"Ich bin so aufgeregt. Bin nur ich so aufgeregt?" Darcie trat nervös von einem Bein auf das andere, während wir auf Keaton warteten.
Wir befanden uns vor dem Eingang des Campus und dabei war mein Blick nach vorne auf die Straße gerichtet. Theoretisch sollte er jeden Moment ankommen.
Meine beste Freundin konnte keine Sekunde still halten und meinte zum wer weiß wievielten Mal für heute: "Ich bin so aufgeregt." Ich sah zu ihr hinüber und musste mir ein Lachen verkneifen. Ihr Verhalten war einfach nur süß.
Darcie erwiderte meinen Blick, dabei konnte ich eine kleine Verzweiflung in ihren Augen erkennen. Ich stupste sie deshalb leicht an und sagte: "Du musst keine Sorgen haben. Keaton ist ganz begeistert von dir und konnte es kaum erwarten dich zu besuchen. Verscheuche die Zweifel, denn die sind unberechtigt." Sie nickte und wandte sich nach vorne, damit sie die Straße beobachten konnte. "Du hast Recht. Danke, Pheobe." Irgendwie war das zu einfach gewesen für die Tatsache wie nervös sie schon seit dem Morgen war.
Ich tat es mit einer Handbewegung ab und antwortete: "Nichts zu danken, dafür sind Freunde da."
Nun musste sie ihren Kopf schütteln. Scheinbar war ihr etwas anderes eingefallen. Darcie war so freundlich das gleich zu erklären: "Es ist schon ein bisschen witzig. Also das mit unseren Brüdern. Dir gefällt meiner, mir gefällt deiner und wir beide sind beste Freundinnen."
Wenn ich nur an den ihren dachte fing ich zu grinsen an. Bald würden wir verreisen, sogar noch heute. Ganz weit wegfahren damit wir uns wenigstens einmal wie ein normales Pärchen verhalten konnten.
Eine Antwort wurde unnötig, denn ein Taxi kam in unser Sichtfeld. Darcie flüsterte sofort: "Das ist er." Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit lag sie damit richtig. Natürlich könnte es auch noch andere Reisende geben, dennoch erwartete ich selbst Keaton in diesem Wagen.
Während sie nach vorne sah, fragte sie: "Und ich sehe wirklich in Ordnung aus?"
"Mehr als das. Du siehst bildhübsch aus."
Was das Styling anbelangte, hatten wir uns Mühe gegeben. Dennoch waren wir darauf bedacht gewesen, dass es dem Anlass entsprechend war. Übertreiben wollten wir es auf keinen Fall. Gut, da ging es hauptsächlich um Darcie, denn mir war es vollkommen egal was mein Bruder sich über mich dachte. Wenn ich später nichts geplant hätte, würde ich vermutlich in einer Jogginghose hier stehen und auf ihn warten.
Das Taxi kam vor uns neben dem Gehsteig zum Halt und mittlerweile hatte mich selbst die große Freude erreicht. Nach langer Zeit würde ich meinen Bruder wiedersehen. Unser letztes Aufeinandertreffen lag schon wieder eine Weile zurück.
Wie erwartet saß Keaton auf der Rückbank, der gerade die Fahrt bezahlte.
Darcie hörte ich flüstern: "Er ist wirklich hier." Ich hätte ja gelacht, aber sie klang zu gestresst, deswegen würde ich mich zusammenreißen. Damit sie es leichter hatte mit ihrer Schüchternheit, nahm ich ihre Hand. Sie drückte die meine gleich fest, was ein Zeichen des Danks sein dürfte.
Aber mein Bruder hatte sich viel zu sehr darauf gefreut, er wäre immer gekommen. Ihr Unglauben machte die Situation nur noch süßer.
Schließlich öffnete er endlich die Autotür und schnappte sich nebenbei die Reisetasche, welche neben ihm auf der Rückbank gelegen hatte. Also hatte er endlich bezahlt und konnte sich nun uns widmen.
Keaton stieg aus dem Wagen aus und ich sagte sofort begeistert: "Hi Bruderherz." Die Stimme meiner besten Freundin war leiser als sie anmerkte: "Hallo Keaton." Wie ich es erwartet hatte, hatte mein Bruder nur Augen für Darcie. Sein Blick landete direkt auf ihr und das breite Lächeln auf seinen Lippen sprach Bände. "Hey."
Ich ließ die Hand von Darcie los und trat einen Schritt beiseite, dann konnten sich die beiden zuerst begrüßen. Es sei ihnen gegönnt und falls es doch Startschwierigkeiten gab, war ich anwesend.
So schüchtern Darcie sein mag, aber mein Bruder war das genaue Gegenteil davon. Er beendete die Distanz zwischen den beiden und umarmte sie zur Begrüßung. Sie erwiderte das gleich, wenn auch zaghaft. Er meinte dabei: "Ich konnte es kaum erwarten das zu tun."
Die Antwort von meiner besten Freundin konnte ich nur gedämpft hören: "Ja, ich auch."
Wenn sie so weitermachten müsste ich noch eine Träne verdrücken, weil sie derart knuffig waren. Auf jeden Fall wurde bewiesen, dass die Zweifel von Darcie unberechtigt waren, denn die beiden kamen direkt klar. Es gab kein doofes Rumstehen oder Gebrabbel.
Es dauerte einen Moment bis die beiden sich voneinander lösten und ich hatte mich währenddessen ruhig verhalten, damit ich nichts zerstörte. Ich konnte Geduld beweisen, vor allem in solch einer Situation. Manchmal besaß ich doch tatsächlich so etwas wie Feingefühl.
Nervös strich Darcie sich eine lila Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: "Wie war überhaupt die Reise? Halbwegs erträglich?"
Mein Bruder zog wohl alle Register, denn das Grinsen auf seinen Lippen war das klassische, welches man anwandte, um die weibliche Spezies verrückt zu machen. Nur auf mich hatte es Null Effekt, da ich seine Schwester war, dennoch war mir bewusst wie andere darauf reagierten.
"Ja, es ist alles gut abgelaufen. Trotzdem konnte ich es kaum erwarten hier zu sein. Ich hab mich schon sehr gefreut." Darcies Wangen wurden bei seinen Worten rot, was sie wohl vertuschen wollte, denn sie deutete auf mich. "Deine Schwester wartet sicher schon auf eine Umarmung, die solltest du nicht vergessen."
"Stimmt, da war ja was." Der Trottel tat es mit eine Handbewegung ab und fügte hinzu: "Wobei wir uns seit ihrer Geburt kennen. Eigentlich sollte Pheobe längst genug von meiner Gesellschaft haben." Das mein Einsatz, weshalb ich auf ihn zutrat und Keaton drehte sich mit einem Lachen zu mir. In einem gespielt bösen Ton antwortete ich: "Du bist ein Idiot. Jetzt lass dich endlich umarmen."
"Gerne, Schwesterherz."
Beide schlossen wir einander in die Arme und Keaton fing an: "Darcie meinte ich könnte dein Bett haben, weil du schon was vorhast. Das war sehr vage." Natürlich kapierte ich die ungestellte Frage, die verständlich war. Er wollte wissen was ich bitte tun würde, weshalb ich mein Bett an ihn abgeben konnte.
An sich vertraute ich Keaton und würde nie davon ausgehen, dass er das mit Arian jemals ausplaudern würde. Schon mal davon abgesehen, dass er nicht mal dieses College besuchte. Dennoch war es für ihn selbst angenehmer, wenn er keine Ahnung von diesem Regelverstoß hatte. Ihm nicht die ganze Wahrheit zu sagen wäre die beste Lösung.
Zur Not konnte ich ihn immer noch einweihen, aber für den Anfang würde er nichts davon erfahren. Sicher war sicher.
Wir lösten uns voneinander und ich sagte: "Stell dir vor, ich habe doch tatsächlich mehrere Freundschaften auf diesem College geschlossen. Ich wollte für ein Wochenende wegfahren. Weil Darcie und du sowieso viel Zeit miteinander verbringen werdet und du einen Schlafplatz brauchst, ist das perfekt." Keaton musterte mich, was mir mitteilte, dass ihm das zu wenig Infos waren.
Ich zuckte mit den Schultern und Darcie rettete mich in dem sie sich in Bewegung setzte. "Lasst uns aufs Zimmer gehen, dann kann Keaton seine Tasche abstellen. Die ewig rumzuschleppen ist mühsam." Ich schloss mich ihr direkt an und laberte los: "Nebenbei kannst du dir schon ein bisschen den Campus ansehen, den haben sie hier echt schön gemacht."
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In your Dreams
ChickLitUm sich endlich ihren Traum zu erfüllen flüchtete Pheobe an ein College am anderen Ende des Staates. Dort findet sie neue Freunde, versucht sich ein eigenes Leben aufzubauen und verliebt sich hoffnungslos in den Leiter des Colleges, welcher zugleic...