Kapitel 22

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Auf meinem Zimmer angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und das mit einem lauten Knall, weshalb Darcie erschrocken zusammenzuckte. Sie saß auf ihrem Bett und versuchte sich an einem unschuldigen Blick, welchen sie mir schenkte. Ich hingegen warf ihr meinen verdienten Killerblick zu.

Dank meiner Mitbewohnerin war ich überhaupt erst in diese Lage gekommen. Sie durfte sich gleich etwas von mir anhören, denn das war nicht in Ordnung gewesen.

In einer ruhigen Stimme sagte ich: "Du bist sowas von tot."

Darcie deutete auf das Buch in meiner Hand und wollte umlenken, in dem sie antwortete: "Perfekt, du hast das Buch bekommen. Am besten liest du es sofort und konzentrierst dich darauf, denn diese Projektarbeit schreibt sich nicht von alleine."

Ich hatte zwar vorhin die Idee sie mit diesem Buch zu erschlagen, aber es war geliehen, weshalb man damit vorsichtig umgehen musste. Es sollte ohne auch nur den kleinsten Schaden zu seinem Besitzer zurückfinden.

Also ging ich zu meinem Bett hinüber, um es dort abzulegen, dort war es sicher und ihm könnte nichts passieren. Anschließend wandte ich mich an Darcie und sagte: "Das war so gemein. Ich hab mich wie der letzte Trottel benommen. Die Aktion von dir war wirklich unangebracht und ich war null darauf vorbereitet. Ich konnte mich nicht mal darauf einstellen."

Sie sah mich nun verwirrt an und hob fragend eine Augenbraue. Scheinbar hatte meine Mitbewohnerin erwartet, dass ich mich wie ein normaler Mensch verhalten würde. Nur fiel mir das in der Nähe des Dekans ausgesprochen schwer und genau das hatte ich heute bewiesen.

Eigentlich sogar zum zweiten Mal, wenn man an den Busch dachte. Ich war wirklich vor Peinlichkeit nicht mehr zu retten.

Die Wut war damit ganz schnell vergessen, denn ich schämte mich zu sehr für mich selbst. Mit einem frustrierten Stöhnen ließ ich mich auf mein Bett fallen und schlug mir eine Hand vors Gesicht.

Vielleicht ging es mir besser, wenn ich Darcie davon berichtete, diesen Versuch war es auf jeden Fall wert. Sie könnte etwas dazu sagen und mit ganz viel Glück machte ich ein unnötiges Drama daraus.

"Darcie, ich hab ihn viel zu lange angestarrt. Aber dieser Mann ist zum Anbeten und diese blauen Augen erst. Ich konnte nicht wegsehen und das ist so unendlich peinlich. Der Dekan hat bestimmt kapiert, dass er mir gefällt. Ich will innerlich sterben bei diesem Gedanken."

Ich hatte mich bereits auf ein Lachen vorbereitet, aber das blieb aus. Das brachte mich dazu hinter meinen Fingern hervorzuspähen und meine Mitbewohnerin sah ziemlich nachdenklich aus. Sie hatte sogar die Augenbrauen zusammen gezogen und sah keinen bestimmten Punkt an.

Danke, dass sie diese Situation ernst nahm und offensichtlich versuchte mir irgendwie zu helfen.

Schließlich fragte sie: "Hat er den Blick erwidert und stand gehalten?"

Nun nahm ich meine Hand herunter und nickte, denn das hatte er wirklich getan. Das könnte es durchaus weniger dämlich machen, damit ich kein vollkommener Trottel in diesem Erlebnis war.

"Ja, das hat er. Allerdings hat der Dekan sich als erstes abgewandt. Ich habe mich danach verabschiedet und habe praktisch die Flucht ergriffen. Das war eine weitere unfassbar dumme Aktion meinerseits. Warum musste ich ihn so anstarren?"

Ich bekam einen vielsagenden Blick zugeworfen und die Antwort: "Dekan Bancroft hat es genauso getan, also muss dir nichts zu dumm sein. Beide habt ihr euch angestarrt. Das hat dich schon erreicht?"

Damit machte sie mich nachdenklich, aber natürlich hatte Darcie recht. Wir hatten beide einander angesehen. Nur war der Dekan vorher zurück gewichen, was mir unmöglich gewesen wäre.

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