Kapitel 31

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Am nächsten Morgen war ich ganz aufgeregt, weil ich mich freute den Dekan wiederzusehen. Vor Darcie versuchte ich das zu verbergen, da mir mittlerweile klar war, dass er ihr Bruder war. Bei ihr über ihn zu schwärmen fühlte sich falsch an, noch mehr wenn man seinen Job bedachte.

Ich konnte es kaum erwarten, dass wir endlich das Zimmer verließen, aber wartete geduldig, bis meine beste Freundin bereit war. Nur ich war dank meiner inneren, heimlichen Euphorie längst bereit nach unten zu gehen.

Ich saß auf ihrem Bett und tippte am Handy, während sie sich umzog. Nebenbei sagte sie: "Mir scheint du verstehst dich gut mit meinem Bruder. Zumindest seid ihr lange bei Jane gewesen."

Stimmt, die Spinne. Wir waren noch eine kleine Weile in diesem Raum geblieben. Trotzdem hatte ich das Tier nie zu Gesicht bekommen. Jane wusste ganz genau wie man Besucher mied.

Ich versuchte mich elegant rauszureden, in dem ich erklärte: "Sie hat sich versteckt und bei dem riesigen Terrarium muss man sie erst mal finden. Außerdem muss man ihr auch die Möglichkeit geben aus ihrem Versteck zu kriechen, weshalb man wartet."

"Ich saß im Raum gegenüber, da versteht man zwar nicht, was genau geredet wird. Trotzdem konnte ich euer Lachen hören. Im Normalfall tut man das mit Menschen, mit denen man sich gut versteht."

Der Punkt ging an sie.

Meiner Ansicht nach hatten Arian und ich auch einen Draht zueinander. Alleine bei dem Gedanken war es ein Kampf nicht zu grinsen. Ich musste das wirklich in den Griff bekommen.

Hm, das Thema konnte ich theoretisch genau in die gegenteilige Richtung lenken.

"Apropos gut verstehen. Was ist jetzt zwischen Keaton und dir?"

Da wir gestern bald schlafen gegangen waren, hatten wir nur noch wenig alleine gequatscht. Sobald die Müdigkeit anklopfte, war einem nicht mehr nach reden, da war es ideal, dass wir es nun nachholten.

Darcie war wohl fertig, denn sie ging in Richtung Tür, als sie antwortete: "Er ist echt ein netter Kerl. Du hast einen tollen Bruder." Sie riss die Tür auf und merkte an: "Wir sollten etwas frühstücken. Du musst praktisch auch Hunger haben. Ich sterbe fast, weil ich unbedingt Nahrung brauche."

In auffälligen und schlechten Themenwechseln hätte sie eine Auszeichnung verdient. Das könnte absolut niemanden entgehen, dass sie gerade nicht über Keaton reden wollte.

Tz, aber Hauptsache mich ständig über ihren Bruder anquatschen. Aber irgendwann würde sie mir nicht mehr vom Haken kommen.

Ich folgte ihr und das kommentarlos. Nun musste ich mich seelisch darauf einstellen, dass ich bald dem Dekan gegenüber stehen durfte.

Da ich hinter Darcie ging, somit aus ihrem Sichtfeld war, konnte ich glücklich mit meinen Fingern spielen. Erst sobald ich die Aufmerksamkeit von jemanden bekam, sollte ich damit aufhören.

Die Treppe gingen wir schweigend hinunter, da hatten wir uns wohl gegenseitig zum Schweigen gebracht. Wir hätten geklärt, wie das problemlos klappte.

Den gewünschten Raum, welcher die Küche war, hatten wir schnell erreicht. Von Arian war keine Spur, wer weiß wo er sich befand.

Darcie hatte denselben Gedanken, denn sie sagte: "Hm, Arian glänzt in Abwesenheit, aber wach ist er bestimmt längst. Er zählt eher zur Gattung Frühaufsteher, was ich kein bisschen nachvollziehen kann."

~~~

Erst als wir mit dem Frühstück fertig waren, beehrte uns der Dekan. Wir saßen beide noch auf der Bank in der Küche, da lehnte er sich in den Türrahmen und sagte: "Guten Morgen." Ich sah zu ihm hinüber und das Lächeln in seinem Gesicht, ließ mir ganz warm ums Herz werden.

Darcie und ich antwortete gleichzeitig: "Guten Morgen." Es war beinahe beängstigend, dass wir das ernsthaft in derselben Sekunde gesagt hatten, dennoch war es witzig.

Arian schenkte mir seine volle Aufmerksamkeit und diesen Blick erwiderte ich sehr gerne. "Pheobe, wie sieht es aus mit der Führung im Garten? Hast du heute immer noch Lust?" Ich nickte, denn das war eigentlich bereits vereinbart. "Ja, da bin ich dabei und gespannt." Am meisten, weil es in seiner Gesellschaft wäre, da gab es nichts besseres.

Ein genervtes Stöhnen kam von meiner besten Freundin, die wenig begeistert davon war. "Arian, etwas noch Langweiligeres ist dir nicht eingefallen, oder? Was bitte soll am Garten derart toll sein?" Er warf ihr einen bösen Blick zu und antwortete: "Niemand zwingt dich mitzugehen."

"Doch, meine beste Freundin, die ist nämlich wegen mir hier und nicht wegen dir." Ich wandte mich an sie und tätschelte ihre Hand, welche auf der Tischplatte lag. "Bevor du vor Langeweile verreckst, kannst du dich weiterhin wie ein Vampir im Haus verstecken." Von ihr bekam ich deshalb einen fragenden Blick zugeworfen. Sie wollte wohl einschätzen, ob ich sie nicht doch noch umbrachte, wenn sie mich wieder mit ihrem Bruder alleine ließ. Interessanterweise würde es mich heute sogar freuen, wenn ich ein bisschen Zeit mit ihm bekam.

Arian warf ein: "Eigentlich will sie endlich in Ruhe mit Keaton Nachrichten schreiben. Wir zwei stören da ungemein, weil sie ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie uns zu wenig Aufmerksamkeit gibt."

Ich stand von meinem Platz auf und sagte: "Perfekt, Darcie, dann wünsche ich dir viel Spaß mit meinem vertrottelten Bruder." Die Antwort kam sofort: "Und ich dir mit meinem spießigen Bruder."

Tja, daran erkannte man sie, die kleinen Schwestern, welche stets eine Beleidigung für ihren Bruder parat hatten. Es flog einem wie nichts über die Lippen.

Arian konnte nicht mal eine Beschwerde einlegen, denn sie fuhr fort: "Eigentlich wundert es mich, dass er bis jetzt kein Wort über sein Teleskop verloren hat. Immerhin seid ihr beide Astronomie Fanatiker. Und dieses Teleskop ist Arians Heiligtum."

Theoretisch war es zu erwarten gewesen, dass er so etwas besaß. Trotzdem war ich sofort hochbegeistert und ein bisschen überrascht. Mich hatte man damit sofort an der Angel.

Mein Blick schnellte zu ihm, als ich fragte: "Ernsthaft?" Es mag bescheuert sein, aber zur Sicherheit sollte man nochmal nachfragen.

Tatsächlich wirkte auch er überrascht, was an meiner derartigen Reaktion liegen dürfte. "Ja klar. Ich habe eigentlich gedacht, dass dich das weniger interessieren würde, weil du bestimmt dein eigenes hast."

Stimmt, bei meiner Familie erwartete man sicherlich, dass ich ein extrem teures zu Hause stehen hatte. Oder seit Kindertagen an mit welchen beschenkt worden war. Nur hatten meine Eltern mir nie erlaubt ein Teleskop zu besitzen, egal wie sehr ich es mir wünschte.

"Nein, meine Eltern empfanden das stets als Zeitverschwendung. Nie hätten sie mich ein Teleskop besitzen lassen. Meine Neugier wäre auf jeden Fall geweckt." Nun fand ein breites Lächeln auf sein Gesicht, was im Grunde alles sagte. "Dann wüsste ich eine tolle Beschäftigung für heute Abend." Ein Grinsen zu halten, war undenkbar, als ich antwortete: "Oh, ja, sehr gerne."

Während der Dekan sich vom Türrahmen abdrückte, meinte er: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir schon gestern davon erzählt."

Darcie räusperte sich, allerdings bekam sie dadurch keine Aufmerksamkeit, denn ich sah mir weiterhin diesen atemberaubenden Mann an und er erwiderte meinen Blick.

"Ich muss dich korrigieren, denn ich hab es ihr erzählt. Ohne mich wäre das vielleicht nie zur Sprache gekommen. Ihr solltet mir dankbar sein." Sie konnte sich dafür gerne selbst auf die Schulter klopfen, aber ich ließ das unkommentiert. Am Ende wollte sie uns wohl wirklich los werden.

Arian nickte in Richtung des hinteren Teil des Hauses und meinte: "Dann zeige ich dir zuerst den Garten."

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