Die Rückfahrt zum Hotel verlief so ganz anders wie unsere letzte Taxifahrt. Wir redeten ohne Punkt und Komma, ließen uns Tipps von der Fahrerin geben wo man hier etwas ungestörte Zweisamkeit genießen konnte und speicherten dabei gedanklich jedes noch so kleine Fleckchen ab. Auch wenn wir um Geheimhaltung bemüht waren, so war uns beiden von Anfang an klar, dass wir nicht nur am Set Zeit miteinander verbringen wollten. Gerade dort war das Risiko sowieso stark erhöht, dass man uns erwischte und genau deswegen brauchten wir auf jeden Fall Orte, an die wir uns still und klammheimlich zurückziehen konnten.
Matt und ich hatten uns darauf geeinigt, niemanden unserer Kollegen und Freunde einzuweihen. Es sollte bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich unter uns beiden bleiben. Zum einen natürlich, weil wir so die Gefahr minimierten, dass unsere Beziehung doch irgendwie ans Licht kam, zum anderen aber auch, weil wir einfach für uns sein wollten. Wir waren aus der Highschoolphase lange heraus, dass man eine heimliche Beziehung als Belastung ansah, weil sich einer der beiden nicht öffentlich outen wollte. Weder Matt noch mir machte das Probleme und wenn es soweit war, dass die Serie ihr Ende nahm, würden wir ohne zu zögern der Welt zeigen, dass wir uns liebten. Bis es jedoch soweit war, würden wir ein Geheimnis bleiben – was ich offen gestanden irgendwie ziemlich heiß fand.
Die einzigen die zwangsweise von uns erfahren mussten, waren unsere jeweiligen Partnerinnen. Während Matt bereits einen Schlussstrich unter die Beziehung mit Esther gezogen hatte – auch wenn sie es letztendlich gewesen war, die sich von ihm getrennt hatte – stand mir dieser Schritt noch bevor. Allein der Gedanke daran meiner Verlobten das Herz zu brechen, versetzte mir selbst einen Stich in die Brust. Sie zog sich dabei immer enger zusammen und erschwerte mir das Atmen, jedes Mal wenn ich mir vorzustellen versuchte, wie dieses Gespräch ablaufen würde. Denn auch wenn ich mir sicher war, dass ich in den Mann zu meiner Rechten verliebt war, hatten meine Gefühle für Shelby nicht plötzlich aufgehört zu existieren.
Doch von meinen Ängsten und Sorgen wollte ich mir gerade jetzt, wo ich mich sonst so pudelwohl und überglücklich fühlte, nicht die Stimmung verderben lassen. Vielleicht würde ich mich morgen oder übermorgen damit auseinandersetzen, dann wenn ich alleine war und in Ruhe darüber nachdenken konnte. Jetzt aber lauschte ich viel zu gerne der melodischen Stimme meines Liebsten, der fröhlich vor sich hin summte und begeistert einen kleinen Kirchturm betrachtete, vor dem wir aufgrund einer roten Ampel zum Stehen kamen. Ich sah ihm an wie es in seinen Finger juckte, was mich amüsiert lächeln ließ.
«Wenn wir das nächste Mal einen freien Tag haben und wir uns von den anderen loseisen können, packen wir deine Kamera ein und kommen nochmal in diese Gegend zurück. Was hältst du davon?», fragte ich ihn und war doch etwas überrascht wie schnell er sich von der Sicht aus dem Fenster zu mir umdrehte und eifrig nickte. Anscheinend gefiel ihm mein Vorschlag, was mich dazu verleitete mir die Idee im Hinterkopf zu behalten und sobald ich wieder klarere Gedanken fassen konnte, ein entsprechendes Date zu planen. Auch wenn es verdammt schwer werden würde, ein Iglu-Dinner zu toppen. Selbst ein Sex-Shop konnte da kaum mithalten.
«Aber du musst mir versprechen, dass ich dann auch Bilder von dir knipsen darf. Ich will schließlich für die Ewigkeit festhalten, wie glücklich du mich machst», grinste er mich wie das berühmte Honigkuchenpferd an und griff sofort nach meiner rechten Hand, welche neben mir auf dem Sitz ruhte.
«Müsste ich dann aber nicht vielmehr dich fotografieren?», hakte ich belustigt nach und brachte ihn damit durchaus ins Grübeln.
«Ich werde einfach von uns beiden welche machen. Glaub mir, die werden tausend Mal schöner aussehen als diese seltsamen Selfies vom Tag deines Castings. Auch wenn du da schon so wahnsinnig gut aussahst», gestand Matt mir mit sichtlich geröteten Wangen. Ich liebte es ihm ins Gesicht zu sehen, wenn seine sonst so blasse Haut auf einmal diese verräterische Färbung annahm und das innerhalb von Sekunden. Allerdings verschwand sie auch meist so schnell wieder wie sie gekommen war, was mich nicht weniger faszinierte.
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Mein neuer Anfang
FanfictionHarry konnte sich eigentlich absolut nicht beschweren. Als erwachsener Mann stand er genau da, wo er immer sein wollte. Mit einer Traumfrau an seiner Seite und einem Job, die er beide über alles liebte. Doch obwohl er sich dank seines tänzerischen T...