66 - Matt

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«Ich will dich nicht teilen. Du gehörst mir und auch wenn ich weiß, dass wir vorerst offiziell nicht zusammen sein können, will ich nicht, dass du weiterhin mit Shelby zusammen bist. Harry, ich liebe dich. Versprich mir, dass du dich von deiner Verlobten trennst und die Hochzeit absagst.»

Fest drückte ich seine Hand, um ihm zu zeigen wie sehr ich ihn festhalten wollte. Mittlerweile hatten wir uns auf den Rückweg gemacht, mussten immer mal wieder stoppen, weil einer von uns den anderen mit Küssen überhäufte. Wir sagten uns ständig, dass wir uns liebten und ich hatte keine Zweifel an unserer Aufrichtigkeit. Dafür schwangen andere Ängste mit, die ich unbedingt ansprechen musste, bevor sie mich noch eigens auffraßen.

Der Gedanke, dass Harry mir gerade das Blaue vom Himmel versprach, aber sich am Ende doch für seine Verlobte entschied, schmerzte wie noch nie etwas zuvor. Es würde mich innerlich zerstören, so viel wusste ich bereits jetzt schon. Die Art wie ich ihn liebte und ihre dazugehörige Heftigkeit war so überwältigend stark, dass es mir das Herz brechen würde. Jetzt war es wenigstens endlich mal raus. Und damit lag es nun ausschließlich bei ihm.

«Hey», flüsterte er mir zu und stoppte erneut unseren Spaziergang, während er mir vorsichtig eine Hand an die Wange legte. Vermutlich sollte mich diese Geste beruhigen, doch das konnte einzig und allein eine zufriedenstellende Antwort.

«Versprich es mir», flehte ich ihn mit gebrochener Stimme an, nicht mehr fähig weitere Worte zu formulieren, die doch eigentlich so zahlreich in meinem Kopf rumspukten. Tu mir das nicht an. Sag mir nicht, dass du mich liebst, wenn dich in Zukunft jemand anderes Zuhause erwartet. Küss mich nicht, berühr mich nicht, wenn du weißt, dass du in einem halben Jahr heiraten wirst.

Da war so vieles was ich loswerden wollte, aber einfach nicht konnte. Ich wurde durch eine unsichtbare Blockade gehindert, die mich zurückhielt, ob ich wollte oder nicht. Vielleicht war es ein unbeabsichtigter Selbstschutzmechanismus, der mich vor Schlimmerem bewahren sollte. Doch genau jetzt verfluchte ich mich für diese eingebaute Abwehr, die mich nur daran hinderte das auszusprechen, was mir auf der Seele lag. Wähl mich, nicht sie.

«Ich weiß, dass ich dir wehtue und es tut mir leid. Mein Verhalten ist weder dir noch Shelby gegenüber fair. Ich hasse mich ja selbst dafür. Hätte nie gedacht, dass ich mal zu so einem miesen Arschloch werde, der sich Hals über Kopf in jemanden verliebt, obwohl er immer noch in einer Beziehung steckt.» Ich schüttelte vehement meinen Kopf und wollte ihm gerade widersprechen, als er seine Hände auf meine Schultern legte und mich mit einem wehmütigen Blick bedachte, der mir verriet, dass ich ihn besser ausreden lassen sollte.

«Shelby hat mich heute Nachmittag erneut vertröstet. Ich hatte sie darum gebeten zu mir zu kommen, weil ich mit ihr darüber reden wollte, aber ihre Mutter braucht sie jetzt. Keine Ahnung wie lange noch, doch sobald wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen und einen Moment für uns haben, werde ich ihr alles erzählen. Ich werde ihr sagen, dass ich mich verliebt habe. In dich verliebt habe. Ich werde dich keinesfalls leugnen, auch auf die Gefahr hin, dass sie uns auffliegen lässt. Glaub mir, Matt. Mir geht es genauso wie dir. Ich liebe dich und ich will nur dich.»

«Ich liebe dich auch, Harry.» Und ich könnte es nicht ertragen dich an sie zu verlieren, auch wenn sie genau das gleiche denken muss. Lass diese Gefühle mir gegenüber stärker sein, als alles was du je für sie empfunden hast.

«Du hast mein Wort, versprochen. Ich rede mit ihr, selbst wenn das bedeutet, dass ich an unserem nächsten freien Tag nach Orange County fliegen muss. Du bedeutest mir zu viel, als dass ich dich wegen meiner Feigheit verlieren will. Denn auch wenn ich immer so stark wirke und fröhlich und ausgelassen bin, macht mir die Aussicht auf dieses Gespräch eine Scheißangst!»

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