Kapitel 77

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Den Parkplatz hatten wir bei ihrer Eile schnell erreicht. Meine Mum zog mich in den hinteren Bereich, also hatte sie eine weitere Diskussion in Betracht gezogen. Ansonsten hätte sie weiter vorne geparkt.

Hier war niemand in der Nähe. Kein einziger Mensch befand sich auf dem Parkplatz. Ein paar Autos standen hier, sonst nichts.

Zur Sicherheit sah ich hinter uns, aber auch dort befand sich niemand. Keiner schien realisiert zu haben, dass meine Mum mich fast schon entführte.

Ich wandte mich wieder nach vorne und das gefiel mir nicht. Ich unterdrückte es genervt zu Stöhnen, als mein Vater in mein Sichtfeld kam. Er hatte mir gerade noch gefehlt. Sie hatten es wohl beide für nötig gehalten mich nach Hause zu schleifen.

Wie verbissen konnte man eigentlich sein? Mussten sie derart dringend über mein Leben bestimmen?

Meine Eltern interessierte es zu null Prozent was ich wollte. Es ging stets um ihre Meinung und ihre Ansichten.

Ein paar Meter vom Auto entfernt, sagte meine Mum: "Tu uns allen einen Gefallen und steig in den Wagen. Es reicht nämlich." Nun stemmte ich mich gegen sie, was sie zum Stehenbleiben zwang.

Da meine Mum sich umdrehte, funkelte ich sie an und entriss ihr mein Handgelenk. "Ich bin verdammte 18. Ich entscheide selbst was ich tue. Wenn euch das gegen den Strich geht, dann könnt ihr mich ja verstoßen." Einen Moment hatte sie ihren Gesichtsausdruck nicht unter Kontrolle. Dabei hatte sie diese Aussage erwarten können.

Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich es zwar schwerer. Aber das ließ sich alles regeln. Ich konnte arbeiten anfangen, da würde ich schon irgendwie über die Runden kommen.

Ungehalten antwortete sie: "Du hörst jetzt gefälligst mit diesem Unsinn auf. Ist es wirklich zu viel verlangt, dass du etwas vernünftiges studierst? Du sollst nämlich etwas aus deinem Leben machen. Es weg zu werfen wäre ein Skandal." Ich trat einen Schritt zurück und versuchte meine Wut im Zaum zu halten. "Nein, du willst nicht, dass ich studiere und eine Karriere hinlege. Wenn es nach dir geht, dann sollte ich mir einen Mann suchen und Hausfrau spielen."

"Das wäre hundertmal besser als den Unsinn den du hier lernst. Wie bist du überhaupt auf diese irrsinige Idee gekommen?"

"Wie?!" Meine Stimme war etwas lauter geworden und ich warf die Hände in die Höhe. "Wenn ihr euch wenigstens ein bisschen für mich interessieren würdet, dann wäre euch klar, wie sehr ich die Astronomie liebe. Und das nicht erst seit gestern."

Meine Mum sah einmal die Runde, wie gedacht war sie darauf bedacht, dass uns niemand hörte. Der hintere Teil des Parkplatzes kam ihr da sehr gelegen.

Natürlich musste mein Vater sich neben meine Mum stellen. So konnten beide auf mich einreden. In seinem Befehlston sagte er: "Es ist genug, Pheobe. Du steigst jetzt in den Wagen." Sein kalter Gesichtsausdruck unterstrich seine Worte, dennoch würde ich standhaft bleiben.

"Ihr könnt mich zu nichts zwingen."

Die Schauspielerin, welche meine Mum sein konnte, ließ ihre Gesichtszüge sanfter werden. Ihre Tonlage passte sich dem an, als sie sagte: "Gut, dann lass uns doch eine Vereinbarung treffen. Du kommst zumindest diese Woche nach Hause. Du kannst in Ruhe über alles nachdenken. Im Anschluss reden wir über alles."

Vermutlich sperrte sie mich im Haus ein oder veranstaltete sonst was. Bei der Frau wusste man nie.

Sie legte ihre Hand auf meinem Oberarm und drückte leicht zu. "Nur eine einzige Woche, in der du über alles nachdenkst. Du sollst jede Möglichkeit für dein Leben in Betracht ziehen. Deine anschließende Entscheidung werden wir respektieren."

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