Ich bin gerade auf gestanden und mache Frühstück für Franz und meine Wenigkeit. Gwendolyn sitzt auch schon an ihrem Napf und isst. Nachdem ich die Brötchen in den Ofen getan habe geht es ins Bad zum Duschen und anziehen. Als ich dann wieder raus komme klingelt die Eieruhr und die Brötchen sind fertig. Ich habe den Tisch schon frei gemacht und gedeckt, weil es so viel bequemer ist zu essen. Mit einem Tablett bringe ich den Rest in die Stube und stelle alles auf dem Tisch ab. Dann gehe ich zu Franz, küsse ihn auf die Wange und hauche in sein Ohr; "Guten Morgen, Franz." Er grinst und öffnet die Augen. "Guten Morgen, Stephan." Erwidert er und gibt mir einen Kuss auf die Lippen. Er geht auch noch schnell ins Bad, während ich die Brötchen aufschneide. Dann kommt er wieder, setzt sich auf seinen Stuhl und wir essen zusammen unser Frühstück.
"Ich gehe dann ein bisschen spazieren, ja." Rufe ich vom Flur in die Stube zu Franz. "Ja, ist gut. Lass dich nicht weg fangen." Antwortet er. "Ich bringe auch nachher noch was zum essen mit." "Nun hau schon endlich ab!" Ruft Franz lachend und ich öffne kichernd die Tür. Wir sind mit Mittagessen fertig und Franz legt sich hin, weil er müde von der Woche ist. Sie sind gerade voll mit Vorbereitungen für die Prüfung beschäftigt, was wohl für alle ziemlich stressig ist. Ich möchte mich aber heute lieber etwas bewegen und gehe deshalb spazieren. So störe ich Franz beim schlafen auch nicht. Auf dem Weg nach unten läuft mir auch der Nachbar von unter uns über den Weg. "Hallo, Stephan. Wie geht's euch beiden so?" Fragt er freundlich. "Danke, gut. Franz macht gleich ein Mittagsschläfchen und ich werde jetzt etwas spazieren gehen." Antworte ich ihm ebenfalls freundlich. Er ist ein älterer Herr mit schon grauen Haaren, die auch schon etwas dünn geworden sind. Er weiß wohl, dass Franz Homosexuell ist, hat aber trotzdem nichts dagegen und behandelt uns auch immer freundlich. Er müsste das gleiche Alter wie mein Vater haben, weshalb ich mich am Anfang echt gewundert habe, dass er so locker damit umgeht. "Ah ja. Bewegung an der frischen Luft tut nach dem essen immer gut. Wieso geht Franz denn nicht mit?" Fragt er dann. "Er hat die nächsten Wochen Prüfungsvorbereitung. Diese Woche war wohl ganz schön viel Stress bei ihm auf Arbeit. Deshalb wollte er sich noch ein bisschen ausruhen. Und ich gehe halt spazieren, damit ich ihn nicht störe." "Verstehe. Franz ist sicher glücklich, einen Freund zu haben, der so um sein Wohlbefinden besorgt ist." Sagt der Nachbar dann lächelnd und verabschiedet sich. Ich gehe dann auch raus und laufe erstmal zum Bahnhof. Mein Atem ist als Wolke sichtbar und die kalte Luft weht mir ins Gesicht. Es ist um einiges kühler geworden die letzte Zeit und man muss sich tatsächlich eine dicke Jacke anziehen, um nicht zu frieren. Ich habe mir auch einen Schal von Franz geliehen, damit mein Hals immer schön warm ist. Mein Hals ist nämlich sehr Kälte empfindlich und ich bekomme dann schnell eine Angina. Das ist immer total unangenehm und tut sau weh! Ich setze mich auf eine Bank, stehe aber gleich wieder auf, weil die eiskalt ist und muss mich erstmal schütteln. Ich schaue in den Himmel und überlege. Jetzt haben wir schon November. Bald ist Weihnachten und dann Silvester. Dann ist es ein halbes Jahr her, dass ich mich vor allen geoutet habe und von zu Hause raus geschmissen wurde. Jetzt macht es mir aber nichts mehr aus, daran zu denken oder darüber zu reden. Es ist halt so, wie es ist und daran kann man jetzt nichts mehr ändern. "Hallo! Ähm... Stephan?" Ruft eine Stimme nach mir und ich schaue mich um. Ein Stück weiter weg sehe ich dann Mike, der auf mich zu kommt. Diese großen Kulleraugen vergisst man nicht so schnell! "Hallo, Mike. Wie geht's denn so?" Lächele ich ihm entgegen und er lächelt zurück. "Ja, danke. Mir geht es gut. Was... was machst du hier?" Fragt er dann wieder verlegen. "Ich bin ein bisschen spazieren. Und wo willst du hin?" "Ich bin wieder auf dem Weg nach Hause." "Bringt dich Dumme gar nicht? Bist du den ganzen Weg jetzt gelaufen oder mit dem Bus hier her gefahren?" Frage ich nachdenklich. "Also... Ich bin mit dem Bus gefahren. Dumme hat mich auch bis hier her gebracht, musste dann aber zu seinem Bruder." Antwortet Mike verlegen, lächelt aber. "Ach so." Gebe ich nur knapp als Antwort. Worüber könnte ich mich noch mit ihm unterhalten? Er scheint echt nett zu sein. Vielleicht können wir ja irgendwie Freunde werden, wenn er mich auch leiden kann. "Ehm... Stephan? Darf... darf ich dich was fragen?" Unterbricht Mike dann das Schweigen. "Ja klar. Was los?" "Eh... A-also... in... in welcher Beziehung... stehst du eigentlich zu Dumme?" Fragt er dann stotternd und ich mache große Augen. In welcher Beziehung ich zu Dumme stehe? Wieso will er das denn wissen? "Also... Dumme und ich sind Freunde." Sage ich dann irritiert. "U-und mehr nicht?" Fragt Mike fast fordernd. "Nein... mehr nicht." "Und wieso... wolltest du ihm dann zum Geburtstag Abendessen kochen?" Fragt er jetzt traurig. Wow! Also wenn das mal keine Stimmungsschwankungen sind! "Nun, weißt du... mein Freund hatte letzten Monat Geburtstag und-" "Du hast einen Freund?!" Unterbricht Mike mich dann und schaut mich erwartungsvoll an. "Äh... Ja... Er ist ein Freund von Dumme... so haben wir uns auch kennen gelernt." Lächele ich dann. Plötzlich drückt Mike mich an sich und ruft begeistert; "Das ist ja toll! Ich habe mir schon sorgen gemacht!" Ich bin von der Situation völlig überrascht und kann mich gar nicht bewegen. Dann lässt Mike mich wieder los und lächelt über beide Ohren. "Ich habe schon sonst was gedacht, als du gestern vor mir standest, mit deiner Tüte in der Hand. Aber ihr seid ja nur Freunde! Dann ist ja gut." Er scheint ziemlich erleichtert darüber zu sein, oder bilde ich mir das ein? Aber warte mal! Wenn er sich so darüber freut, dass zwischen Dumme und mir nicht mehr ist als Freundschaft, bedeutet das ja... "Mike? Bist du etwa... in Dumme verliebt?" Frage ich vorsichtig. Mike schaut mich kurz verblüfft an, lächelt dann aber verlegen. "Also... ehrlich gesagt..." druckst er rum, dann wird er total rot im Gesicht und grinst. "Ja! Ich... Ich habe mich in Dumme verliebt!" Ich muss grinsen und stoße ein Quitschen heraus, was Mike etwas zusammen zucken lässt. Dann nehme ich seine Hände und grinse ihn breit an. "Das ist ja richtig süß! Jetzt verstehe ich auch, wieso Franz immer so Grinsen muss, wenn ich rot werde! Das sieht wirklich süß aus!" Mike macht große Augen und schaut mich verblüfft an. Dann muss er aber auch grinsen und nach einer Weile lachen wir zusammen. Mike ist in Dumme verliebt! Das muss ich nachher unbedingt Franz erzählen! "Du, Stephan? Hast du etwas Zeit?" Fragt er mich dann und ich nicke. Sein Grinsen wird noch breiter und er harkt sich dann in meinen Arm. "Dann lass uns kurz einen Kaffee trinken gehen! Ich möchte unbedingt alles über Dumme wissen, was du auch weist!" Mit diesen Worten zieht er mich dann ruckartig zum Bäcker hier am Bahnhof. Wir suchen uns einen freien Tisch und Mike bestellt uns zwei Kaffee und je ein Stück Kuchen. Er hat plötzlich sämtliche Schüchternheit verloren und löchert mich quasi mit fragen über Dumme. Ich erzähle ihm dann soweit alles was ich über Dumme weis. Ist zwar nicht wirklich viel, wie ich leider feststellen muss, aber es scheint ihm zu reichen. Nach einer Weile kommen wir dann auf meine 'Beziehung' mit Franz zu sprechen. Auch hier löchert er mich regelrecht mit Fragen; wie wir uns kennen gelernt haben, wie unser erstes mal war, wie lange wir zusammen sind und vieles mehr. Als ich ihm dann davon erzähle, dass Franz seine Drogen für mich in der Toilette runter gespült hat, macht er große Augen. "Er hat seine Drogen aufgegeben, weil du so etwas nicht leiden kannst? Wow! Also, das ist doch mal ein Liebesbeweis, der seines gleichen sucht!" Sagt Mike dann freudig lächelnd. Ich schiebe mir gerade ein Stück Kuchen in den Mund und stocke bei dieser Aussage. Liebesbeweis? Ich kaue schnell auf und schlucke dann. "J-ja... Ich fand es auch total toll, als er das gemacht hat." Sage ich dann und werde rot. Naja, gefreut habe ich mich wirklich sehr darüber... Aber... ein Liebesbeweis? Mike lacht etwas. "Das kann ich mir vorstellen. Ihr beiden scheint echt eine tolle Beziehung zu führen. Man hört richtig heraus, wie sehr du ihn liebst! Und wenn er so etwas für dich macht, liebt er dich garantiert genau so sehr!" Mein Herz beginnt plötzlich schneller zu schlagen und ich merke, dass ich noch roter werde. "D-danke..." Oje... da hab ich ja jetzt was angerichtet! Mike kichert. "Bist du etwa verlegen? Hätte ich dir jetzt nicht zu getraut. Du scheinst recht selbstbewusst und von deiner Meinung überzeugt zu sein. Aber schön zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, der hin und wieder verlegen ist." Was? Selbstbewusst? Ich?! Das ist ja mal was ganz neues! Ich brauch doch immer ewig, bis ich mich was traue! Obwohl... in den letzten Monaten bin ich wirklich ganz schön selbstbewusst geworden. Ich lächle Mike an und esse meinen Kuchen auf. "So, jetzt muss ich aber wirklich nach hause. Wir haben echt lange gequetscht, Stephan. Es ist bereits 18 Uhr geworden!" "Was?! Das ist jetzt nicht wahr, oder? Schon so spät?" Frage ich ungläubig und schaue auf mein Handy. Tatsächlich! Es ist bereits 18 Uhr! Jetzt muss ich mich aber beeilen! Ich hole noch schnell etwas Kuchen für Franz und verabschiede mich dann von Mike. Wir tauschen noch schnell Handynummern und dann flitze ich zu Franz. Als ich die Tür wieder schließe, ziehe ich meine Sachen aus und rufe in die Stube. "Hallo, Franz. Bin wieder da! Sorry, dass es so spät geworden ist. Ich habe Mike ge-" Ich stocke, als ich in die Stube gehen will. Franz sitzt mit gesenktem Kopf auf der Couch und hält sein Handy in der Hand. Gwendolyn sitzt bei ihm und schaut ihn besorgt an. "Franz?" Murmle ich und gehe zu ihm. Er reagiert nicht auf mich... Aus dem Handy höre ich eine monotone Frauenstimme. Ich nehme ihm vorsichtig das Handy aus der Hand und schaue auf den Display.
Jonas Handy
Ich schlucke. Seit dem Vorfall hat Franz immer wieder versucht, ihn an zu rufen. Es hat zuerst immer nur geklingelt, ohne eine Reaktion. Dann kam immer die gleiche Stimme vom Band; der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar, wird aber per SMS über ihren Anruf informiert. Sagte die Stimme immer wieder. Ich halte mir das Handy ans Ohr, um mir wieder diese Stimme anhören zu müssen. Aber was ich höre, ist diesmal nicht der gewohnte Satz, sondern ein völlig anderer, der mir einen Stich durch das Herz jagt;
Düdüdü
Die gewünschte Nummer ist nicht vergeben!Düdüdü
Die gewünschte Nummer ist nicht vergeben!Düdüdü
Die gewünschte Nummer ist nicht vergeben!NEIN! NEIN!! Das ist nicht wahr! Das hat sie nicht wirklich getan, oder?! Sie hat Jonas Nummer löschen lassen! Wie kann sie nur?! Wieso?! Bedeutet das etwa, dass Jonas...? Nein! Das darf nicht sein! Er darf nicht...! Ich schaue verzweifelt zu Franz. Er sitzt regungslos auf der Couch, hat den Kopf gesenkt und die Hände ruhen nun im Schoß. "Franz..." Sage ich betroffen und beende den Anruf. Ich lege sein Handy auf die Couch und knie mich vor ihn. "Franz... hör mal!" Immer noch keine Reaktion. "Franz... es tut mir leid. Ich weiß... wieviel Jonas dir bedeutet. Er ist dein bester Freund und ihr habt eine tolle Zeit zusammen erlebt! Ich kann mir nicht vorstellen, wie verletzt du bist, dass seine Mutter einfach seine Nummer hat löschen lassen und dir damit auf einer ganz neuen Ebene den Kontakt zu ihm verbietet!" Sage ich sanft zu ihm, will ihn nicht noch mehr verletzen. Ich schlucke schwer und traue mich kaum, meinen Gedanken zu ende zu denken. "Franz... es bringt jetzt nichts mehr... Wenn wir... wenn du seine Nummer jetzt nicht mehr hast... meinst du nicht... das es besser wäre..." Ich kann nicht! Dieser Gedanke tut mir weh! Ich würde quasi sagen, dass er Jonas aufgeben soll! Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche die Tränen zurück zu halten. Aber es klappt nicht! Die Tränen rollen meine Wangen runter und wollen nicht mehr aufhören. Aber... so weh es mir auch tut, ich muss es ihm sagen! "Franz... wäre es nicht besser... wenn du seine Nummer löschen würdest?" Langsam hebt er seinen Kopf und schaut mir dann in die Augen. Es liegt kein Gefühl in ihnen. Sie sind glasig und ausdruckslos. So sieht er danach immer aus! So verletzt! Völlig verloren! "Ich weiß... das es hart klingt. Und auch... das ich gerade... etwas unmögliches von dir verlange! Aber, Franz! Ich kann... Ich will dich nicht so sehen müssen! Es tut dir nur weh! Es tut dir weh, weiter zu machen. Wenn... wenn seine Nummer nicht mehr gültig ist... und wir keine andere haben... Du wirst... ihn nicht mehr erreichen können... Bitte, Franz. Lass es gut sein..." Ich versuche die Worte klar heraus zu bringen, aber es ist schwierig. Meine Stimme zittert. Das Weinen strengt an und kratzt an meinen Stimmbändern. Franz sagt nichts, schaut mich einfach nur an. Eine ganze Weile sitzen wir schweigend da. Es fühlt sich wie eine quälende Ewigkeit an. Dann nimmt er meine Hand und greift mit der anderen nach seinem Handy. Er tippt darauf herum und hält dann inne. "Stephan..." Sagt er dann endlich und seine Stimme klingt ruhig. "Ich... habe schon versucht... aber ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nicht allein..." Er schaut mich nun an. Direkt in die Augen. "Kannst du mir helfen?" Fragt er dann und drückt meine Hand etwas fester. Ich nicke nur stumm und setze mich neben ihn. Er hält mir sein Handy hin und ich sehe auf den Display.
Kontakt löschen?
Jonas HandyIch schaue zu Franz. Mit einem nicken frage ich, ob es okay ist. Er nickt zurück.
Kontakt löschen?
Jonas HandyKontakt löschen.
Wirklich löschen?
Ja
Kontakt gelöscht!
Wir starren auf den Display des Handys und zittern beide etwas. Es ist nicht kalt hier. Die Wohnung hat angenehme 22°C. Uns ist auf eine andere Weise kalt! Wir haben gerade einen Freund aus unserem Leben gelöscht! Einen Freund, der uns beiden viel bedeutet hat! Jonas... Bitte verzeih mir! Es ist besser für Franz, sich nun keine Hoffnung mehr zu machen... es macht ihn nur kaputt, dir noch länger hinter her zu trauern. Ich will ihn aber nicht mehr so sehen müssen! Das verstehst du doch, oder? Du wirst deshalb nicht sauer auf mich sein! Du hättest an meiner Stelle das gleiche getan, oder?
Jonas... Leb wohl...
Franz legt seinen Kopf auf meine Schulter und ich streichele ihm über das Haar. "Stephan?" "Ja Franz?"
"Ich hab dich lieb..."
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Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)
Romance"Stephan ist der wichtigste Mensch für mich! Wir sind mehr als gute Freunde! Wir sind wie Brüder!" Mit diesen Worten leitete Christian, ohne es zu ahnen, das Ende unserer gemeinsamen Zeit ein. Meine Gefühle für ihn wurden immer unerträglicher und am...