68 - Matt

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Ich kam mir vor wie früher als Kleinkind, wenn wir kurz vor Weihnachten so aufgeregt und angespannt waren, welche Geschenke uns der Weihnachtsmann denn wohl dieses Jahr so brachte. Das Hinfiebern auf den Moment, indem man seine riesigen Päckchen aufmachen durfte und das Strahlen im Gesicht, wenn man etwas in den Händen hielt, was man sich so sehr gewünscht hatte, würde wohl kaum ein Kind vergessen, welches das Glück haben durfte, so etwas zu erleben.

Allerdings waren die Erinnerungen an all diese schönen Kindheitstage kein Vergleich zu dem, was ich gerade jetzt empfand. Diese Art der Vorfreude hatte absolut nichts gleich mit der unschuldigen, kindlichen Euphorie, denn das was mit mir in diesen Minuten gerade geschah, war um Längen besser. Mein Körper produzierte Glückshormone am laufenden Band und überschüttete mich mit einem gefährlichen Cocktail aus Lust und Verlangen, Liebe und Hingabe. Überall kribbelte es und ich konnte es kaum erwarten, bis wir endlich in diesem verflixten Hotelzimmer ankamen.

Am liebsten wäre ich ja schon hier im Fahrtstuhl über Harry hergefallen, doch da das letzte Mal in eben jenem mit einem faden Beigeschmack geendet hatte, beschlossen wir einvernehmlich mit einem stummen Nicken, dass wir uns die paar Sekunden auch noch gedulden konnten. Doch obwohl ich nach außen ziemlich locker und entspannt wirkte, brodelte es in meinem Inneren wie in den tiefsten Winkeln eines gerade eruptierten Vulkans. Meine Gedanken und Sehnsüchte entsprachen dabei der flüssigen Lava, die unentwegt ihren Weg nach außen suchte, um ihr anvisiertes Ziel zu überschütten. Ich stellte mir vor wie meine schmutzigen, eisernen Hände über jede steinharte Erhebung von Harrys anbetungswürdigen Körper glitten und sich ohne Rücksicht auf Verluste genau das nahmen, was sie brauchten.

Schwer atmend erschrak ich mich von dem grässlich grellen Geräusch des Fahrstuhls, als dieser in der richtigen Etage stoppte. Ganz schnell wieder in meinen Gedanken an diesen nackten Körper versunken, folgte ich Harry blindlings. Er zog mich reißerisch hinter sich her und vermittelte mir das Gefühl, als ob auch er es kaum mehr erwarten konnte. Dabei hatte es vor ein paar Minuten noch den Anschein, dass ihn Zweifel und Ängste plagten. Selbst als er unbedingt auf heißen Hotelzimmersex bestand, war ich mir nicht ganz sicher, ob es das Richtige war. Überzeugt hatte mich letztendlich dann lediglich sein lustvoller Blick, aus dem mehr als nur deutlich seine Gier herauszulesen war. Gut, das und womöglich auch die Tatsache, dass er ebenfalls ziemlich erregt war – was er mir doch recht unverblümt mitgeteilt hatte, indem er sein Becken bei unser Umarmung arg provokant nach vorne gepresst hatte.

Noch ein wenig benommen von dem zeitlichen Gedankensprung, bekam ich nur vage mit, wie Harry mich durch die auf einmal offen stehende Tür seines Hotelzimmers schob und diese eilig wieder hinter mir zuschloss. Das Klicken des Drehknaufes war das letzte bewusste Geräusch, welches ich wahrnahm, bevor sich mein hübscher Freund auch schon verlangend in meine Arme warf und seine durch die kühle Nachtluft in Mitleidenschaft gezogenen, leicht rauen Lippen auf meine legte.

Ich seufzte automatisch zufrieden auf und erwiderte den Kuss natürlich sofort. Stürmisch nahm ich ihn in Empfang und bewegte mich im selben Rhythmus, wie er es tat. Unsere Münder verschlangen sich gegenseitig, süchtig nach dem wahnsinnigen Geschmack des aufkommenden Hochs. Wir saugten an unseren Lippen, bissen leicht mit unseren Zähnen an ihnen und tanzten Samba mit unseren Zungen. Es war einfach heiß. Diese Küsse waren heiß. Ein extrem heißes Vorspiel, welches so viel mehr versprach.

Pure Leidenschaft war es die uns plötzlich überfiel und uns so vollkommen im Griff hatte. Wir verfielen ohne irgendwelche Zweifel oder möglichen Berührungsängste in einen Rausch, der unseren Verstand zur Seitenlinie verfrachtete und unserem unstillbaren Verlangen den Vorzug zur Übernahme der Kontrolle gab. Von da an agierten wir nur noch triebgesteuert. Ich sah in Harrys lodernden Augen, dass er mehr als nur bereit war und auch ich selbst konnte mich kaum mehr beherrschen.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt