Zu Hause

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Bis zu mir nach Hause dauert es noch eine Weile. Normalerweise fahre ich immer mit Christian und den anderen zusammen mit dem Bus zur Schule. Heute habe ich aber extra 'verschlafen' deshalb bin ich mit dem Fahrrad zur Schule. Da ich in einem Dorf auf dem Land groß geworden bin, gibt es bei uns keine Verkehrsmittel außer dem Schulbus. Der fährt aber nur zweimal am Tag durch unser Dorf; früh morgens, um die Kinder zur Schule zu bringen und nachmittags, um sie wieder nach Hause zu fahren. Ansonsten kommt man nur mit dem Fahrrad oder einem Auto irgendwo hin, oder aber zu Fuß. Dann muss man aber mitunter ganz schön weit laufen.

Nach dreißig Minuten bin ich dann endlich zu Hause und stelle das Fahrrad an die Wand unseres Hauses. Meine ganze Kindheit habe ich hier verbracht. Mit meinen zwei großen Schwestern und Christian gespielt oder gestritten, Vater und Mutter bei der Arbeit geholfen. Unser Haus hat ein riesiges Grundstück. Vorne ist der große Garten mit Mutters geliebtem Rosenbeet. Daneben eine Wiesenfläche auf der der Birnenbaum steht. Direkt dahinter der seltsam gewachsene Apfelbaum. Zwei große Äste ragen vom Ende des Stammes in unterschiedlichen Höhen nach außen. Diese Äste benutzen wir immer als 'Pferde' weil man sich darauf setzen kann. Weiter hinten gibt es zwei Kirschbäume; eine Süßkirsche und eine Sauerkirsche. Daneben ist die kleine Garage für unser Auto mit dem Stall, in dem die Fahrräder, Gartengeräte und die Buchten der Kaninchen drin sind. Früher hatten wir auch mal Schweine, aber heute nicht mehr. Warum weiß ich nicht. Hinter der Garage ist dann das Gehege für die Hühner. Wir haben jede Menge Hühner und einen Hahn. Ein richtiges Biest ist der! Ich kann mich erinnern, als ich noch kleiner war, dass dieser dämliche Hahn mich mal quer durch das Dorf gejagt hat. Und das nur, weil ich zu dicht an seine Hühner gegangen bin! Ich hatte riesige Angst vor dem Hahn und das habe ich heute immer noch. Nur ist er etwas in die Jahre gekommen und kann nicht mehr so schnell rennen wie früher. Wenn man dann am Hühnerstall vorbei geht gelangt man auf die Felder. Dort bauen wir ein paar Lebensmittel an. Erbsen, Kartoffeln, Karotten, Tomaten, Gurken und noch einiges mehr. Typisches Landleben halt. Die nächsten Dörfer sind, wie schon gesagt, eine ganze Weile weg von hier. Jeweils 5 KM in alle Richtungen. Hier gibt es so gut wie gar nichts! Nur weite Wiesen und Felder. Und Bäume. Vereinzelt auch mal ein kleines Wäldchen. Ich seufze tief und krame meinen Schlüssel aus der Tasche. Als ich ins Haus gehe, steigt mir sofort der Duft von Mutters frisch gebackenem Kuchen in die Nase. Sie ist also wieder in der Küche. Ich ziehe mir schnell die Jacke aus und schleiche mich nach oben in mein Zimmer. Meine Tasche habe ich bereits gepackt und soweit alles wichtige ein gesteckt. Muss nur noch unauffällig die Körper Pflege aus dem Bad holen, dann ist alles fertig. Ja, ich habe diesen Tag wirklich genau durch geplant. Ich schaue auf meine Uhr. 15 Uhr ist es. Genug Zeit habe ich noch. Trotzdem muss ich mich beeilen, denn der Zug wird nicht auf mich warten und wenn ich ihn verpasse, muss ich eine Stunde auf den nächsten warten. Ich nehme also meine Reisetasche mit runter und stelle sie erst mal auf der Treppe ab. Vater ist nicht in der Stube und draußen war er auch nicht gewesen. Dann wird er auf der Toilette sein und das bedeutet, dass ich leise auf meine Chance warten muss.

Street Boy; Der Preis für meine Dienste beträgt.... (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt