9 - Harry

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«Sag mal hat es dir die Sprache verschlagen?» Ein Schwung Fassungslosigkeit begleitete meine Stimme. Ich wusste echt nicht was so plötzlich in Matt gefahren war. Erst klopfte er wie wild gegen meine Tür und tat so als ob es um Leben und Tod ginge, und dann starrte er mich einfach nur ungeniert an.

Mich beschlich so langsam das Gefühl, dass er gar nicht in der Lage dazu war in mehreren zusammenhängenden Sätzen zu kommunizieren wenn wir beide alleine waren. Das hier versetzte mich automatisch in Gedanken zurück zu jener außergewöhnlichen Begegnung auf der Herrentoilette. Etwas was ja eigentlich wohl kaum peinlicher werden konnte, doch Matt hatte anscheinend das Talent, selbst diesem Absurdum noch einmal etwas drauf zu setzen.

Immerhin, seufzte ich innerlich, hatte er mir noch nicht zugenickt. Wobei ich meinen Allerwertesten darauf verwettete, dass er das in den nächsten paar Minuten noch nachholte. Seltsam wie gut ich ihn bereits einschätzen konnte, auch wenn wir uns kaum kannten. Allerdings hatte er es mir auch von Anfang an ziemlich einfachgemacht ihn zu durchschauen.

«Nein, was ...nein!», schüttelte er vehement den Kopf und verschränkte dabei seine Arme in Abwehrhaltung vor der Brust. Dass er meinen Blicken konstant auswich seit er den Raum betreten hatte, war mir nicht entgangen.

Sein Verhalten entsprach auf einmal ganz und gar nicht mehr dem von zuvor. Wenn es nicht so schräg wäre, könnte ich fast lachen, denn sein Starren gefiel mir eindeutig besser, als das gelangweilte wegsehen. Irgendwas musste also passiert sein und das innerhalbkürzester Zeit, quasi direkt nachdem ich ihm die Tür geöffnet hatte. Entweder das oder er war einfach nur angetan von dem was ersah. Vielleicht sollte ich ihn ein wenig aufziehen, um die Stimmung ein wenig zu lockern. Ganz sicher war er nicht an mir interessiert, doch mir gefiel der Gedanke ein wenig mit seiner unschuldigen Ader zuspielen.

Lasziv leckte ich mir über die Lippen und ging quälend langsam auf ihn zu, als ich mir seiner Aufmerksamkeit für den Moment sicher war. Worte würde ich keine benötigen, mein verschmitztes Grinsen war ausreichend genug, um meine Absichten klar zu machen. Es war irgendwie erregend ihn so hilflos leiden zu sehen und zu wissen, dass ich der Grund dafür war. Matt war so dermaßen überfordert mit der Situation. Ich sah den Schrecken in seinem Blick, sah wie er verzweifelt versuchte darüber nachzudenken, was ich wohl vorhatte.

Seine Augen wurden immer größer und dunkler. Er realisierte wohl gerade, dass ich ihm tatsächlich immer näher und näher kam und er mein Ziel war. Ich vernahm ein gedämpftes Stöhnen seinerseits, als er etwas weniger elegant bei dem Versuch stolperte, ein paar Schritte zurück zu gehen. Plötzlich stand an der Wand, seine Händeverzweifelt dagegen gepresst, auf der Suche nach dem kleinsten bisschen Halt. Matt versuchte zwar locker und lässig zu wirken, doch ich wusste, dass es in seinem Inneren brodeln musste. Ob ihm auch so heiß war?

Ich schüttete innerlich den Kopf, weil ich mich mit der Frage gar nicht erst beschäftigen wollte. Es hieße nämlich darüber nachzudenken, warum ich das zwischen uns hier gerade mehr genoss als alles andere. Für ihn war es Folter, für mich war es pures Vergnügen.

Mittlerweile stand ich keine zehn Zentimeter mehr von Matt entfernt. Ich griff sehr behutsam, beinahe in Zeitlupe, mit meiner linken Hand nach ihm, stoppte aber als ich direkt vor seiner Brust ankam. Ich hielt einen Moment inne und konzentrierte mich einzig und allein auf seine unruhige, überforderte, stoßweise Atmung. Es brauchte kurz, bis ich feststellte, dass es mir jedoch keineswegs anders ging.

Ruckartig schnappte ich mir mein Hemd, welches sich neben ihm auf der Lehne des Stuhls befand. Ich zog es mir aufreizend langsam an, so gemächlich wie nur irgend möglich, direkt vor seinen Augen. Dabei ließ ich mir insbesondere beim Zumachen der unteren drei Knöpfe enorm viel Zeit und genoss es wie er Blut, Schweiß und Tränenvergoss.

Mein neuer AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt