Tag 182; Ein schlechtes Gewissen

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---??? POV---

Ich kann das! Ich muss das tun! Ich kann nicht länger zu lassen, dass Dirk und Juri wieder jemandem etwas an tun! Ich habe mich doch schon bis zum Polizei Revier geschleppt, da schaffe ich den Rest jetzt auch noch! Ich seufze kurz und will einen Schritt machen, aber mein Körper bewegt sich nicht. Wenn ich das tue und Dirk heraus bekommt, dass ich das war... dann wird er Vater davon erzählen. Wenn Vater davon erfährt, wird er mich wieder schlagen und in den Keller sperren! Zitternd umfasse ich mich selbst und kralle mich in meine Jacke. Nein! Juri, bitte nicht! Ich will nicht Drogenabhängig werden! Bitte hör auf! Klingen Stephans panische Worte in meiner Erinnerung. Nein... Ich kann das nicht mehr... Ich darf nicht einfach andere Menschen leiden lassen, nur weil ich selbst Angst vor Gewalt habe! "Hallo, mein Junge." Werde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaue erschrocken auf und vor mir steht ein Polizist. Ich schlucke. "Du stehst schon eine ganze Weile hier und scheinst dir stark Gedanken zu machen. Können wir dir irgendwie helfen?" Fragt er freundlich und lächelt mich an. Zaghaft nicke ich. "Okay. Dann komm mit. Im Revier können wir uns besser um dein Anliegen kümmern." Sagt er wieder freundlich und deutet mir, ihm zu folgen. Wir gehen zusammen ins Revier und setzen uns in einen Raum. Polizist Gabriel, so hat er sich mir vorgestellt, gibt mir noch etwas zu trinken und setzt sich mir dann gegenüber. "Also, dann erzähl mir doch mal, was dich zu uns führt." Ich schaue wie hypnotisiert auf den Becher vor mir. "Ich... Ich möchte... A-a-anzeige erstatten." Ringe ich hervor und kann den Kloß in meinem Hals direkt fühlen. "Verstehe. Dann hole ich schnell die Papiere und wir füllen sie zusammen aus." Sagt der Polizist und geht zu einem Schrank in einer Ecke. Er holt wie gesagt einige Papiere und zückt einen Kugelschreiber. "Dann verrate mir doch bitte deinen Namen." "Tim... Tim Drescher." Er schreibt ihn auf. "Wen möchtest du denn anzeigen, Tim?" Fragt er dann. "Juri Kotscharek! Wegen... Ähm... Also, er ist im Besitz von Drogen! Es sollen wohl ziemlich viele sein." Sage ich dann mit einer irritierenden Festigkeit in der Stimme. "Kotscharek? Den Namen habe ich schon mal gehört... Dieter?" Richtet er dann das Wort an seinen Kollegen, der etwas abseits von uns sitzt. "Ich werde mal die Daten durch gehen." Antwortet dieser ihm und verlässt den Raum. "So. Möchtest du noch eine Anzeige erstatten, oder war es das?" Fragt Gabriel, als er wieder mit dem Schreiben fertig ist. "Doch, ich möchte noch mehr Anzeigen erstatten! Die nächste ist wieder gegen Juris Kotscharek. Er wollte nämlich an Silvester jemandem Drogen verabreichen! Dieser jemand war aber dagegen gewesen und Juri hat..." Ich stocke abrupt. Nein, Tim! Du darfst jetzt keinen Rückzieher machen! "Mein großer Bruder Dirk und ich... haben den anderen dann fest gehalten, damit Juri ihm trotzdem die Spritze geben konnte." Gabriel stoppt das Schreiben und schaut mich an. "Du hast dabei geholfen, jemanden unfreiwillig unter Drogen zu setzen?" Fragt er mit einem vorwurfsvollen Ton in der Stimme. Ich nicke stumm. "Aber... Stephan, so hieß der junge Mann... er hat geschrien und Juri angefleht es nicht zu tun. Er wollte... dieses Teufelszeug nicht. Als ich gesehen habe, wie panisch er wurde, habe ich es nicht mehr ausgehalten und ihn los gelassen. Danach hat Stephan Juri und Dirk dann zusammen geschlagen." Erzähle ich die Ereignisse des Abends. "Warte! Stephan vom S-Bahnhof?" Fragt Gabriel irritiert. "Ja... Ich glaube so hat ihn Dirk auch genannt." Antworte ich etwas verwirrt und Gabriel grinst. "Das ist ja was... Gab es denn einen Grund, weshalb Juri Stephan unter Drogen setzen wollte?" "Ja... Juri ist wohl eifersüchtig auf Stephan. Er ist extra nach Strausberg zurück gekommen, um wieder mit Franz zusammen zu kommen. Aber Stephan ist ja schon mit Franz zusammen und macht ihn sehr glücklich! Als Juri dann von Dirk erfahren hat, dass Stephan... sein Geld mit Prostitution verdient hat, ist er beinahe ausgerastet!" Erzähle ich. "Verdient hat?" Fragt Gabriel mit Nachdruck. "Ja. Er soll wohl schon eine Weile keine Geschäfte mehr machen und dann ist da ja das Gerücht, dass er jetzt mit diesem Franz eine Beziehung hat..." Ich hole kurz etwas Luft und erzähle dann weiter. "Juri gefällt das halt nicht. Er hat sich schließlich Hoffnungen gemacht... Er ist dann auch durch die Gegend gezogen und wollte alle fragen, ob sie nicht mit machen wollen, Stephan fertig zu machen. Aber die meisten Leute, die auch schon mit Stephan... Geschäfte gemacht haben, waren dagegen gewesen und haben sich für Stephan und Franz gefreut. Nur Dirk war einverstanden und hat mich dann auch direkt mit eingeplant." Gabriel überlegt eine Weile. "Tim? Du scheinst mir ein vernünftiger junger Mann zu sein. Was hat dein Bruder gegen dich in der Hand, dass du dich auf dieses Niveau herunter lässt?" "Unser Vater... ist streng gläubig." Fange ich nach einer Weile an, stocke aber wieder. Wenn ich DAS erzähle, bekommt sie riesigen Ärger! "Und? Das ist doch sicher nicht alles?" Fragt Gabriel sanft nach. Ich schaue ihm nun direkt in die Augen. "Sie dürfen dagegen aber nichts unternehmen! Ich... Ich will nicht, dass Schluss ist!" Er schaut mich fragend an, nickt dann aber. "Ich... Ich bin gerade in einer Beziehung... mit... meiner Lehrerin..." Er reißt die Augen auf und schaut mich nun verblüfft an. "Dirk hat das raus bekommen und erpresst mich jetzt damit. Wenn ich nicht mache, was er will, wird er Vater davon erzählen. Aber... Ich habe ihr versprochen niemals jemandem von unserer Beziehung zu erzählen! Weil wir ja beide wissen, dass es eigentlich verboten ist. Aber... wir lieben uns! Das tun wir wirklich!" Sage ich mit fester Stimme. Gabriel zieht eine Augenbraue hoch und schaut mich fragend an. "Wenn Vater davon erfährt... wird er..." Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Ich habe doch sonst niemanden... Ich bin gerade mal 15! Ich habe doch nur meinen Vater! Meine Mutter ist gestorben, als ich geboren wurde und zu Dirk will ich nicht! Dann würde alles nur noch schlimmer werden... Ich kann erstmal nichts weiter tun, als darauf zu warten erwachsen zu werden und dann aus zu ziehen." Es ist eine Weile ziemlich ruhig. Wir schweigen uns nur an. Dann klopft es an der Tür und eine Frau kommt herein. "Gabriel? Du hast Besuch." "Okay, ich komme gleich." Antwortet er und schaut wieder zu mir. "Es macht dir doch hoffentlich nichts, dass mein Kollege weiter macht? Das mit deiner Freundin musst du ihm natürlich nicht nochmal erzählen." Zwinkert er mir dann zu und ich atme erleichtert auf.

Zuvor
---Stephan POV---

Ich quäle mich aus dem Bett und laufe antriebslos zum Bad. Die letzten beiden Nächte habe ich kaum geschlafen und fühle mich auch total matt. Ich spritze mir einen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht und betrachte mich danach im Spiegel. Irgendwie sehe ich müde aus... Ich seufze kurz und lasse meinen Blick auf die Beuge meines linken Armes wandern. Ein kleiner blauer Fleck hat sich um die Einstich Stelle gebildet, die die Nadel von Juris Spritze hinter lassen hat. Er hat es tatsächlich geschafft! Er hat mir die Nadel in den Arm geschoben! Er hat mich unter Drogen gesetzt! Ist das der Grund, weshalb ich so ausgerastet bin und Juri und Dirk fast tot geprügelt habe? Ich kann es einfach nicht fassen... Bin ich jetzt Drogenabhängig? Werde ich jetzt auch so werden, wie Thomas damals? Von den Erinnerungen an sein verzerrtes Gesicht übermannt, sacke ich in mir zusammen. Ich will nicht so werden! Ich will nicht! Aber... wie finde ich heraus, ob ich wirklich Drogen im Körper habe? Und vor allem jetzt? Dann kommt mir plötzlich ein Gedanke; Gabriel! Natürlich! Er hat doch letztens auch einen Drogen Test bei mir gemacht! Er müsste also auf dem Revier alles dafür haben! Mit neuer Hoffnung mache ich mich fertig. Dabei achte ich darauf, Franz nicht wach zu machen. Er hat die ganze Zeit immer auf mich aufgepasst und mich getröstet, wenn ich nachts schreiend aufgewacht bin. Ich lege ihm noch einen Zettel hin, dass ich spazieren gehe und mache mich dann auf zum Polizei Revier.

Am Empfang steht eine junge Frau und bearbeitet gerade ein paar Papiere. Ich stelle mich vor sie und sie schaut auch sofort auf. "Schönen guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?" Fragt sie freundlich. "Ich möchte gerne zu Gabriel. Ist er da?" Frage ich höflich und sie nickt. Nach einer Weile kommt sie mit ihm zusammen zurück. "Stephan. Was für eine Freude, dich wieder zu sehen." Begrüßt er mich und umarmt mich kurz. "Gabriel! Ich muss etwas wichtiges mit dir besprechen! Hast du Zeit?" "Ja, natürlich. Komm, wir gehen in mein Büro." Sagt er und ich folge ihm. Als wir dort ankommen bietet er mir etwas zu trinken an aber lehne dankend ab. "Also dann. Was wolltest du denn besprechen?" Fragt Gabriel dann. Ich ziehe direkt meinen Ärmel hoch und zeige ihm die Stelle. Er kommt auf mich zu und greift vorsichtig meinen Arm. "Ich bin mit jemandem aneinander geraten und er wollte mir Drogen einflößen. Ich konnte mich eigentlich befreien, aber er hat mir wohl doch etwas rein gespritzt." Erzähle ich bedrückt. "Hm... Fühlst du dich denn komisch, seit dem Vorfall?" Fragt er dann nachdenklich. Ich nicke stumm. "Dann werde ich gleich einen Drogen Test veranlassen. Dann wissen wir, ob er dir wirklich etwas eingeflößt hat." "Ja, bitte! Genau darum bin ich auch zu dir gekommen. Weil ich mich daran erinnert habe, dass es letztens ja auch schön schnell ging." Lächele ich dann. Es dauert auch nicht lange und mir wird Blut abgenommen. Nach kurzer Zeit kommt Gabriel mit dem Ergebnis zurück. "Und?" Frage ich erwartungsvoll. "Nun, Stephan... Drogen Rückstände haben wir nicht in deinem Blut gefunden..." Sagt er und ich seufze erleichtert. "Aber..." "Aber was? Sag mir, was los ist!" Wieder steigt Panik in mir hoch. Was ist denn los? "Stephan... deine Blutwerte sind etwas ungewöhnlich. Bei diesen Werten..." Er stoppt und mein Herz fängt an zu rasen. "Gabriel! Bitte, sag mir was los ist?" Er seufzt und schaut mich dann besorgt an. "Bei diesen Werten... Es kann sein, dass die Nadel nicht steril gewesen ist..." Ich habe ganz plötzlich das Gefühl, als ob ich brechen müsste... "Nach den Werten zu urteilen... könnte es sein... dass du dich mit Aids infiziert hast..." Mir wird schlecht! Kälte breitet sich in meinem Körper aus und ich verliere sämtliches Gefühl. Aids?! Das darf nicht sein! Das darf nicht sein!! Ich habe doch... gestern wieder mit Franz geschlafen! Wenn ich Aids habe, habe ich ihn jetzt angesteckt! Bei dem Gedanken daran, dass ich Franz unabsichtlich mit einer gefährlichen Krankheit angesteckt habe, wird mir schwindelig und ich verliere kurz danach das Bewusstsein...

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt