Tag 665; Die ersten Schritte

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Ein neuer Tag ist angebrochen und ich bin wie jeden Morgen mit Michelle verabredet. Franz meinte schon mal, wenn sie nicht so süß wäre und er sich nicht sicher wäre das ich schwul bin, würde er eifersüchtig auf sie sein. Das fand ich damals echt zum lachen und auch total süß von ihm. Ich treffe mich zwar bei schönem Wetter jeden Morgen mit Michelle, aber sie anzumachen oder so käme mir nie in den Sinn. Erstens ist sie mir viel zu jung und zweitens bin ich schwul. Also würde daraus sowieso nichts werden. "Ich höre was, dass du nicht hörst... es ist klein und macht Musik." Holt Michelle mich aus meinen Gedanken. Ich muss diesmal nur kurz lauschen, als ich schon das Zirpen der Grillen höre. "Eine Grille." Sage ich lächelnd und Michelle kichert. "Ich habe es dir zum Schluss nochmal leicht gemacht." "Das glaube ich dir gerne." Kichere ich mit. Dann müssen wir auch schon wieder rein und frühstücken. "Na? Warst du wieder bei deiner Freundin?" "Ach, Schatz. Ich liebe dich. Aber ihr kann ich einfach nicht widerstehen." Kichere ich und gebe Franz einen Kuss. Er kichert ebenfalls und wir setzen uns hin. Als Tim dann aus dem Bad kommt, essen wir in Ruhe Frühstück und dann gehen wir los. Die neue Woche hat wieder angefangen und Herr Feix hat am Freitag schon verkündet, dass er für diese Woche eine besondere Aufgabe für uns alle hat. Ich bin schon richtig gespannt, was es wohl ist. Als Franz dann auf dem Parkplatz einparkt, gehen wir vor zum Tor und geben uns wieder einen Kuss. "Dann bis nachher, mein Schnucki." Säuselt er mir ins Ohr und küsst nochmal meinen Hals. "Bis nachher." Lächle ich ihm zu und er geht dann. Ich muss aber auch nicht mehr lange auf Rene und Aaron warten. Nachdem wir uns begrüßt haben gehen wir zusammen zu unserem Gebäude und legen unsere Sachen in die Spinde. Wir sind mit die ersten die ankommen und stellen uns an unseren Platz.

"Guten Morgen, Jungs. Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende." Begrüßt uns Herr Feix als er rein kommt. Er geht noch schnell die Anwesenheit durch und holt dann einen Stapel Papiere hervor. "Also... wie ich euch ja letzte Woche mitgeteilt habe, habe ich in dieser Woche etwas besonderes mit euch vor. Ich möchte, dass ihr in einer Zweier Gruppe ein selbstständig erarbeitetes Thema vorzeigt. Was genau ihr für diese Aufgabe auswählt bleibt euch überlassen. Die einzige Regel lautet, dass ihr es eben als Team erarbeiten müsst. Es werden Noten vergeben auf die Mitarbeit, die Kommunikation zwischen euch und natürlich auf die Teamfähigkeit. Sollte also einer von euch sich keine Mühe geben bekommen beide eine schlechte Note. Darüber hinaus... werdet nicht ihr selbst eure Partner auswählen, sondern ich." Gibt er mit ernster Miene von sich. Oje... Ich ahne schlimmes. Alle im Raum sind leise und auf Herrn Feix fixiert. Auch wenn man wirklich niemanden hört, merkt man das Unbehagen der Anwesenden. Wen wird er wohl mit wem zusammen in eine Gruppe tun?

"... Aaron mit Sebastian. Rene und Klaus. Und zu guter letzt werden Stephan und Pascal ein Team bilden." Teilt Herr Feix die Gruppen ein. Pascal und ich?! Das wird in einer Katastrophe enden... Herr Feix legt dann seine Papiere wieder ab und will gerade etwas sagen, aber einige sind mit der Aufstellung nicht zufrieden. Bzw einer. "Herr Feix! Muss das denn wirklich sein?! Ausgerechnet ich muss ein Team mit dieser-" "Ja es muss sein! Und wenn du auch nur einmal das Wort 'Schwuchtel' in den Mund nimmst, Pascal, dann bekommst du von mir deine erste Abmahnung! Ich habe langsam keine Lust mehr auf diesen Kindergarten hier! Ihr seid alle Erwachsene Menschen und habt euch gefälligst auch so zu benehmen! Und Erwachsene Menschen wissen was Respekt, Menschenwürde und Menschenrechte sind!" Erhebt unser Ausbilder das erste mal seine Stimme. Es ist eine kräftige, keinen Widerspruch akzeptierende, feste Stimme. Man könnte fast Angst bekommen. Auch Pascal ist verstummt und macht keine Anstalten etwas dagegen zu sagen. "Der Grund weshalb ich euch in diese Teams aufgeteilt habe ist, dass ihr euch draußen eure Teamkollegen auch nicht aussuchen könnt. Es wird immer jemanden geben, mit dem man nicht gut zurecht kommt oder nicht unbedingt gut zusammen arbeiten kann. Trotzdem müsst ihr euch zusammen reißen und das beste daraus machen. Das ist professionell und natürlich auch für eure Betriebe besser. Ein schlechtes Team lässt auch immer den Betrieb schlecht aussehen." Spricht Herr Feix jetzt wieder ruhiger. Ja, damit hat er Recht. Aber ausgerechnet Pascal als meinen Partner für die ganze Woche akzeptieren... ob das was wird? Ob wir uns überhaupt auf irgendwas einigen können? Aber so wie es aussieht müssen wir das wohl. Rene, Aaron und auch die anderen gehen schon mal zu ihren Gruppen Partnern während Pascal mit verschränkten Armen wie eine Brumme auf seinem Stuhl sitzt und grimmig in die Luft starrt. Ich stehe auf und gehe zu ihm rüber. "Wir müssen ja bloß eine Woche mit einander auskommen, Pascal. Ich könnte mir auch was besseres vorstellen, als ausgerechnet mit dir ein Team zu bilden. Aber gegen die Entscheidung des Ausbilders sind wir machtlos. Machen wir einfach das beste draus." Sage ich ihm offen, dass auch ich etwas gegen dieses Team einzuwenden habe. Pascal schaut aus dem Augenwinkel zu mir, bleibt aber regungslos auf seinem Stuhl sitzen. Ich seufze kurz. "Hast du eine Idee was wir machen könnten?" "Nee." Gibt er kurz von sich. Wieder seufze ich. "Ich hole mal eines von den Büchern. Dann können wir uns ja unser Projekt aussuchen..." Sage ich und gehe zu dem Bücher Stapel auf dem Ausbilder Pult. Wir können uns aus den verschiedenen Büchern Ideen für unser Projekt zusammen suchen. Ob es nun eine komplizierte und aufwendige Holzfigur, oder ein einfacher kleiner Schrank mit individuellen Verzierungen ist, überlässt Herr Feix uns selbst. Wir sollen nur nicht vor Freitag damit fertig werden, hat er gemeint. Schließlich soll es eine Wochen Arbeit sein. Ich nehme mir ein Buch und auch gleich einen Hefter mit, in denen die Arbeiten der bisherigen Jahrgänge festgehalten wurden. Herr Feix kennt jede Arbeit in den Ordnern in und auswendig, was das komplette nachmachen der Arbeiten für uns quasi unmöglich macht. Aber wir sollen ja auch unsere eigenen Ideen mit einbringen. Als ich wieder zurück zu Pascal gehe hat er sich jetzt auf den Tisch gelehnt. Wow... 8:45 Uhr, er hat sich bewegt. Denke ich bei mir und lege alles vor ihm ab. "Willst du aussuchen was wir machen, oder soll ich?" Frage ich und setze mich auf den Stuhl neben ihm. Missbilligend mustert er nun den Stuhl auf dem ich sitze, hält es aber immer noch nicht nötig zu sprechen. Na warte. Ich kriege dich schon. "Gut. Dann suche ich aus und du musst damit leben." Zucke ich die Schultern und will nach dem Hefter greifen, aber Pascal zieht ihn direkt zu sich. "Ich mach ja schon, ich mach ja schon. Man..." zetert er und schlägt den Hefter auf. Ich kichere leicht in mich hinein und schaue mit auf die Seiten. Da ich aber nicht viel sehe, rutsche ich ein bisschen an Pascal heran. "Was wird das bitte?!" Grummelt er und rutscht auch schon wieder etwas von mir weg. "Ich wollte nur mit rein sehen. Wir müssen uns schließlich zusammen was aussuchen und uns absprechen." Daraufhin schnalzt Pascal nur mit der Zunge. Ich zucke die Schultern. "Na gut... wenn du unbedingt eine schlechte Bewertung auf die Zusammenarbeit haben willst... mir soll es egal sein." Gebe ich von mir und lehne mich jetzt auch an den Tisch. Eine Weile ist es still zwischen Pascal und mir. Es sind nur die Gespräche der anderen zu hören. Aber dann legt Pascal den Hefter so auf den Tisch, dass auch ich mit rein sehen kann. Etwas überrascht schaue ich zu ihm. "Bild dir darauf aber nichts ein. Es dient lediglich der guten Bewertungen. Und wenn du mir zu aufdringlich wirst, dann klatscht es!" "Sorry Pascal. Ich bin in einer sehr glücklichen Beziehung, also wird leider nichts aus uns." Grinse ich frech. "Wa-?! Du spinnst wohl! Das passiert, wenn man einmal zu nett zu Leuten wie dir ist! Die werden dann gleich übermütig!" Zetert Pascal. Ich muss dabei anfangen zu lachen. Dann gibt es aber von Herrn Feix eine leichte Rüge mit zusammen gerollten Papieren auf unsere Köpfe. "Hey ihr zwei. Gebt Ruhe und sprecht euch leise über euer Projekt ab. Sonst stört ihr die anderen." "Ist gut." Lächle ich und schlage den Hefter auf. "Hey! Ich such unser Projekt aus! Du musst dann nur mit machen!" Meckert Pascal wieder, diesmal aber in einem freundlichen Ton. Ich muss dabei grinsen und dann fangen wir an uns zu überlegen, wie unser Projekt aussehen soll.

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt