Sie sind wirklich nicht als Polizist hier und wollen mich in irgendeine Falle locken?" "Nein, Stephan. Ich will lediglich als einfacher Passant ein Geschäft mit dir machen." Antwortet er. Ich schaue kurz auf das Geld in seiner Hand. "Sind sie wirklich sicher, dass sie dieses Geschäft mit mir machen wollen?" "Wieso sollte ich nicht sicher sein?" "Weil sie eventuell Ärger bekommen und ihr Ruf als 'guter Polizist' darunter leiden könnte." Lächele ich schelmisch. Er lächelt aber unbeeindruckt zurück. "Ich werde das Risiko eingehen müssen, um heraus zu finden, was du immer mit den Männern anstellst." Okay, das verwirrt mich jetzt etwas. Ich nehme ihm das Geld aus der Hand und stecke es in meine Hosentasche. "Na schön, Gabriel! Aber, wenn du versuchen solltest, mich zu linken, dann schwöre ich dir wirst du es bitter bereuen!" "Keine Sorge, Stephan. Ich werde dich nicht linken. Also, was machen wir jetzt?" Lächelt er immer noch. "Wir gehen zu dir nach Hause." Antworte ich ihm und er schaut mich irritiert an. "Zu mir nach Hause?" "Ja, zu dir nach Hause. Oder denkst du, dass ich mit den Männern in irgendeine dunkle Gasse gehe? Du kommst ja vielleicht auf Ideen!" Sage ich spöttisch und laufe provokant an ihm vorbei. "Wirklich faszinierend, wie du mich plötzlich ganz anders behandelst, wenn ich kein Polizist bin." Lächelt er schelmisch und ich werde etwas rot. "Zu Polizisten muss man ja auch immer höflich sein, sonst dürfen die einen fest nehmen! Und du bist ja jetzt kein Polizist, nicht wahr, Gabriel?" Frage ich wieder provokant und betone dabei seinen Namen extra. Das bringt ihn wieder zum schmunzeln und wir gehen dann zu seiner Wohnung. Okay, ich muss zugeben; er ist eigentlich ganz süß. Aber ich darf nicht vergessen, dass er ein Polizist ist! Mal sehen, was ich mir als Strafe ausdenke, wenn er mich doch linken wird...

Hey Leute^^
Ich mal wieder\(*-*)/
Nur damit ihr es wisst, ich hatte eigentlich vor, die Unterhaltung mit Danny komplett in englisch zu schreiben. Aber dar ich in der Schule kein englisch hatte und deswegen für fast jedes Wort im Wörterbuch nach schlagen müsste, ist mir die Lust daran denn doch schnell vergangen
-_-

Aber das ist hoffentlich nicht weiter schlimm^-^

Im nächsten Kapitel passiert was! Mehr verrate ich aber noch nicht *muahaha*

Freut euch schon mal und bis dann

Chrono2912☆

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt