Kapitel 45

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Das Wochenende mit Arian verging viel zu schnell. Es war grausam wie schnell die Zeit vorüber war, wenn es eine schöne war. Da könnte man direkt losheulen, wenn der Montag kam und man sich der Realität stellen musste.

Arian und ich waren in dieser wundervollen rosaroten Seifenblase gewesen, in welcher Verliebte sich gerne aufhielten. Ich war süchtig nach ihm und konnte ein Wiedersehen kaum erwarten.

Gut, direkt im ersten Kurs war er mein Professor, dennoch konnte man das schlecht vergleichen. Aber zumindest könnte ich ihn heimlich anhimmeln.

Gerade hielt er einen Vortrag, dem ich kaum Beachtung schenkte. Meine Gedanken schweiften zum Morgen ab, denn mit ihm war der perfekt gewesen.

Der grausame Ton des Weckers hatte zwar unser Kuscheln beendet, aber dafür hatte ich die Nacht in seinen Armen verbringen dürfen.

Nun folgten ein paar Tage ohne ihn. Am Wochenende wollte Arian mich hoffentlich wieder bei sich haben. Ich selbst würde mich riesig darüber freuen.

Zu seinem Vortrag gestikulierte Arian und meine Gedanken sahen bildlich das Spiel seiner Muskeln vor sich, wenn er sich bewegte. Ich schweifte weiter ab zu unseren Küssen, die mich jedes Mal schweben ließen oder dem Sex, der nicht von diesem Planeten war. Meine Gedanken wollten einfach nicht die Klappe halten.

Perfekt wurde es, weil wir beide dasselbe füreinander fühlten und diese Beziehung für einen längere Zeitspanne gedacht war. Ich wollte optimistisch genug sein, dass wir das schaffen würden.

Kurz landete sein Blick auf mir, weshalb mein Herz einen Satz machte. Leider waren es nur ein paar Sekunde, alles andere wäre auch zu auffällig. Wir durften uns keinen Fehler erlauben. Dennoch war es wundervoll, wenn diese blauen Augen in die meinen sahen.

Um ihn zu ärgern würde ich ihm nach dem Kurs auf jeden Fall eine freche Nachricht schreiben. Ich musste mir nur noch überlegen was genau.

Shawn neben mir tippte fleißig auf seinem Laptop, der war offensichtlich aufmerksam und konnte die Worte des Dekans umsetzen. Kelly zu meiner Linken hörte lediglich zu und schrieb sich nichts davon auf. Vermutlich würde sie das später tun und schmachtete aktuell meinen Freund an.

Hach, wenn sie nur wüsste. Sobald das mit uns öffentlich war, konnte ich ihr wenigstens mitteilen, wie glücklich vergeben wir waren. Trotzdem verspürte ich keine Eifersucht, weil ich Arian vertraute.

Aus meinen Gedanken wurde ich gerissen als Shawn mich mit seinem Fuß anstupste. Vermutlich wollte er wissen warum ich mir nichts notierte. Unschuldig sah ich zu ihm hinüber und er hob fragend eine Augenbraue. Vielleicht ahnte er auch das ich gedanklich ganz woanders gewesen war. Da dürfte es eine gute Idee sein, dass Arian nicht mehr lange mein Professor sein würde. Danach konnte ich mich voll auf den Kurs konzentrieren.

Mein bester Freund widmete sich wieder seinem Laptop und nun tat ich das auch. Es wäre wirklich vernünftig, wenn ich wenigstens irgendwas mitschrieb und dieser wundervollen Stimme lauschte.

~~~

Nach dem Kurs, als ich meine Sachen gerade einpackte, flüsterte Shawn: "Du warst heute wirklich sehr aufmerksam, Pheobe." Ich gab ein Grummeln von mir und während ich den Laptop in meiner Tasche verstaute, antwortete ich: "Lass den Sarkasmus und man muss nicht immer alles aufschreiben was gesagt wird. Manche Dinge kann man sich merken." Er unterdrückte ein Lachen, aber ich blieb gelassen.

Außerdem war mein bester Freund in den meisten Fällen kein Stück besser. Er himmelte den Dekan genauso an, da konnte er mir nicht viel schlecht anrechnen.

Als ich fertig war, hängte ich meine Tasche um die Schulter und machte mich auf den Weg. Shawn würde mir sicherlich folgen, da machte ich mir keine Sorgen.

Allerdings kam ich nur ein paar Schritte weit bis jemand sagte: "Hey Pheobe." Die Stimme ließ mich nach rechts sehen und Charles hatte ein Lächeln im Gesicht als er auf mich zu kam. Dann durfte ich mich einer Unterhaltung stellen, die nie gut enden konnte. Offensichtlich hatte er nämlich mit Shawn seine Differenzen und der dürfte jeden Moment mit uns aufholen.

Der Höflichkeit zuliebe blieb ich trotzdem stehen und antwortete: "Hi." Das Lächeln blieb bei mir aus, aber ich wollte mir wenigstens anhören was Charles wollte.

"Wie geht es dir mit dem Projekt?" Er kam neben mir an und deutete in Richtung Tür, als Frage ob wir weitergehen sollten. Das setzte ich um und Charles tat es mir gleich. Nebenbei musste ich seufzen, denn falls er an Infos kommen wollte, war er an der falschen Adresse. Die Projektarbeit musste er alleine auf die Reihe kriegen.

"Gut, ich bin fast fertig und bei dir?"

Den Raum verließen wir und dabei war ich dem vor uns gewidmet. Auf dem Gang waren einige Studenten unterwegs, die alle ihren nächsten Kurs aufsuchten. Teilweise war es hier der reinste Bienenstock.

"Auch. Pheobe, ich hab mich gefragt, ob du mal was unternehmen willst? Wir könnten was essen gehen oder einen Kaffee trinken." Kurz sah ich zu ihm hinüber und da war dieses selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen. Er schien sich einer Zusage sicher zu sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bekam er wenig Körbe, wenn er sich schon derart sicher war. Bei mir hatte er sich geirrt, denn ich gehörte längst jemand anderem.

"Tut mir leid, aber ich habe aktuell echt viel um die Ohren. Ich habe kaum Zeit für irgendwas." Damit war es eine höfliche Ablehnung, die hoffentlich nicht zu sehr weh tat. Tatsächlich schien ihn das zu überraschen, wie ich gedacht hatte, war er sich der Zusage sicher gewesen.

Ich blieb stehen, denn nun wollte ich auf Shawn warten. Eigentlich hätte ich gedacht, dass er längst mit mir aufschließen würde. Da dem nicht so war, würde ich auf ihn warten. Mit einem Blick nach hinten konnte ich ihn leider nirgends entdecken.

Charles hielt neben mir an und meinte: "Na gut, dann willst du, dass man sich mehr um dich bemüht. Keine Sorge, den Kampf beginne ich." Meinen Kopf drehte ich schnell zu ihm und erklärte: "Nein, das verstehst du falsch. Es tut mir wirklich leid, aber ich habe zu viel zu tun. Das ist eine Tatsache."

Theoretisch entsprach es der Wahrheit, denn mit dem Studium gab es viel Arbeit. Dann hatte ich zwei beste Freunde und Arian, die benötigten alle meine Aufmerksamkeit. Zusätzlich gab es meine Familie, damit hatte ich genug zu tun.

Charles wollte ansetzen, aber da legte mir jemand einen Arm um die Schulter und sagte: "Du entschuldigst uns, wir müssen zum nächsten Kurs." Es war fast beängstigend wie kalt die Stimme von Shawn sein konnte.

Zwischen den beiden musste etwas Größeres vorgefallen sein. Ihr letztes Aufeinandertreffen hatte das zwar bereits bewiesen, nur wurde es diesmal unterstrichen.

Shawn zog mich mit sich, was ich zuließ. Entweder war Charles wegen dem Korb sprachlos oder es lag an meinem besten Freund. Jedenfalls kam kein Ton mehr von ihm und wir konnten weitergehen.

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