Kapitel 76

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Den restlichen Sonntag hatte ich mit Darcie verbracht. Im Grunde hatten wir nur im Bett gelegen und uns erholt. Manchmal war auch so ein Tag nötig.

Am Montagmorgen hatte ich mit meinem üblichen Problem zu kämpfen. Vor allem nach diesem Wochenende. Heute musste ich umso mehr Blickkontakt meiden. Nebenbei sollte ich beten, dass mein Ex nach der Vorlesung nicht nach mir fragte. Ein persönliches Gespräch, wenn ich ihm direkt in die Augen sehen müsste, wäre Mord. Dabei war ich noch zu jung um zu sterben.

Soeben verließ ich mit meinen beiden besten Freunden das Wohnheim.

Ich hatte meine Arme verschränkt, ansonsten hätte ich nämlich mit meinen Fingern gespielt. Ich verkraftete das bevorstehende Erlebnis kaum. Ich hätte Samstagnacht einfach standhaft bleiben sollen und zurück zum Campus fahren.

Aber nein, ich hatte mich um den Finger wickeln lassen. Noch immer war es schwer für mich zu begreifen, dass Arian das mit der Pause ernst meinte. Ich hatte starke Probleme dem Vertrauen zu schenken.

Wir gingen zwar den Weg entlang und Shawn redete irgendwas, allerdings erreichte mich kein Wort. Der Stress in mir war zu groß.

Am besten wechselte ich das College, dann hatte ich diesen Mann nicht mehr vor der Nase. Mit Abstand dürfte es mir leichter fallen ihn zu vergessen. So war das praktisch unmöglich. Immerhin sah ich den Dekan dreimal die Woche.

Wir betraten das gewünschte Gebäude und ich dachte ernsthaft über meine neueste Idee nach.

Nur würde ich Darcie und Shawn vermissen. Endlich hatte ich es geschafft echte Freunde zu finden.

Sollte ich mir das ernsthaft durch die Finger gehen lassen?

Ich landete in der Realität als Shawn mich leicht anrempelte. Erschrocken schnellte mein Blick zu ihm und er hob skeptisch eine Augenbraue.

"Was beschäftigt dich so? Und sag jetzt bitte nicht nichts. Du hast nicht mal mitbekommen wie Darcie sich verabschiedet hat. Deine Gedanken sind offensichtlich ganz woanders." Ich tat das mit einer Handbewegung ab und erklärte: "Ich bin nur müde, da verliert man schnell den Fokus." Man konnte erkennen, dass er dem keinen Glauben schenkte. Trotzdem blieb Shawn still und wandte sich nach vorne.

Wir betraten den Raum für die Vorlesung und machten uns auf den Weg zu unserem üblichen Platz.

Kelly glänzte mit Abwesenheit, aber die kam sicherlich bald. Gestern hatte sie noch geschrieben, dass sie erneut bei Harry übernachten würde. Vielleicht wurde ja mehr daraus, da würde ich mich für sie freuen. Zumindest war er meiner Erinnerung nach soweit in Ordnung.

Schweigend setzten wir uns auf die Stühle und ich öffnete gleich meine Tasche um den Laptop herauszunehmen. Danach schaltete ich ihn ein und Shawn tat dasselbe.

Meine Nervosität erreichte ein neues Level, denn bald würde Arian hier sein.

Um mich abzulenken schnappte ich mir mein Handy und schrieb eine Nachricht an Kelly. Ich fragte sie, ob alles ok war und wo sie sich befand. Falls sie doch nicht auftauchte, hätte ich das sowieso getan.

Shawn stupste mich an, was ihm meine Aufmerksamkeit einbrachte. "Pheobe, was ist los? Deine Unruhe spüre ich bis zu mir." Ich zuckte mit den Schultern und verstaute mein Handy in der Tasche. Damit hatte ich etwas zu tun und antwortete: "Ich bin einfach verdammt müde."

Das war ich tatsächlich. Nach dem Wochenende wäre das jeder. Das nächste sollte ich mir eine Pause gönnen. Mein Körper würde es mir danken.

Er tätschelte meine Hand und meinte: "So ungern ich dir das mitteile, aber ich kann eins und eins zusammen zählen." Ich hielt eine neutrale Miene aufrecht und gab mein Bestes zu überspielen wie ertappt ich mich fühlte. Ich schaffte sogar einen verwirrten Gesichtsausdruck als ich mich ihm zu drehte. Das zog kein bisschen, denn er sagte: "Bitte erzähle es mir sobald wir das Studium abgeschlossen habe. Ich brauche dieses Wissen."

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