Kapitel 16

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Mittlerweile lag ich mit Darcie auf meinem Sitzsack, denn das Teil hatte es ihr angetan. Deshalb hatten wir es uns hier gemütlich gemacht und hielten eine Pause ab.

Ich sah zu ihr hinüber und sprach etwas an, was mich die ganze Zeit beschäftigt hatte. "Falls Keaton zu aufdringlich ist oder dich nervt, dann gib mir bitte Bescheid. Er mag mein Bruder sein, trotzdem kann ich das verstehen und helfe gerne. Und nein, ich würde ihm das nie sagen."

Sie lächelte leicht und nickte. "Danke, das ist sehr nett, aber ich komme soweit gut mit ihm klar. Ich verstehe warum er dein Lieblingsbruder ist."

Ja, wer könnte es nicht verstehen?

Wir waren uns ähnlich und hatten denselben Humor. Mit der gemeinsamen Kindheit kombiniert war das wundervoll, egal wie verrückt der Rest unserer Familie war.

"Ok, trotzdem kannst du es jeder Zeit sagen. Ich bin stets zu Diensten und treu an deiner Seite. Ich ziehe für dich in den Kampf, egal was kommt." Mit dieser Aussage hatte ich uns beide zum Lachen gebracht, allerdings war sie ernst gemeint.

Schließlich seufzte Darcie und sagte: "Aber Arlo ist, wie du gerne sagst, ein besonderer Fall. Ich verstehe was du meinst." "Ja, er hat einfach einen Stock im Arsch und ist eine Petze. Bei ihm muss man gut aufpassen, was man sagt. Er ist leider ein schwieriger Fall."

Sie nickte und meinte: "Aber ich bin froh, dass ich mitgekommen bin. Ich bin mir sicher, dass das noch ein nettes Wochenende wird." Ich schubste sie leicht mit meiner Schulter an und antwortete: "Ich werde mir große Mühe geben und erst ruhen, wenn das Werk vollbracht ist. Es wäre eine Schande für die Familie Hughes, wenn du unglücklich nach Hause fliegen würdest. Das könnte niemand ertragen."

Sobald wir das erste Treffen mit meinen Eltern hinter uns hatten, konnte ich besser einschätzen, wie der Rest verlaufen würde. Klar, zur Not konnten wir ihnen aus dem Weg gehen, aber auch nicht die ganze Zeit.

Sie setzte sich plötzlich auf und man konnte ihr gut ansehen, dass ihr etwas eingefallen war. "Moment, was war das vorhin mit Elsbet? Du hast eine gewisse Andeutung fallen lassen."

Ja, stimmt. Das war wegen der Vorstellung meines Zimmer untergegangen. Sie war viel zu aufgeregt gewesen bei all den neuen Eindrücken, was durchaus verständlich war.

Nach einem Seufzen antwortete ich: "Sie ist auch ein Sonderfall. Sie kann Keaton und mich nicht ab, aber vorhin war sie nett und normal. Keine Ahnung, was da los ist. Falls sich ihre Laune nicht verschlechtert, ist zumindest sie kein Problem an diesem Wochenende."

"Ok, wie darf ich das genau verstehen, dass sie euch beide nicht mag?" Darcie musterte mich und hob fragend eine Augenbraue.

Ich dachte kurz darüber nach, denn es gäbe einige Geschichten, die das erklärten. Wenn man jemanden seit langem kannte, dann summierten sich die Erlebnisse, da musste man sich erst für eines entscheiden.

Am Ende entschied ich mich dafür, es allgemein zu erklären, das wäre die einfachste Lösung.

"Unsere Eltern sind wahre Workaholics und sehr viel unterwegs. Elsbet hatte im Grunde genauso das Sorgerecht für uns Kinder. Im Grunde hatten wir mehr mit ihr zu tun als mit unseren Eltern. Jedenfalls hat sie uns wegen Kleinigkeiten Strafen gegeben. Im Vergleich, wie unfair das war, Arlo hatte praktisch machen können was er wollte und blieb unbestraft. Das war ziemlich unfair, aber ja." Ich zuckte mit den Schultern, denn so war die Gute eben.

Ich fuhr fort: "Und sie hat uns gegenüber nie ein freundliches Wort verloren. Sie hat uns sehr gut spüren lassen, dass sie uns nicht leiden konnte. Aber vor unseren Eltern auf heilig und nett machen. Diese Frau kann die reinste Plage sein."

"Oh, das ist fies."

Ich tat es mit einer Handbewegung ab, denn das war längst passiert und lag in der Vergangenheit, die sollte man ruhen lassen.

Darcie sah nachdenklich aus und danach klang sie als sie sagte: "Eigentlich sind die sogenannten perfekten Familien es gar nicht. Zumindest hast du gemeint, dass deine Eltern extrem auf das Bild bedacht sind."

Ich zeigte ihr den Daumen hoch, denn damit traf sie ins schwarze. "Ja, das hast du richtig erkannt. Es mag nicht auf jede Familie zutreffen, aber auf unsere auf jeden Fall. Trotzdem würde das niemals jemand der eingeweihten Personen aussprechen."

Ich empfand es als kleines Wunder als sie erzählte: "Wir waren früher eine wirklich glückliche Familie. Nur als meine beiden Schwestern verstarben hat sich alles geändert. Das hat die Familie zerstört. Statt das unsere Eltern zusammenhielten, gingen sie am Ende auseinander."

Das war wirklich traurig, wenn es derart bergab ging, vor allem in einer schweren Zeit. Da würde man einander brauchen, nur hatten ihre Eltern das scheinbar nicht beachtet.

Darcie fuhr fort: "Am Ende haben sie sich scheiden lassen und meine Mum haute ab. Sie hat ihr Zeug gepackt und weg war sie. Unser Dad hat das kaum verkraftet und es ging weiter bergab. So kam das Ergebnis, dass mein Bruder die Vormundschaft für mich übernahm und ich theoretisch bei ihm wohne, sofern ich nicht im Wohnheim bin."

Ok, das war die wahre Definition von traurig. Das war wirklich ins extreme schlecht übergelaufen. Im Grunde hatten sie nicht nur ihre Schwestern verloren, sondern auch ihre Eltern.

"Dein Bruder scheint wirklich nett zu sein, dass er dich gleich aufgenommen hat." Zumindest war es sicherlich nicht selbstverständlich, dass man das als Bruder tat. Damit hatte man eine Verantwortung, wenn man die Vormundschaft übernahm.

Sie nickte und erklärte: "Einer der Gründe, warum ich gerne mitgekommen bin, ist eben er. Arian muss viel arbeiten und er hätte ein unfassbar schlechtes Gewissen, wenn er kaum Zeit hätte oder würde versuchen irgendwie Zeit frei zu bekommen. Deshalb hab ich mich echt gefreut als du mich eingeladen hast. Jeder gewinnt damit."

Das war sehr lieb von ihr, dass sie da genauso an ihn gedacht hatte. Wobei es von ihm auch nett war, dass er versuchen würde Zeit für seine Schwestern zu haben.

Ich schenkte ihr ein Lächeln und antwortete: "Und ich habe dich gerne bei mir." "Wie gesagt jeder gewinnt."

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