Tag 743; Der Weg ist das Ziel

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"Guten Morgen, Jungs. Ich habe mal wieder eine Aufgabe für euch. Ihr werdet wieder Teamarbeit leisten und die Arbeit in einer Woche beenden müssen." Erklärt Herr Feix gut gelaunt seine Pläne für diese Woche. "Wie auch die letzten male schon, werde ich euch eure Partner aussuchen. Und ihr könnt gar nichts dagegen tun." Trällert er und ich kann mir ein kichern nicht verkneifen. Dann stellt er wieder die Teams zusammen und als er meins aufruft, muss ich schlucken. "Stephan und Sebastian." Ein Unwohlsein breitet sich in mir aus und ich schaue aus dem Augenwinkel zu Sebastian rüber. Auch er scheint überrascht zu sein ausgerechnet mit mir ein Team bilden zu müssen. Klaus legt eine Hand auf meine Schulter. "Ich glaube, dass das keine gute Idee ist..." flüstert er. "Mach dir keine Sorgen, Klaus. Sebastian weiß so gut wie ich, dass wir die Entscheidung von Herr Feix nicht ändern können. Und... da Sebastian höchst wahrscheinlich auch eine gute Note haben will... wird er sich hoffentlich zusammen reißen und mit mir zusammen arbeiten." Flüstere ich zurück, bin aber nicht wirklich von mir selbst überzeugt. Sebastian ist noch nie gut auf mich zu sprechen gewesen und jetzt sollen wir zusammen Teamarbeit leisten. Hoffentlich lässt er unsere Differenzen da raus, sonst werde ich wohl zum ersten mal eine schlechte Note bekommen. Nachdem Herr Feix die Teams zusammen gestellt hat finden sich alle zusammen. Ich gehe rüber zu Sebastian und bleibe neben ihm stehen. "Hey. Ich setze mich zu dir, okay." Lächle ich etwas unsicher. "Mach das." Antwortet Sebastian tonlos. "Also... wir müssen diese Woche zusammen arbeiten." Sage ich während ich mich setze. "Sieht wohl so aus." Gibt er wieder von sich und schaut mich immer noch nicht an. "Wollen wir im Katalog nach Inspiration suchen, oder hast du schon eine Idee, was unser Projekt werden soll?" Frage ich nach einer Weile des Schweigens. Sebastian antwortet nicht sofort, atmet erstmal tief durch. "Ich dachte an eine Sitzkombination. So eine Eckbank mit Tisch und ein paar Stühlen dazu, du weißt schon..." "Ja. Das kenne ich. Soll... auf die Bank und die Stühle ein Sitzpolster oder nur Kissen zum drauf sitzen?" Frage ich vorsichtig weiter. Wieder überlegt Sebastian kurz. "Das können wir später entscheiden. Lass uns erstmal mit dem Holz anfangen. Hell oder dunkel?" Jetzt schaut er mich zum ersten mal richtig an. Sein Blick ist seltsam undeutlich. Nicht so wie sonst. "Ich würde sagen dunkel. Lass uns mal nachsehen, welches Holz wir zur Auswahl haben." Mit diesen Worten stehen wir beide auf und gehen in den Lagerraum. Hier wird das gesamte Holz gelagert, dass uns zur Verfügung gestellt wird und jeden Monat wird der Bestand aufgefüllt. Alles ist auch nach gewissen Kriterien gelagert; hart Holz, weich Holz, helles Holz, dunkles Holz, Inland und Ausland. Auf diese Weise findet man sich schneller zurecht. Sebastian und ich steuern das dunkle Holz an. "Wie wäre es hiermit?" Fragt Sebastian und deutet auf einen dunklen Stamm mit einem Muster. "Hm... Lass uns weiter suchen. Ich glaube, wenn das Holz ein zu intensives Muster hat wirkt alles zu überladen." Denke ich nach und wir gehen ein Stück weiter. "Was sagst du dazu?" Frage ich nun und deute auf einen dunkelroten Stamm. "Das ist irgendwie zu... rot. Lass uns nach etwas neutralerem suchen." Schüttelt Sebastian dann den Kopf. Eine ganze Weile sind wir uns nicht einig, welches Holz wir nehmen, aber schließlich kommen wir doch auf einen Nenner und wir ziehen den Stamm heraus. Gerade als ich wieder zurück gehen will merke ich, dass Sebastian sich nicht rührt. Ich schaue ihn kurz fragend an. "Was ist los, Sebastian?" Er seufzt stark und schaut mich dann etwas finster an. "Ich kann das nicht länger... Ich kann nicht länger so tun, als wäre alles in Ordnung, Stephan. Weißt du eigentlich, was du da angerichtet hast?" "Ich nehme an... Du meinst das, was im Moment zwischen Klaus und Rene entwickelt." Sage ich vorsichtig. "Da entwickelt sich nichts!" Entgegnet Sebastian streng. "Da hat sich noch nie was entwickelt und da wird sich auch in Zukunft nichts entwickeln! Du hast ja keine Ahnung! Du hast keine Ahnung, was Klaus schon alles wegen Rene durchmachen musste. Er hat ihn beleidigt, ihn gedemütigt. Er hat ihn, trotz dass er über seine Gefühle für ihn Bescheid wusste, wörtlich mit Füßen getreten! Oder vielleicht sogar gerade weil er es wusste! Klaus bedeutet Rene überhaupt nichts. Er kann ihn gar nicht lieben, denn er ist hetero durch und durch. Ich habe immer versucht, ihn davor zu bewahren, dass Rene ihm erneut das Herz bricht! Aber dann kommst du und machst alles zunichte! Ich hasse dich dafür, Stephan. Hörst du?! Ich hasse dich!" Diese Worte lassen mich große Augen machen. Zum ersten mal in der ganzen Zeit die wir uns jetzt kennen, sagt Sebastian mir offen seine Meinung, lässt seine Gefühle und seine Abneigung gegen mich ohne Hemmungen raus. "Aber ich muss es erdulden. Klaus hält sich von mir fern und klammert sich an Rene. Er wird ihn wieder verletzen, Stephan. Rene kann gar nicht anders. Aber diesmal..." Er schaut mich zornig an. "Diesmal werde ich dich dafür zur Verantwortung ziehen. Das merkst du dir besser. Jetzt lass uns zurück in die Werkstatt gehen, sonst werden die anderen nur misstrauisch. Und ich will sicher nicht mit dir in einem komischen Gerücht zusammen auftreten."

Der restliche Tag verging mehr schlecht als recht. Sebastian und ich haben nur noch oberflächlich Worte mit einander gewechselt, meistens wegen unserem Projekt. In den Pausen habe ich mich nicht wirklich auf die Gespräche der anderen konzentrieren können, alles schien so weit weg zu sein. Mir war schon immer klar, dass Sebastian mich nicht leiden konnte, aber wie er mir das alles so entgegen geschleudert hat war schon heftig. Ich wollte doch nur Klaus und Rene helfen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass Rene damals so gemein zu Klaus war? Außerdem... selbst wenn... Klaus scheint Rene trotzdem noch gerne zu haben. 'Gerade weil er von seinen Gefühlen für ihn wusste...' klingen die Worte von Sebastian durch meinen Kopf. Gefühle... dann mag Klaus Rene nicht nur. Er ist in ihn verliebt. Und Sebastian hat entschieden etwas dagegen, weil er selbst in Klaus verliebt ist. Oh man... Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare und seufze kräftig. Das ist alles so kompliziert. "Stephan?" Holt mich die Stimme von Klaus aus meinen Gedanken. Er hat seine Hand auf meine Schulter gelegt und schaut mich vielsagend an. "Es ist was mit Sebastian passiert, oder? Was hat er dir gesagt, als ihr im Lager wart?" Fragt er direkt. Ich schaue kurz nach vorne und sehe Rene und Aaron beim Verkaufsstand stehen und mit einander diskutieren. "Stephan. Bitte, sag mir was er zu dir gesagt hat." "Er hasst mich, weil ich mich eingemischt habe. Du wärst mit Rene nicht glücklich und könntest es auch nie werden, weil er dich nur verletzt. So wie er es früher schon immer getan hat. Und wenn er dich nochmal verletzt, dann macht er mich dafür verantwortlich." Erzähle ich die Kurzfassung des Gesprächs mit Sebastian. Klaus schaut betreten zu Boden. "So etwas habe ich mir schon gedacht. Aber Stephan... ganz gleich, was er sagt... das hier ist meine eigene Entscheidung gewesen. Ja, du hast mir dabei geholfen, aber im Grunde genommen ist alles auf meinen eigenen Mist gewachsen. Bitte, lass dir von Sebastian kein schlechtes Gewissen einreden nur weil er es mir nicht gönnt. Ja, Rene hat mir früher weh getan und ja, vielleicht bin ich dumm ihn trotzdem noch zu lieben... Aber jetzt, mit euch, bin ich endlich wieder glücklich, Stephan. So richtig glücklich. Weil Rene da ist und ich in dir und Aaron tolle neue Freunde gefunden habe. Sebastian ist bloß neidisch und eifersüchtig, weil er mich nicht haben kann. Aber Stephan... Sebastian hatte mich. Wir waren früher mal zusammen gewesen, als paar." Ich schaue auf und drehe den Kopf zu Klaus. Also ist er tatsächlich homosexuell. Er lächelt mich an und erzählt weiter. "Ja, Stephan. Ich bin auch homosexuell, genau wie du und Franz. Nur konnte ich nie wirklich dazu stehen, weil in unserer alten Schule hauptsächlich homophobe Typen waren. Natürlich haben sie es irgendwann gewusst und dann war die Hölle los. Einer von ihnen... war Rene. Aber trotz allem habe ich ihn geliebt. Das tue ich immer noch. Jedenfalls... Sebastian und ich waren früher ein paar und er hat es sich selbst versaut. Was genau da los war werde ich dir vielleicht mal ein anderes mal erzählen, dass ist eine lange Geschichte für die wir Ruhe brauchen. Aber sei dir gewiss, Stephan. Ich bin glücklich. Endlich wieder. Und das habe ich dir zu verdanken." Lächelt Klaus noch mehr und umarmt mich herzlich. Nach diesem Gespräch fühle ich mich tatsächlich wieder besser. Auch das Schweigen zwischen Sebastian und mir fühlt sich nicht mehr so qualvoll an. Als wir dann den Tag endlich hinter uns gebracht haben freue ich mich schon auf Franz. Als ich ihn bei seinem Auto stehen sehe, renne ich schnell zu ihm und umarme ihn. "Nicht so stürmisch, mein Schnucki." Lacht er und erwidert die Umarmung. Er gibt mir einen Kuss auf die Haare und wir verabschieden uns von meinen Freunden. Wenn ich zu Hause bin brauche ich erstmal ein wohltuendes Bad. Mal sehen, Franz sagt dazu bestimmt nicht Nein.

Guten Abend meine Süßen ❤
Dieses Kapitel ist etwas kürzer als sonst, aber ich hoffe ihr freut euch trotzdem darüber. Tut mir auch leid, dass es so lange gedauert hat, aber in letzter Zeit fällt mir beim Schreiben immer nicht so viel ein. Deshalb schreibe ich immer nur ein paar Sätze und habe dann schon keine guten Ideen mehr. Aber die Geschichte wird trotzdem vorangetrieben. Bald kommt wieder eine harte Wendung für unseren lieben Stephan. Das nur schon mal so. Seit gespannt ♡♡

Chrono2912☆

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt