Wie versteinert stand ich da und blickte entsetzt in Harrys Gesicht. Ich sah wie eine Träne sich aus seinem linken Auge löste und seinen Weg nach unten suchte. Sie huschte über seine errötete Wange, hinab an seinem Hals entlang und ließ sich dann enorm viel Zeit um über seine makellose Haut zu streifen, wo sie nach einer gefühlten Ewigkeit an seinem Handtuch angelangt war, welches er um seine Hüften trug.
Du weißt, dass ich dich über alles liebe.
Die Worte, die ich wünschte, dass sie für niemanden außer mir bestimmt waren, hatte er dennoch lächelnd in sein Telefon gehaucht. Zu seiner Verlobten, die ihn genauso sehr liebte, wie er sie. Nicht, dass ich jemals etwas daran ändern konnte. Wie dumm war ich eigentlich? Warum nochmal hatte ich mir Sorgen um ihn gemacht? Wie konnte ich nur denken, dass er verletzt in seinem Hotelzimmer hockte und sich selbst bemitleidete?
Dem Anschein nach ging es ihm ja wohl hervorragend! Und Ablenkung von mir hatte er ja mit seiner Verlobten nun auch gefunden. Ich war sowas von fehl am Platz.
«Entschuldige, wenn ich dich bei etwas unterbrochen habe. Dom hatte Recht. Viel Spaß noch bei deinem Telefonsex, oder was auch immer du da gerade treibst. Ich hau sofort wieder ab, du wirst mich heute Abend nicht mehr sehen.»
Meine Worte waren nicht mehr als ein verzweifeltes Hauchen. Ich klang so aufgewühlt und zerbrochen, wie ich mich fühlte, doch das war mir vollkommen egal. Sollte er nur sehen was er angerichtet hatte. Doch gerade als ich mich von ihm abwenden wollte, packte er mich am Handgelenk und hielt mich fest.
«Matt, warte!», rief er mir sehnsuchtsvoll zu, aber ich wollte das nicht hören. Ich brauchte keine Erklärung und schon gar keine Entschuldigung. Ich hatte die Schnauze voll und wollte nur noch abhauen. Einen schönen Abend mit Freunden genießen und den Alkohol dazu benutzen, all das hier wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen. Ich riss mich also aus seinem Klammergriff los und warf ihm einen letzten Blick voller Verachtung, Hass und Unverständnis zu, bevor ich ging.
Ich hörte noch wie er etwas in sein Smartphone sagte, doch ich hatte schon längst aufgehört auf ihn zu achten. Stattdessen fixierten meine Augen den Fahrstuhl am Ende des Ganges, der gefühlt noch kilometerweit entfernt war. Ich wollte so schnell wie möglich von hier verschwunden, blieb aber abrupt stehen, als ich ein Schreien hinter mir vernahm.
«Matthew Quincy Daddario! Du bleibst gefälligst hier! Wage es ja nicht, jetzt einfach so abzuhauen! Sonst war es das mit uns! Hörst du?! Das ist deine letzte Chance! Wenn du nicht augenblicklich zu mir zurückkehrst ...»
Weiter kam er nicht. Er verstummte, als sich mehrere Türen öffneten und interessiert in den Flur blickten. Ich sah wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg und er am liebsten im Boden versunken wäre. Mir ging es jedoch nicht anders, auch wenn ich nicht ganz so nackt wie er da stand. Nach wie vor bedeckte lediglich dieses verdammt knappe Handtuch seinen göttlichen Körper.
«Na los Matthew. Jetzt geh schon zu deinem Liebsten. Eben hast du ihn noch verzweifelt gesucht, also untersteh dich jetzt abzuhauen. Tu uns allen den Gefallen und beende dieses Theater, damit wir endlich alle wieder in Ruhe in unsere Zimmer zurückkehren können», mischte sich ein Mann mittleren Alters ein, an dessen Zimmertür ich zuvor geklopft hatte, weil ich dieses Mal darauf verzichtet hatte, an der Rezeption nach Harrys Zimmernummer zu fragen. Die beiden Frauen, die am Empfang saßen, hatten mir einen seltsamen Blick zugeworfen, als ich das Hotel betreten hatte. Ihr Getuschel hielt mich schließlich davon ab nachzufragen, weshalb mir nur diese Alternative geblieben war.
«Er ist nicht mein Liebster», knurrte ich dem Mann entgegen, der sich nur wenige Meter von mir entfernt befand.
«Dann sorg dafür, dass er es wird», rief er mir noch zu, ehe er die Tür hinter sich zuknallte und mich verdutzt zurück ließ. Natürlich war auch mir mittlerweile anzusehen, wie peinlich mir das war und unter teils amüsierten, teils genervten Augen, schritt ich den Flur entlang, bis ich endlich bei Harry angekommen war. Wieder packte er mich am Handgelenk, doch dieses Mal wehrte ich mich nicht dagegen, als er mich mit in sein Zimmer zog.
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Mein neuer Anfang
FanfictionHarry konnte sich eigentlich absolut nicht beschweren. Als erwachsener Mann stand er genau da, wo er immer sein wollte. Mit einer Traumfrau an seiner Seite und einem Job, die er beide über alles liebte. Doch obwohl er sich dank seines tänzerischen T...