Ich war nervös. Ziemlich nervös. So nervös, dass ich seit mehreren Stunden wach im Bett lag und einfach nur an die Decke starrte. Wieder und wieder fuhr ich mir mit meinen Händen durch meine zerzausten Haare, ließ sie auf meinem glühenden Gesicht liegen oder strich das samtene Bettlaken entlang. Meine Gedanken kreisten unentwegt und ausschließlich um den bevorstehenden Morgen. Unsicherheit, gemischt mit einem Gefühl von Neugier und Vorfreude, machten sich in meinem flauen Magen breit. Heiß und innig sehnte ich die nächsten Stunden herbei, konnte es kaum abwarten loszulegen.
Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass ich noch knapp vier Stunden hatte, bevor ich das gemütliche Bett verlassen musste. So einladend seine Wärme auch war, so sehr zog es mich dennoch hinaus. Gefangen zwischen Gehen und Bleiben, glitt ich ein weiteres Mal seufzend mit meinen schmalen Fingern mein seit gestern glatt rasiertes Kinn entlang, hinweg über meine zitternden Lippen, meine kribbelnde Nase und meine übermüdeten Augen. Unruhig, aber mit festem Griff, legte ich sie in meinen widerspenstigen, kurz geschnittenen Haaren ab und hielt unbewusst den Atem an. Nur für einen klitzekleinen Moment erlaubte ich es meinen erschöpften Lidern sich zu schließen, was jedoch mal wieder zur Folge hatte, dass mein Ziel vor meinem inneren Auge aufblitzte.
Hinter der pechschwarzen Dunkelheit meiner geschlossenen Lider starrten mich vertraute grell leuchtende, goldene Augen an. Katzenaugen, die heller funkelten als die Sterne am Firmament. So eindringlich und faszinierend, sie nahmen mich ein und ließen mich nicht mehr los. Wie ein Magnet wurde ich automatisch von ihnen angezogen und je näher ich ihnen kam, desto mehr von der Gestalt, die diese Augen umgab, nahm ich wahr.
Noch bevor sich ein Gesicht formte, tauchten rabenschwarze Haare auf, welche an den Spitzen leicht rötlich gefärbt und präzise mit Haargel nach oben gestylt waren. Dazu erkannte ich einen perfekt getrimmten Undercut an den Seiten, der das Gesamtbild magisch abrundete. Ich stellte mir augenblicklich vor, wie es wohl wäre meine Finger darüber fahren zu lassen. Waren sie weich? Hart? Vielleicht flauschig zart? Oder eher eklig glitschig, wegen des Gels? Brannten die Spitzen wie das Feuer in den Augen, deren Faszination einem einfach nicht mehr wegsehen ließ? Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, war aber sowas von gewillt es schnellstmöglich herauszufinden.
So rückte ich der unbekannten Gestalt gedanklich wieder etwas näher, deren graziler Körperbau sich nun so langsam vor mir aufbaute und deren einzigartige Kleidung im Gegensatz zu allem stand, was ich bisher gesehen hatte. Geschweige denn selbst trug. Die schiere Wucht der auffallend lebhaften Farbkombination, im Zusammenspiel mit alldem funkelnden Glitzer, überwältigte mich seit der ersten Sekunde. Immer noch den Atem anhaltend, staunte ich unentwegt über das Bild, welches sich mir hier darbot. Seltsam vertraut, dennoch fremd.
«Liebling?», hörte ich plötzlich eine zarte und vom Morgen rau belegte Stimme neben mir, die mich direkt aus meinen Gedanken riss. Eine kühle Hand legte sich auf meine erhitzte Brust und ich zuckte aufgrund des Kontrasts unweigerlich zusammen.
«Shubs? Du bist also wach?», stellte ich nüchtern und gleichzeitig beunruhigt fest. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, wo mich meine Verlobte besorgt anblickte. In ihren fürsorglichen, dunklen Augen konnte ich mich immer wieder aufs Neue verlieren. Selbst zu dieser Uhrzeit sah sie einfach traumhaft schön aus. Zärtlich streifte ich ihre Wange mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand. Sie wirkte wie immer weich und zerbrechlich, doch ich wusste welch lodernde Kraft tatsächlich in ihr steckte. Meist gab sie mir mehr Halt, als ich ihr geben konnte. Ohne diese Frau war ich ein in so vielerlei Hinsicht hoffnungslos verlorener Fall.
«Als ob ich schlafen könnte, wenn du dich so nervös im Bett hin und her wälzt», entgegnete sie gähnend und streckte alle Viere von sich. Die flauschige Bettdecke rutschte dabei ein Stück ihren Oberkörper hinab und bot mir dadurch eine herrliche Aussicht auf ihr freigelegtes Dekolleté. Vielleicht starrte ich sie ein wenig zulange an, denn erst als sie anfing wie verrückt zu kichern, konnte ich mich von ihren verführerischen Kurven lösen und ihr wieder in die Augen sehen. Diese betörten mich jedoch nicht weniger.
DU LIEST GERADE
Mein neuer Anfang
FanfictionHarry konnte sich eigentlich absolut nicht beschweren. Als erwachsener Mann stand er genau da, wo er immer sein wollte. Mit einer Traumfrau an seiner Seite und einem Job, die er beide über alles liebte. Doch obwohl er sich dank seines tänzerischen T...