Kapitel 24

492 37 29
                                    

Den vereinbarten Termin mit dem Dekan verschwieg ich vor meinen Freunden, denn ansonsten wäre das eskaliert und ich war schon nervös genug. Ich starb beinahe in der Wartezeit, bis der grausame Zeitpunkt kommen würde.

Den ganzen Tag konnte ich mich auf absolut nichts konzentrieren und geschlafen hatte ich kaum. Es war vollkommen verrückt was dieser Mann in mir auslöste. Ich war weit von mir selbst entfernt, denn bis jetzt war es mir noch nie so ergangen. Das nannte man ganz neue Gefühle, welche ich in mir entdeckte.

Mein letzter Kurs hatte um 15 Uhr geendet und seit dem hatte ich mich im Zimmer aufgehalten. Der Versuch einer Ablenkung war die Projektarbeit, welche ich sowieso noch schreiben musste. Ich kam nur sehr langsam voran, da ich Konzentrationsschwierigkeiten hatte.

Darcie hatte zur selben Uhrzeit den letzten Kurs hinter sich gebracht, so waren wir zu zweit. Wir saßen auf meinem Bett und hatten beide unseren Laptop auf dem Schoß.

Heute Morgen hatte sie mich bereits gefragt was mit mir los wäre, scheinbar bemerkte man meine innere Unruhe. Obwohl ich wirklich versuchte diese zu überspielen, in einem anderen Fall würde man sich nur noch mehr reinsteigern.

Das vertraute Geräusch der Tasten war zu hören, wenn man auf einer Tastatur tippte und irgendwie hatte das etwas Beruhigendes. Ich mochte dieses Geräusch und auch, wenn die Finger über die Tasten flogen. Trotzdem reichte es nicht aus, um mich ganz auf den Boden zu bringen.

Darcie hielt schließlich inne und stieß mich leicht mit ihrem Ellbogen an. "Pheobe, was ist los? Sag nicht nichts, denn du bist irgendwie komisch. Irgendwas ist doch los." Ich wagte es zu ihr hinüber zu sehen und sie musterte mich besorgt.

Es war schön, wenn man eine echte Freundin hatte und das war sie. Ein Beweis war dieser Gesichtsausdruck, der von wahrer Sorge sprach.

"Wenn du nicht darüber reden willst, dann ok. Aber ich würde dir gerne helfen, falls ich kann. Manchmal hilft es auch nur darüber zu reden."

Sie war wirklich eine gute Seele, weshalb ich leicht lächeln musste. Es war einfach toll, wenn man gemocht wurde und jemand für einen da war.

Ich holte tief Luft und nickte, um mich selbst davon zu überzeugen endlich mit der Sprache rauszurücken. Kurz bevor ich ging hätte ich das sowieso tun müssen. Ich wollte nämlich die Wahrheit sagen, warum ich das Zimmer verließ und keine Lüge erfinden.

Darcie stupste mich nun am Oberschenkel an und meinte: "Leg los, ich höre dir aufmerksam zu."

Ich schlug mir eine Hand vors Gesicht, damit ich sie nicht mehr ansehen musste, denn das war kaum zu ertragen. Schon wieder ging es um den Dekan und eigentlich wäre ich nur kurz bei ihm, da ich mir schnell ein Buch ausleihen würde und wieder verschwand.

Klar, Smalltalk würde es bestimmt geben, denn den verlangte die Höflichkeit, aber danach würde ich mich elegant verziehen. Direkt auf mein Zimmer laufen und mich unter der Bettdecke verkriechen. Nein, damit übertrieb ich, aber ich war einfach extrem nervös.

Nach dem ich ein weiteres Mal tief Luft geholt hatte, antwortete ich: "Ich werde mich gleich mit dem Dekan treffen, weil er mir ein Buch leihen will. Ich habe ihm gestern das andere zurück gegeben und er hat angeboten, dass ich mir ein anderes aussuchen kann."

Da meine Hand schon an der richtigen Stelle war, schlug ich mir damit ein paar Mal gegen das Gesicht. Es war nicht zu fest, dass es weh tat, aber es hatte den gewünschten Effekt. Denn damit drückte ich meine Verzweiflung aus, welche sich stark meldete.

Das Grinsen konnte man aus Darcies Stimme hören, als sie sagte: "Ach, so ist das also." Ich nahm meine Hand herunter und sah sie todernst an. Für sie waren das wohl wunderbare Nachrichten, wenn man ihre Reaktion mitbekam.

In your DreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt