29 - Matt

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«Das ist jetzt nicht dein scheiß Ernst, Matt!», drang eine wütende Stimme an mein Ohr, als ich blinzelnd und völlig verwirrt aus dem Schlaf erwachte.

«Was ist denn los?», murmelte ich mit verschlafener Stimme und rieb mir mit meinen Zeigefinger verwundernd die Augen. Am liebsten hätte ich sie direkt wieder geschlossen und mich nochmal zur Seite gelegt für eine weitere Mütze Schlaf. Meine Freundin schien jedoch irgendein Problem zu haben und das um kurz nach fünf Uhr morgens, wie ich gähnend mit einem Blick auf den Wecker feststellte.

«Ich dachte du hättest das hinter dir gelassen!», keifte sie mich an, warf ihre Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Wütend stand sie auf und schaute verletzt zu mir herab. Ich konnte sehen wie sauer sie auf mich war, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, was in ihr vorging.

«Was meinst du? Ist was passiert?», fragte ich sie ahnungslos und setzte mich langsam auf. Meine Decke fiel von meiner Brust und gab meinen nackten Oberkörper preis. Ein kühler Luftzug ging durchs Zimmer und ließ mich ein wenig frösteln. Aus irgendeinem Grund fehlte meinem Körper plötzlich sämtliche Wärme, so als hätte er kurz zuvor noch so vor Hitze gestrotzt.

«Das fragst du mich jetzt nicht wirklich, oder?», hakte sie mit erhobenen Augenbrauen nach, während sie mich weiter angiftete. Sie war nicht sauer auf mich, sondern allem Anschein nach mordswütend. So hatte ich Esther selten erlebt. Könnten ihre Blicke töten, wäre ich seit einer Minute schon nicht mehr am Leben.

«Was machst du denn da?», ignorierte ich ihre Frage und beobachtete sie beim Anziehen. Sie schlüpfte in ihre hellblauen Röhrenjeans, auf denen seitlich florale Muster aufgenäht waren und zog anschließend mein Schlafshirt aus. Sie pfefferte es mir entgegen, während sie im Kleiderschrank nach weiteren Klamotten suchte.

Ich betrachtete ihren grazilen Rücken und spürte das Verlangen sie in meine Arme zu schließen. Keine Ahnung was mit ihr los war. Irgendwas musste ich aber anscheinend getan haben, um sie so sehr zu verletzen, dass sie sich so früh am Morgen anzog. Panik stieg plötzlich in mir auf, dass sie mich nun doch verlassen wollte.

Instinktiv hechtete ich aus dem Bett und stolperte beinahe über meine eigenen Füße, als ich versuchte zu ihr zu gelangen. Irritiert blickte ich auf den Boden, auf dem fast sämtliche Klamotten lagen, die wir gestern Abend noch getragen hatten. Nach einem romantischen Dinner im exquisiten Restaurant des CN Towers, konnten wir es kaum erwarten in unser Hotel zurückzukommen und übereinander herzufallen. Ich erinnerte mich an jede einzelne Sekunde unseres Abends. Der Sex war fantastisch und intensiv gewesen, so schön wie schon lange nicht mehr. Befriedigt waren wir beide anschließend ganz schnell eingeschlafen. Was sollte seitdem passiert sein, dass sie so reagierte?

«Rede mit mir», flüsterte ich Esther zu und legte meine Hände beschützend auf ihre nackten Schulter. Ich drückte einen Kuss in ihren wuscheligen und leicht zerzausten, dunkelbraunen Schokoladenhaare und presste mich ganz dicht hinter sie. Beruhigend nahm ich ihren Geruch wahr, fühlte mich jedes Mal aufs Neue angezogen von der Kombination aus Orangenblüten gemischt mit dem Duft meines eigenen Shirts. Keiner von uns mochte diese unangenehmen, aufdringlichen Parfüms und Aftershaves von Leuten, die meinten sie müssten sich das Zeugs literweise an den Körper klatschen.

Als ich versuchte meine Arme um meine Freundin zu legen, stieß sich mich plötzlich von sich, was mich einige Zentimeter nach hinten straucheln ließ. Sie schnappte sich ihren weißen Spitzen-BH sowie einen cremefarbenen Pullover und ging schnurstracks ins Badezimmer. Ich wollte ihr hinterher eilen, doch natürlich hatte sie sofort die Tür hinter sich abgeschlossen. Sanft klopfte ich bei ihr an und fragte nochmals nach, was denn mit ihr los war. Statt einer Antwort hörte ich auf einmal nur das Plätschern des Wassers im Waschbecken, was mir deutlich machte, dass sie gerade keine Lust auf Reden hatte.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt