19 - Matt

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«Oh, entschuldige! Ihr kennt euch ja noch gar nicht», riss ich mich aus Esthers Umarmung und drehte sie zur Seite. «Harry, das ist meine Freundin Esther und das daneben meine Schwester Alexandra. Ihr beiden Hübschen, das hier ist mein zukünftiger Ehemann, Harry. Seid lieb und nett zu ihm, verstanden?»

Ich blickte schmunzelnd zwischen den beiden Frauen hin und her und erhielt sofort ein Nicken als Bestätigung. Die drei reichten sich jeweils die Hände und stellten sich nochmals einander vor. Harry schien sich dabei jedoch nicht besonders wohl zu fühlen. Vermutlich erinnerte es ihn an seine eigene Freundin und ich Idiot verschlimmerte alles nur noch. Nicht dass ich mit einem spontanen Besuch der beiden gerechnet hatte, als ich ihnen mitteilte, wo wir heute Abend sein würden.

Ich flüsterte Harry ein leises «Sorry» zu, als sich meine Schwester auch schon neben Isaiah und meine Freundin neben Dominic setzten. Harry schüttelte nur den Kopf und nahm ebenfalls wieder in seiner Reihe Platz. Es tat mir echt wahnsinnig leid für ihn, ich musste mir definitiv was ausdenken, um ihn wieder ein wenig aufzumuntern. Vielleicht würde ihn ein bisschen Alkohol auflockern.

«So», verkündete ich mit erhobener Stimme, «weil das mit dem Champagner bestellen ja so gut geklappt hat, mach ich direkt weiter. Eine Runde Schnaps für alle. Jemand dabei der aussetzen will?»

«Bestell gleich zwei Runden, die andere geht auf mich», grölte Dom und zwinkerte mir verräterisch grinsend zu, als er einen Arm um Esther legte.

«Aber keinen ekligen Kräuterschnaps, bitte. Von dem Zeugs hab ich eindeutig genug! Wenns nach mir geht, dann lieber was fruchtiges», äußerte sich meine Schwester und verzog dabei angewidert das Gesicht.

«Nach deiner Meinung hat nur niemand gefragt», rollte ich genervt die Augen und fühlte mich dabei glatt in unsere Kindheit versetzt, in der sie auch immer bestimmen wollte, was wir spielten oder was es zu Essen geben sollte. Allerdings nun mit dem Unterschied, dass ich heutzutage ganz sicher nicht so schnell aufgab, wie damals als Kind.

Ich stützte mich mit meinen Unterarmen auf dem Tisch ab und lehnte mich gefährlich nahe an Harry heran. Lächelnd sah ich ihm ins Gesicht und hoffte eine positive Reaktion zu erhalten, doch sein aufgesetztes Grinsen schmerzte einfach nur in meiner Brust. Ich wollte ihn richtig lachen hören und nicht diese Show mit ansehen müssen, die er gerade abzog. Auch wenn ich verstehen konnte, warum er das tat.

«Wenn ich jemanden nach seinem Geschmack frage, dann den Mann den wir heute feiern. Also was magst du gerne haben, Harry?»

Er hob den Kopf und sah mich dabei leicht verwirrt an. Es schien, als ob er etwas sagen wollte, aber es dann doch sein ließ. Irgendwie konnte ich mir fast denken was es war, doch den Wunsch konnte ich ihm leider nicht erfüllen.

«Überrasch' mich», murmelte er etwas unverständlich, doch ich hatte ihn trotzdem verstanden.

«Okay!» Ich nickte ihm zu und stellte mich anschließend wieder ordentlich hin. Für einen kurzen Moment legte ich ihm ermutigend die Hand auf die Schulter und drückte ganz leicht zu, um ihm zu signalisieren, dass ich für ihn da war. Allerdings ging das wohl vollkommen an ihm vorbei. Harry reagierte in keinster Weise, sondern starrte einfach stur gerade aus auf sein halbleeres Bierglas.

Nachdem ich ihn losließ, machte ich mich schnurstracks auf den Weg zur Bar, wo ich erstmal auf den Mann hinter dem Tresen warten musste. Dieser war gerade dabei mehrere scheußlich süße Cocktails zuzubereiten, von denen man allein beim Hingucken schon Karies bekam. Den übermäßigen Zuckergehalt konnte ich selbst bei zwei Meter Abstand problemlos riechen. Sowas war ja genau nach Esthers Geschmack. Mich hingegen konnte man mit damit jagen.

Plötzlich streifte eine Hand meinen Rücken und der Platz neben mir wurde von dem jungen Typen besetzt, der Em vorhin die Rose geschenkt hatte. Er warf mir einen verführerischen Blick zu und grinste unentwegt in meine Richtung, auch wenn ich ihm absolut keinen Anlass dazu gegeben hatte und ja wohl ganz bestimmt auch nicht den Eindruck erweckte, dass ich mich mit ihm unterhalten wollte. Dennoch strahlteer mich förmlich an und klimperte so auffällig mit seinen Augen, wie es klischeehafter nicht hätte sein können.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt