Kapitel 14

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Der Moment der Momente kam viel früher als mir lieb war.

Ich kam soeben mit Darcie in der Haupthalle des Flughafens an. Ich freute mich riesig Keaton zu sehen und der würde uns abholen. Allerdings auf das Treffen mit meinen Eltern war ich weniger begeistert. An der Stelle war Darcies Anwesenheit sehr gut, mit ihr würde das niemals eskalieren.

Trotzdem hatte ich sie vor dem Flug gefragt, ob sie sich sicher war, denn bei meiner Familie konnte man nie wissen wie das ausging. Obwohl ihr all die Gefahren bewusst waren, kam sie gerne mit.

Wir kamen nur ein paar Meter in die Halle, da hörte ich jemanden rufen: "Pheobe!" Diese Stimme würde ich überall wiedererkennen, weshalb ich zu lächeln anfing.

Ich sah in die Richtung und ein breit grinsender Keaton kam auf mich zu. Automatisch ging ich schneller und fragte Darcie: "Verzeihst du es mir, wenn ich los laufe?" Es war ein innerlicher Drang, dem ich gerne nachkommen würde. Allerdings nur, wenn es für sie in Ordnung war.

Ich hörte sie ein Lachen unterdrücken und antworten: "Ja, leb dich aus. Du bist sowieso kaum zu halten."

Das musste man mir kein zweites Mal sagen, weshalb ich los rannte. Meine Koffer zog ich hinter mir her, dank der Rollen ging das problemlos. Ein weiterer Pluspunkt war, dass nicht zu viele Leute unterwegs waren, ansonsten hätte ich diesen Sprint nie hinlegen können.

Kurz vor ihm angekommen, ließ ich meinen Koffer stehen und warf mich danach praktisch in seine Arme. Keaton legte sie fest um mich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. "Endlich bist du wieder hier."

Dabei waren wir ja eigentlich gar nicht so lange getrennt gewesen. Trotzdem war es eine weite Distanz gewesen und das war ganz etwas Neues für uns. Damit musste man sich erst anfreunden, wobei es natürlich von mir frei gewählt war.

Ich drückte ihn fest an mich und nahm seinen vertrauten Geruch war, der nach zu Hause roch. Eigentlich war er das Einzige, was ich hier vermisst hatte, ansonsten konnte mir das meiste fernbleiben.

"Hi Keaton. Ich habe dich vermisst." Der Druck wurde erwidert und ich bekam die Antwort: "Ich dich auch, obwohl du richtig nerven kannst." Damit hatte er uns lachen gebracht, aber ich hatte es erwartet. Irgendein blöder Spruch hatte praktisch kommen müssen.

Wir lösten uns voneinander, denn mittlerweile dürfte Darcie bei uns angekommen sein und die sollte sich nicht wie das dritte Rad am Wagen fühlen.

Ich trat einen Schritt zurück und wie erwartet kam Darcie in dem Moment bei uns an. Mit einem Grinsen deutete ich auf meine Mitbewohnerin und sagte: "Mit großer Freude darf ich dir die bezaubernde Darcie vorstellen."

Wie man sie kannte, war sie eher schüchtern und strich sich nervös eine lila Haarsträhne hinters Ohr. Allerdings sah sie auf zu ihm und nicht auf den Boden, trotzdem sah man ihr die Unsicherheit an.

Mein Bruder streckte ihr seine Hand entgegen und sagte: "Du weißt es zwar schon, aber ich bin Keaton." Darcie nahm seine Hand an und die beiden schüttelten sie. Leise sagte sie noch: "Hi, freut mich dich kennenzulernen."

Ich kannte meinen Bruder, weshalb mir eins klar war. Meine Mitbewohnerin gefiel ihm. Dieser Gesichtsausdruck sagte alles und keine Ahnung, was ich davon hielt.

Eigentlich wäre es süß, denn er ist wirklich ein guter Mann. Aber da gab es die Frage was Darcie dazu sagte. Ich konnte sie zwar später fragen, allerdings war ich seine Schwester. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde sie mir das nie ins Gesicht sagen. Wobei sie das vermutlich allgemein nie täte, da Darcie eher eine ruhige Person war.

Keaton bewies es, denn nach dem Händeschütteln, bekam sie von ihm einen Kuss auf den Handrücken und die Worte: "Die Freude ist ganz meinerseits." Was für ein verdammter Schleimer.

Meine Mitbewohnerin bekam ganz rote Wangen und von dieser Situation würde ich sie retten. "Keaton, du kannst ja doch nett sein, was man nicht alles erfährt." Er lachte natürlich, aber ich kam nicht dazu meine Rede fortzuführen, denn eine kühle und bekannte Stimme sagte: "Hallo Pheobe." Innerlich verdrehte ich meine Augen, aber äußerlich lächelte ich.

Also hatte Keaton Gesellschaft mitgenommen, das dürfte unfreiwillig gewesen sein. Wir waren beide eher weniger scharf auf die Gesellschaft unseres großen Bruders. Wir hatten einfach unsere Differenzen.

Ich wandte mich an ihn und antwortete: "Hi Arlo."

Alleine an der Begrüßung konnte man erkennen, wie wir zueinander standen. Bei uns gab es nie eine Umarmung, da reichten Worte vollkommen aus. Er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, welches kurz darauf wieder verschwunden war.

Hach, die Liebe, welche er für mich empfand war zum Greifen nahe.

Er widmete sich Darcie und reichte ihr seine Hand. "Es freut mich dich kennenzulernen, Darcie. Ich bin Arlo." Sie nickte, nahm sie an und antwortete: "Hi Arlo, mich freut es auch."

Wie immer trug er eine Stoffhose samt Hemd. Seine strenge Haltung dazu und man dachte sich bei ihm einfach, dass er einen Stock im Arsch hatte. Er hätte den Titel eines Spießers verdient.

Als der Mist endlich erledigt war, schnappte ich mir Darcies Handgelenk und zog sie mit mir. "Dann gehen wir weiter, immerhin müssen wir dir noch unser Zuhause vorstellen. Außerdem war der Flug anstrengend, von diesem Lärm wegzukommen ist nie ein Fehler." "Ja, da hast du recht." Wie schön, dass wir uns einig waren, aber beide konnten wir eine kurze Pause gut gebrauchen.

Umso schneller wir Arlo los waren, desto besser. Und das war erst zu Hause möglich, dort konnte ich mich mit ihr auf meinem Zimmer verstecken, zumindest für eine kleine Weile.

Keaton gesellte sich neben meine Mitbewohnerin und fragte: "Darf ich dir deinen Koffer abnehmen?"

Jaja, der perfekte Gentleman und wollte sich noch mehr einschleimen. Das dürfte ein interessantes Wochenende werden. Mein Bruder hatte eigentlich noch nie Probleme gehabt Frauen um den Finger zu wickeln, irgendwie schmolzen sie bei ihm alle dahin. Keine Ahnung, wie er das schaffte, aber er tat es. Wenigstens war Keaton kein Herzensbrecher, ansonsten hätte das grausame Ausmaße.

"Oh, danke." Ihr Handgelenk hatte ich wieder losgelassen und Keaton nahm ihr den Koffer ab. Währenddessen kam Arlo zu mir und sagte: "Und ich nehme dir dein Gepäck ab, Pheobe." "Danke." Den Koffer hatte ich ihm schnell zugeschoben und nun konnte es wirklich losgehen.

Nebenbei fragte ich: "Sind Mum und Dad schon zu Hause?" Arlo war es, der mir antwortete: "Nein, sie haben etwas zu erledigen und kommen erst später. Dafür haben sie sich übrigens entschuldigt." Mir sollte es recht sein, dann hatte ich für eine kurze Zeit meine Ruhe.

Keaton fing eine Unterhaltung mit Darcie an, also hatte ich weiterhin die Ehre mit meinem anderen Bruder.

Allerding war er so freundlich und fing das Gespräch von sich aus an, in dem er fragte: "Und, Pheobe, wie läuft das Studium?" Ich setzte ein strahlendes Lächeln auf und antwortete enthusiastisch: "Bestens. Wie sieht es bei dir aus?" Ich sah zu ihm hinüber und er nickte. "Genauso."

Er war auch tatsächlich der perfekte Sohn. Bei ihm musste man keine Sorgen um Fehlverhalten haben. Arlo war das Goldstück der Familie und studierte selbstverständlich Jura, wie unsere Eltern. Er würde genauso Anwalt werden und tat immer exakt das was sie wollten.

Es wäre interessant zu wissen, was er eigentlich hatte studieren wollen. Aber wir waren nie sonderlich gut miteinander ausgekommen. In dem Fall käme er nicht mal im Traum auf die Idee mir so etwas zu erzählen. Zumindest ging ich nicht davon aus, dass es wirklich sein Ziel wäre, ohne unsere Eltern als Einfluss. Er hatte nämlich schon immer das getan, was sie wollten. Arlo hatte nie Widerspruch eingelegt oder eine Gegenrede geschwungen.

Wir verließen das Gebäude und die frische Luft tat einem gut. Das gab einem einen Schwung Leben wieder.

"Wie sind deine Professoren?" Der Mann war wirklich ein Klon unserer Mum. Ich bekam nun sicher denselben Dialog zu hören, wie bei meinem letzten Telefonat mit ihr.

Ja, das dürfte eine anstrengende Fahrt werden.


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