Diese Woche hatten wir Schule. Es ist Freitag und wir sind in der letzten Stunde vor Schulschluss. Auch hier, in der Klasse, gibt es einige, die sich nicht damit anfreunden können, dass ich Schwul bin. Wer hätte es gedacht... Aber es gibt auch einige, die es sogar gut finden, obwohl sie selbst Hetero sind. Die ersten Tage wollte Pascal wieder stunk machen und hat sich einige gesucht, mit denen er mich fertig machen wollte. Es waren so ungefähr 6 Stück insgesamt. Weil ich nicht wollte, dass Rene etwas abbekommt, habe ich ihn weg geschickt. Aber nur wenig später kam er mit den Jungs wieder, die nix gegen mich haben und die haben sich wirklich alle vor mich gestellt und die anderen angebrüllt, dass die sich gefälligst von mir fern halten sollen. Sonst würde es Ärger geben! Das hat auf jeden Fall Wirkung gezeigt; jetzt lassen die mich in ruhe und auch Pascal verzichtet, zumindest in der Schule, auf blöde Kommentare über mich. Die Klingel ertönt und wir packen unsere Sachen zusammen. In der Schule sitze ich neben Rene und Aaron. Aaron hat sogar einen bekannten von der Schule wieder getroffen, der auch eine Ausbildung zum Tischler macht, nur halt wo anders. Dennis ist sein Name und auch er ist neutral gegenüber Homosexuellen eingestellt. Solange, wie sie sich nicht an ihn ran schmeißen, findet er es cool, hat er mal gesagt. "Hey, Aaron! Ich habe neulich neues Zeug bekommen. Wollen wir es bei mir ziehen?" Fragt Dennis Aaron leise, damit nicht jeder mit hören kann. "Ja, klar. Gerne sogar." Stimmt Aaron fröhlich zu. Ich habe Aaron neulich auf seine Geste mit dem Kuss angesprochen und er hat mir gesagt, dass er an dem Freitag von einem Kumpel 'Stoff' bekommen hat, den er natürlich sofort ausprobiert hat. Mit 'Stoff' meinte er Drogen! Aaron nimmt Drogen! Und das wohl nicht zu wenig! Aber meistens zum Wochenende hin, hat er gesagt. In der Woche begnügt er sich mit normalen Zigaretten. Ich habe einen mords Schreck bekommen, als er mir das gesagt hat und ihm natürlich auch gleich gesagt, was ich davon halte. Aber er meinte dann, dass es ja sein Leben sei und er sich da nicht rein reden lässt. Da hat er natürlich recht! Trotzdem... Ich kann einfach nicht verstehen, was daran so toll sein soll... Als ich meinen Rucksack fertig gepackt habe, hole ich weit aus um ihn mir auf den Rücken zu schnallen. Dabei treffe ich Aaron am Kopf und ihm entfährt ein schmerzhaftes "Au!" Ich drehe mich schnell zu ihm um und halte mir 'schockiert' die Hand vor den Mund. "Oh, Aaron! Das tut mir wirklich leid! Das war keine Absicht! Wirklich! Es war nur ein Versehen!" Tue ich schockiert reumütig. Aaron hält sich den Hinterkopf und hat natürlich verstanden, was die Aktion sollte. "Schon gut, Stephan. Kann jedem mal passieren..." Sagt er nur und widmet sich wieder dem Gespräch mit Dennis zu. Rene und ich laufen dann zur Tür. "Tschüss, Stephan! Schönes Wochenende wünsche ich dir. Und dir natürlich auch, Rene!" Ruft Dennis uns nach. "Danke, dir auch." Antworten wir wie aus einem Mund. Dieses Wochenende übernachtet Rene bei uns. Er ist schon völlig aus dem Häuschen und freut sich darauf. Dann lernt er auch endlich mal Tim kennen, was der Hauptgrund dafür ist, dass er bei uns zu Hause schläft. Tim freut sich auch schon tierisch, Rene heute kennen zu lernen. Unser Unterricht findet auch im Oberstufenzentrum hier in Strausberg Stadt statt. Das ist eine schulische Einrichtung, die für Abiturienten und Gymnasiasten zuständig ist. Sie bietet aber auch für Berufsschule genug Raum, was natürlich zu unserem Vorteil ist. Und ganz besonders zu meinem! Ich brauche zur Schule nämlich nur 5 Minuten zu Fuß von zu Hause. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass es jetzt 14:45 Uhr ist. Perfekt! Dann können Rene und ich mit Tim zusammen nach hause laufen. Tim geht nämlich auch hier auf das Oberstufenzentrum und müsste heute auch um die gleiche Zeit wie wir Schluss haben. Hat er zumindest gestern und heute noch mal gesagt. Rene und ich stellen uns dann vor den Eingang und warten auf Tim. Es dauert etwas, aber dann sehe ich ihn schon mit seinen Freunden angelaufen kommen. Er hat sich mit ihnen wieder vertragen, was ich auch sehr gut finde. Natürlich kann ich verstehen, dass er selbst gekränkt war, als seine Freunde über mich her gezogen sind. Aber wenn sie sich aufrichtig entschuldigen und ihre Fehler einsehen, kann er ihnen auch verzeihen! "Timmy!" Rufe ich ihm zu und winke etwas. Seine Augen strahlen, als er mich sieht und er kommt hüpfend auf mich zu. "Papa!" Jauchzt er und umarmt mich kräftig. "Nicht so stürmisch, Timmy! Sonst fallen wir noch um." Kichere ich. "Ich freue mich einfach so auf das Wochenende! Das wird super!" Sagt er und richtet sich dann Rene zu. "Hallo. Bist du Rene?" "Ja, der bin ich." Antwortet Rene lächelnd. "Freut mich! Ich bin Tim, der Adoptivsohn von Stephan und Franz." Stellt er sich vor und die beiden schütteln einander die Hände. Dann gehen wir zusammen nach hause und die zwei unterhalten sich ausgiebig. Als ich die Tür auf schließe, bewundert Rene erstmal unsere Veranda und zieht sich die Schuhe und Jacke aus. "Komm, Rene. Ich zeige dir schon mal dein Zimmer. Großzügig, wie ich bin, erlaube ich dir, in mein Fernsehzimmer zu ziehen." Prahlt Tim mit einem verschmitzten Lächeln. "Oh, vielen Dank, Tim. Das ist wirklich unglaublich großzügig von dir." Spielt Rene mit und die beiden gehen kichernd die Treppe hoch. Ich packe in der Zeit meinen Rucksack ins Schlafzimmer und setze mich dann auf den Sessel im Wohnzimmer. Gwendolyn kommt nur wenig später auf meinen Schoß und kuschelt sich ein. Als ich ihr dann über das Fell kraule, fängt sie an zu schnurren. Tim und Rene kommen wieder runter und gesellen sich zu mir. Gwen scheint zuerst ein paar Probleme mit Rene zu haben, denn sie faucht ihn leicht an und schlägt auch kurz nach ihm, als ich ihm etwas zeigen will und er deshalb dichter zu mir ran kommen muss. Das hat sie früher bei Franz auch immer gemacht, fällt mir plötzlich wieder ein und ich muss schmunzeln. "Ach so, Stephan? Mir ist vorhin auf dem Kalender aufgefallen, dass heute ein großes 'J. x 4' drin steht... Was genau heißt das?" Fragt dann Tim nachdenklich. "Das habe ich eingetragen. Heute vor einem Jahr ist eine Menge passiert. Das erste Jubiläum feiere ich, weil ich heute mein Abitur erfolgreich abgeschlossen habe. Das zweite ist, dass Outing vor meinen Freunden und meiner Familie, das ich Schwul bin. Das dritte... weil ich dadurch von zu Hause raus geschmissen wurde..." Tim und Rene schauen jetzt traurig zu mir, sagen kein Wort. "Und das vierte Jubiläum... heute, vor einem Jahr, habe ich Franz das erste mal getroffen. Damals wusste ich noch nicht wie er heißt oder wer er ist... Ich habe noch nicht einmal gewusst, dass ich ihn überhaupt wieder sehen werde und dann auch mit ihm zusammen komme. Aber... schon als ich ihn damals sah und in seine wunderschönen Augen gesehen habe, fühlte ich etwas besonderes zwischen uns." Lächele ich bei dem Gedanken an unser erstes Treffen. Ja, damals schon habe ich mich sofort zu ihm hin gezogen gefühlt. "Hach, ist das romantisch." Schwärmt Tim und Rene nickt lächelnd. "Ja, auf jeden Fall. Zuerst so viele schlechte Ereignisse und dann kommt Franz und sorgt für eine besonders gute! Das klingt wie aus einem kitschigen Hollywood Film." Jetzt lachen wir alle auf.
Um ca 18:30 Uhr kommt dann auch Franz nach hause und ist von der Arbeit total geschafft. Er flitzt schnell unter die Dusche und ich bereite das Abendessen vor. Heute gibt es, seit langer Zeit mal wieder, Pizza zum Abendessen. Wir setzen uns alle an den großen Tisch in der Küche und schnattern beim essen viel. Als wir fertig sind räumen wir die Teller in den Geschirrspüler und bereiten ein Brettspiel vor, dass wir jetzt spielen wollen. Die Siedler von Catan, heißt das Spiel und wir spielen es mit den Erweiterungen. Also sprich; Seefahrer, Händler und die Weltwunder. Das ist richtig lustig und dauert unglaublich lange. Wir spielen ein einziges Spiel bis um halb zwei am nächsten morgen und müssen sogar ohne einen klaren Sieger aufhören, weil wir total müde sind.
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Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)
Romansa"Stephan ist der wichtigste Mensch für mich! Wir sind mehr als gute Freunde! Wir sind wie Brüder!" Mit diesen Worten leitete Christian, ohne es zu ahnen, das Ende unserer gemeinsamen Zeit ein. Meine Gefühle für ihn wurden immer unerträglicher und am...